DFB-Pokal - Marko Rehmer exklusiv: Hertha im Derby in der Pflicht - "Jungs haben einiges gutzumachen"

Von Maximilian Lotz
Hertha-Trainer Tayfun Korkut und Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic.
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Das Fußballspielen lernte er bei Union Berlin, doch sein Herz schlägt für Hertha BSC: Vor dem Hauptstadtderby im DFB-Pokal analysiert Ex-Profi Marko Rehmer im Gespräch mit SPOX und GOAL die Situation bei seinen beiden Ex-Klubs.

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"Es war eine Topausbildung bei Union, aber meine größten sportlichen Erfolge hatte ich mit der Hertha, deswegen drücke ich auch der Hertha die Daumen", betonte der frühere Verteidiger vor dem Achtelfinalspiel zwischen Union und Hertha (ab 20.45 Uhr im LIVETICKER).

Der 35-malige Nationalspieler Rehmer, der in der Bundesliga außerdem für Hansa Rostock und Eintracht Frankfurt spielte, sieht seinen "Herzensverein" im Derby allerdings in der Bringschuld.

Im Gespräch mit SPOX und GOAL geht der 49-Jährige auf die Gründe für die schwankenden Leistungen der Hertha in dieser Saison ein, bescheinigt dem neuen Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic viel Arbeit und traut Trainer Tayfun Korkut einen längeren Verbleib an der Seitenlinie zu. Zudem hat Rehmer zum Begriff "Big City Club" eine klare Meinung.

Marko Rehmer ...

... über die entscheidenden Faktoren für das Spiel:

"Es ist ein Derby. Es ist ein K.o.-Spiel. Und es ist gerade auch in Herthas Situation ein Charakterspiel. Eigentlich bräuchte man die Mannschaft nicht heiß machen. Der Trainer müsste eigentlich gar nicht in die Kabine gehen, denn die Jungs müssten so heiß sein, um einiges wiedergutzumachen - gerade auch mit Blick auf das letzte Derby in der Bundesliga bei Union (0:2). Da muss einfach mehr kommen, mehr Leidenschaft. Über diesen Weg haben wir da auch eine Chance."

Marko Rehmer bestritt 138 Pflichtspiele für Hertha BSC.
© getty
Marko Rehmer bestritt 138 Pflichtspiele für Hertha BSC.

... über die Leistungsschwankungen der Hertha und den Erfolg von Union:

"Sie sind auf einem guten Weg, auch wenn sich das aktuell nicht in den Ergebnissen widerspiegelt. Hut ab vor dem, was Union macht. Sie spielen im zweiten Jahr in der Bundesliga wirklich eine gute Rolle. Da ist Hertha noch hintendran."

... über die Bedeutung des Derbys für die Vormachtstellung in der Stadt:

"Diese Vormachtstellung ist eigentlich nur ein Thema der Fans. Es ist vielleicht schön, als Fan mit einem 'Stadtmeister'-T-Shirt herumzulaufen. Aber es geht einfach darum, zu zeigen, dass da eine Truppe auf dem Platz ist, die sich zerreißt und Leidenschaft mitbringt. Das möchte ich sehen. Wenn dabei noch das Viertelfinale rausspringt, umso schöner."

DFB-Pokal: Das Achtelfinale im Überblick

Datum

Uhrzeit

Heim

Auswärts

Ergebnis

Dienstag, 18. Januar

18.30 Uhr

TSV 1860 München

Karlsruher SC

0:1

Dienstag, 18. Januar

18.30 Uhr

FC Köln

Hamburger SV

3:4 i.E.

Dienstag, 18. Januar

20.45 Uhr

FC St. Pauli

Borussia Dortmund

2:1

Dienstag, 18. Januar

20.45 Uhr

VfL Bochum

FSV Mainz 05

3:1

Mittwoch, 19. Januar

18.30 Uhr

Hannover 96

Borussia Mönchengladbach

Mittwoch, 19. Januar

18.30 Uhr

RB Leipzig

Hansa Rostock

Mittwoch, 19. Januar

20.45 Uhr

TSG Hoffenheim

SC Freiburg

Mittwoch, 19. Januar

20.45 Uhr

Hertha BSC

Union Berlin

... über den Begriff "Big City Club":

"Die Protagonisten, die diesen Begriff ins Leben gerufen haben, sind gar nicht mehr da. Daher interessiert mich das jetzt überhaupt nicht. 'Big City Club' ist vielleicht irgendwann mal schön, aber das ist jetzt nicht die richtige Bezeichnung."

