6:1! Deutschland schießt schwache Iren ab

Von Thomas Jahn / Norbert Pangerl
BVB-Profi Marco Reus (l.) schnürte in Hälfte eins gegen Irland einen Doppelpack
© Getty

Die deutsche Nationalmannschaft hat am 3. Spieltag der WM-Qualifikation den dritten Dreier eingefahren. Marco Reus schnürte beim 6:1(2:0)-Kantersieg in Irland einen Doppelpack im ersten Durchgang. Mesut Özil, Miroslav Klose und Doppeltorschütze Toni Kroos legten in Hälfte zwei nach.

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Vor 40.000 Zuschauern im Aviva-Stadion in Dublin holte Deutschland gegen Irland den dritten Sieg im dritten Quali-Spiel und baute die Tabellenführung in Gruppe C so vorübergehend auf drei Punkte vor Verfolger Schweden aus.

In der ersten Hälfte schoss Marco Reus die DFB-Elf mit einem Doppelpack innerhalb von acht Minuten (32., 40.) in Führung. In Halbzeit zwei legte Mesut Özil mit einem Foulelfmeter (55.) nach, ehe Klose nach Zuspiel von Schweinsteiger auf 4:0 erhöhte (58.).

Der eingewechselte Toni Kroos machte mit seinem Doppelpack (61., 83.) Deutschlands höchsten Sieg gegen die Boys in Green perfekt - daran änderte auch Keoghs Ehrentreffer in der Nachspielzeit nichts mehr. Nach der desolaten Leistung seines Teams dürfte die Luft für Irlands Coach Giovanni Trapattoni allmählich dünn werden.

Die Reaktionen:

Joachim Löw (Bundestrainer): "Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht und verdient gewonnen - auch in der Höhe. Der Gegner spielt ein bisschen einfallslos, mit 80-Meter-Bällen irgendwie nach vorne. Wir haben die richtige Balance gefunden. Wir wussten, dass wir den Ball schnell laufen lassen, aber auch geduldig warten müssen. Auch gegen Schweden muss die Disziplin und Organisation so gut sein wie gegen Irland."

Bastian Schweinsteiger: "Jeder hat einen guten Job gemacht, die Innenverteidiger haben einen guten Job gemacht und die Stabilität hergestellt. Ich denke, dass wir eine erfolgreiche Zeit haben in der Nationalmannschaft. Wir sind insgesamt auf einem sehr guten Weg, ich möchte aber sagen, dass wir den einen Schritt mehr gehen müssen, um Titel zu gewinnen. Wir müssen an jedem kleinen Rad gut sein, um die großen Spanier auch mal zu schlagen."

Marcel Schmelzer: "Die ganze Mannschaft hat mich sehr gut unterstützt, vor allem auch Marco Reus. Ich habe so viel Unterstützung bekommen, dass ich voll konzentriert in das Spiel gehen konnte."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Die Iren mit Walters anstelle des verletzen Keane als einziger Spitze. O'Shea rückt nach St. Ledgers Ausfall von außen ins Defensivzentrum, dafür kommt Coleman neu ins Team und verteidigt rechts. Fahey darf im Dreier-Mittelfeld als Whelan-Ersatz ran.

Im Vergleich zum Österreich-Spiel drei Neue im DFB-Team: Mertesacker ersetzt Hummels innen, Boateng darf rechts für den gesperrten Lahm verteidigen. Schweinsteiger verdrängt Kroos aus dem defensiven Mittelfeld. Götze steht aufgrund muskulärer Probleme kurzfristig nicht im Kader.

30.: O'Shea vertändelt im eigenen 16er den Ball gegen Reus und schiebt und drückt dann gegen den BVB-Spieler, der zu Boden geht. Statt Elfer gibt es aber Gelb für eine vermeintliche Schwalbe Reus'. Eine knifflige Szene!

32., 0:1 Reus: Einen weiten Flankenball kann Schmelzer mittig vor dem irischen Tor mit der Brust nicht richtig stoppen, Coleman geht dazwischen, spielt die Kugel aber genau auf Reus, der zwei Verteidiger umdribbelt und den Ball vom rechten Fünfereck mit rechts unter die Latte nagelt.

40., 0:2 Reus: Boateng treibt die Kugel auf rechts nach vorne und spielt dann einen weiten Ball quer auf Reus. Der Torschütze geht mit dem Ball am Fuß halblinks in den Strafraum, wird nicht angegriffen und haut die Kugel dann mit dem linken Spann rechts unten in den Kasten.

50.: Cox kommt nach einem schönen Steilpass links im Strafraum an den Ball und nagelt ihn sofort mit links auf den Kasten. Außenpfosten!

55., 0:3 Özil: Nachdem O'Dea Klose völlig übermotiviert im Strafraum umsenst, entscheidet Rizzoli zurecht auf Elfmeter. Özil tritt an und versenkt cool links oben.

58., 0:4 Klose: Schweinsteiger mit einem grandiosen Pass zwischen linken Außenverteidiger und Innenverteidiger hindurch auf Klose, der rechts im Strafraum Keeper Westwood umkurvt und mit rechts zum 4-0 einschiebt. Glück, dass der irische Verteidiger den Kullerball nicht mehr von der Linie kratzen kann.

61., 0:5 Kroos: Einen weiten Flankenball köpft O'Shea direkt auf Kroos, der links an der Strafraumgrenze mit links volley abnimmt und am verdutzen Westwood vorbei links unten einnetzt. Wunderschöne Abnahme vom Joker.

81., 0:6 Kroos: Kroos kommt 25 Meter mittig vor dem Tor an den Ball, wird nicht angegriffen und legt sich die Kugel zweimal mit rechts zurecht. Seiner Bombe aus 22 Metern schlägt schließlich rechts neben dem Pfosten ein. Erneut ein super Treffer von Kroos.

90.+2, 1:6 Keogh: Der eingewechselte Keogh köpft eine Ecke zum Ehrentreffer ein. Da hatte die deutsche Elf gepennt und Keogh völlig übersehen.

Fazit: Irlands Bollwerk hielt eine gute Halbe Stunde Stand. