Wolfsburg vergeigt in Köln

Von Florian Bogner / Philipp Dornhegge
Manasseh Ishiaku brachte den 1. FC Köln in der ersten Halbzeit mit zwei Toren in Front
© Getty

Der deutsche Meister VfL Wolfsburg hat sich in der 2. Runde des DFB-Pokals aus dem ersten von drei Wettbewerben verabschiedet. Im Bundesliga-Duell unterlag Wolfsburg beim 1. FC Köln mit 2:3 (0:2).

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Manasseh Ishiaku hatte Köln vor 31.500 Zuschauern im ersten Durchgang mit zwei Toren in Führung gebracht (22./32.). Edin Dzeko brachte Wolfsburg heran (54.), Sebastian Freis stellte auf 3:1 (65.). Sascha Riethers abermaliger Anschlusstreffer im Gegenzug (66.) war zu wenig für die Wölfe.

In der hitzigen Schlussphase wurde VfL-Trainer Armin Veh von FIFA-Schiedsrichter Wolfgang Stark auf die Tribüne geschickt. Nationalspieler Marcel Schäfer sah Gelb-Rot wegen Meckerns (90.+3).

"Für die Zuschauer war es ein sehr interessantes Spiel. Wir hätten aber mehr Tore machen müssen und haben die Tore hinten zu leicht weggeschenkt", sagte ein angefressener Veh.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Köln mit derselben Elf, die am Wochenende mit 2:0 in Stuttgart gewann. Bei Wolfsburg ist der in der Liga gesperrte Benaglio zurück im Tor, dazu beginnt Hasebe für den zuletzt auf Schalke indisponierten Johnson.

16.: Flanke Misimovic von links. Dzeko vor seinem Gegenspieler dran. Am kurzen Pfosten köpft der Bosnier die Kugel nur Millimeter am Tor vorbei.

22., 1:0, Ishiaku: Ecke VfL, dann läuft der Kölner Konter. Freis legt auf Podolski, der schlenzt den Ball nach links auf Ehret. Flanke an den Fünfer, Ishiaku köpft mit Hilfe der Unterkante der Latte ins lange Eck. Erstes Pflichtspieltor seit 283 Tagen!

23.: Im Gegenzug Riesenchance für Wolfsburg. Misimovic lobbt in den Lauf von Dzeko. Schuss an den linken Pfosten!

32., 2:0, Ishiaku: Freistoß Podolski, 20 Meter. Kurz angetippt von Petit, Flachschuss innen an der Mauer vorbei. Benaglio lässt nach vorne abklatschen, Ishiaku rauscht heran und staubt ab. Benaglio noch dran, Innenpfosten, drin.

43.: Schäfer hebt das Abseits auf, Ehret geht auf links ab. In der Mitte sind drei Kölner frei, aber Ehret flankt dann zu spät - Benaglio bringt die Pranke vor Ishiaku an den Ball.

Halbzeit-Fazit: Köln mit imponierender Leidenschaft und starken Zweikampfwerten, Wolfsburg machte zu wenig aus der spielerischen Überlegenheit.

50.: Podolski hat das 3:0 auf dem Fuß. Geht von links aufs Tor zu, schießt vom Fünfereck aber knapp rechts am Tor vorbei.

54., 2:1, Dzeko: Drei Mann bei Schäfer, keiner bei Gentner. Der flankt von links in den Strafraum. Der Ball ist lange in der Luft, dennoch steht Brecko nicht bei Dzeko, der volley aus fünf Metern zum Anschluss einschießt.

65., 3:1, Freis: Ballverlust der Wölfe im Mittelfeld, Podolski schaltet am schnellsten. Von der Mittellinie spielt er einen blitzgescheiten Pass auf Freis, der frei durch ist, Benaglio umkurvt und einschiebt.