... über die Gründe, warum Hertha nicht so richtig in Schwung kommt:

"Gerade in den letzten Jahren wurden viele Fehler gemacht. Die Mannschaft wurde irgendwie zusammengekauft und zusammengestellt. Das ganze Geld ging aber auch nicht in den Kader, sondern wurde auch in die Infrastruktur, die Geschäftsstelle und den Nachwuchsbereich investiert. Man hat das Geld schon auch gut angelegt und nicht nur in Spieler investiert. Aber es wurden Spieler geholt, die nicht so richtig ins System und ins Team passten. Fredi Bobic hat jetzt ordentlich zu tun und muss auch aufräumen. Er ist da langsam auf einem guten Weg, aber das ist ein Prozess, der nicht von heute auf morgen klappt."

... darüber, wie die Hertha dauerhaft erfolgreicher sein kann:

"Man muss erfolgreicher spielen. Ich möchte auch eine Mannschaft auf dem Platz sehen. Die Jungs können alle kicken. Manchmal habe ich das Gefühl, dass bei einem Gegentor alles zusammenbricht. Es müssen sich mehr Spieler zeigen. Das sind ja alles gestandene Profis. Mir fehlt da eine Linie, mir fehlen Abwehrspieler und Mittelfeldspieler, die auf dem Platz mal selbst das Heft in die Hand nehmen. Man muss auch Spieler mit Leidenschaft holen, aber da ist Fredi auf einem guten Weg."

... über Union als mögliches Vorbild für Hertha:

"Es wäre es schön, wenn Hertha demnächst auch mal wieder da stehen würde, wo Union jetzt steht. Zumindest so, dass Hertha nichts mit dem Abstiegskampf zu tun hat. Man muss schauen, dass man über die Tugend wieder zum Fußballspielen und zum Erfolg zurückkommt. Standardsituationen machen Union auch sehr gefährlich, da kann sich Hertha auf jeden Fall was abschauen."

... über den Höhenflug von Union und die Chancen, das bis zum Saisonende durchzuhalten:

"Man kennt diese Eigendynamik. Wenn man Woche für Woche Leistung bringt, Erfolg hat und auch knappe Spiele gewinnt, warum nicht? Dann sollte man zumindest als Mannschaft daran glauben. Sie werden nicht den Fehler machen und groß herausposaunen, dass die Champions League ihr großes Ziel ist. Aber innerhalb der Mannschaft nimmt sowas eine Eigendynamik an und ich traue Union durchaus den internationalen Fußball zu. Nur im Pokal kommen sie nicht weit." (lacht)

... über die Bedeutung eines Pokal-Heimfinales für Hertha:

"Das sollte eigentlich das Ziel eines jeden Spielers sein. Ich selbst durfte es auch erleben, leider nicht mit Hertha (2006 mit Eintracht Frankfurt, Anm.d.Red.). Es ist einfach ein unfassbar geiles Erlebnis. Das kann wenig toppen, vielleicht noch das WM-Finale, aber gerade in Deutschland ist das eine Riesenparty. Das müsste auch auf jeden Fall das Ziel der Hertha sein, endlich mal im Finale zu stehen."

... über die Finalchancen für Hertha in diesem Jahr:

"Es sind alles K.o.-Spiele. Man muss nicht rechnen und schauen, dass man von der Abstiegszone wegbleibt. Da wird nicht taktiert."

Tayfun Korkut ist seit Ende November Hertha-Trainer, in sechs Liga-Spielen holte er acht Punkte.
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Tayfun Korkut ist seit Ende November Hertha-Trainer, in sechs Liga-Spielen holte er acht Punkte.

... über den Trainerwechsel von Pal Dardai zu Tayfun Korkut:

"Auf jeden Fall spielen wir offensiver. Es braucht noch ein bisschen Zeit, hoffentlich nicht zu lange. Ich sehe schon, dass Hertha sich fußballerisch und im Spiel von hinten heraus verbessert hat. Aber am Ende stehen das nackte Ergebnis und die Punkte. Und die fehlen noch ein bisschen. Es braucht mehr Konstanz und man muss schauen, dass man die Punkte einfährt."

... über Korkut, dessen Vertrag nur bis Saisonende gilt, als mögliche langfristige Lösung:

"Die Idee war für beide Seiten eine Win-Win-Situation. Fredi kennt Tayfun sehr gut von früher. Er selbst war ziemlich lange aus dem Fußball raus, hat sich aber immer wieder blicken lassen und sich informiert. Es ist für beide Seiten selbstverständlich, dass man sich das erstmal anschaut. Und sollte der Erfolg zurückkommen, traue ich Tayfun auf jeden Fall zu, dass er einen längerfristigen Vertrag bei Hertha unterschreibt."

Marko Rehmer im Steckbrief

Geburtstag29.04.1972
GeburtsortBerlin
PositionAbwehr
Karriere-StationenUnion Berlin (1980-1997), Hansa Rostock (1997-1999), Hertha BSC (1999-2005), Eintracht Frankfurt (2005-2007)
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