66., 3:2, Riether: Praktisch im Gegenzug. Eine Schäfer-Flanke von links wird von der kompletten Kölner Defensive unterlaufen, am langen Pfosten lauert Riether und schiebt unbedrängt ein. Brecko war nach innen auf Dzeko eingerückt.

89.: Nach einem Freistoß aus dem Halbfeld köpft Grafite quer in den Lauf von Dzeko, der völlig frei aus sechs Metern nur noch einschieben muss. Aber der Bosnier schlägt ein Luftloch, Köln ist nur noch mit viel Glück vorn.

90.+3, Gelb-Rot für Schäfer: Erst wird Armin Veh von Schiedsrichter Stark auf die Tribüne geschickt, dann sieht Schäfer wegen Meckerns zweimal Gelb.

Fazit: Köln gewinnt ein leidenschaftliches Spiel nicht, Wolfsburg verliert es. Die Gäste waren hinten zu naiv und ließen vorne zu viele Möglichkeiten liegen. Am Ende überschlugen sich die Ereignisse.

Der Star des Spiels: Lukas Podolski. In Stuttgart noch unsichtbar, gegen Wolfsburg bärenstark und immer anspielbar. Leitete das 1:0 mit seinem klugen Seitenwechsel auf Ehret ein, schoss den Freistoß vor dem 2:0, den Benaglio abprallen ließ, und spielte den Traumpass vor dem 3:1 auf Freis. Drei Torbeteiligungen - besser geht's nicht!

Die Gurke des Spiels: Edin Dzeko. Gut, der Bosnier machte ein Tor, ließ aber auch ein halbes Dutzend glasklare Chancen liegen. Unfassbar vor allem die Szene in der 89. Minute: Aus sieben Metern schaffte er es, freistehend am Ball vorbei zu treten.

Die Pfeife des Spiels: Wolfgang Stark. Der FIFA-Schiedsrichter hatte das Spiel lange gut im Griff, ließ in der Schlussphase den Kölnern aber zu viel Zeitspiel durchgehen. Verständlich, dass sich die Wolfsburger aufregten. Welche Aussagen dann von Veh und Schäfer letztlich zu den Platzverweisen führten, kann nur schwer von außen beurteilt werden. Fünf Minuten Nachspielzeit waren eine Minute zu wenig.

Die Lehren des Spiels: Der VfL Wolfsburg hat drei gravierende Probleme: Gegentore nach Standards, Gegentore nach Kontern und Gegentore über Außen. Diese drei Fehlerquellen hat Armin Veh auch nach neun Pflichtspielen (17 Gegentore) nicht in den Griff bekommen. Ein Erklärungsversuch: In Vehs Philosophie stehen die Außenverteidiger bei Ballbesitz sehr hoch, werden aber nicht ausreichend abgesichert.

Bei frühem Ballverlust hat das Mittelfeld dafür Sorge zu tragen, dass die Lücke über Außen geschlossen wird - das können Josue, Hasebe und Gentner aber nur bedingt leisten. Insgesamt spielt der VfL viel zu naiv, um bei Ballverlust rasch genügend Spieler hinter den Ball zu bekommen. Kurzum: Die Abstimmung der Außenpärchen stimmt nur selten.

Wenn der Ball mal nicht verloren ging, war das Spiel nach vorne passabel, vor allem, weil mittlerweile die Balance zwischen Kurzpassspiel und langen Diagonalbällen stimmt und Misimovic immer besser in Form kommt. Vor dem Tor ließ Dzeko allerdings zu viele Möglichkeiten liegen. Grafite scheint es indes an Spritzigkeit zu fehlen.

Kompliment an dieser Stelle an Köln, das aus der Liga-Niederlage vor fünf Wochen gelernt hat, diesmal nicht kopflos ins Verderben rannte und deshalb nicht schon nach 60 Minuten mausetot war. Hinten vor allem in der Zentrale diszipliniert, nach vorne schnörkellos - so kann Köln auch in der Liga aus dem Keller raus kommen.

Köln - Wolfsburg: Daten & Fakten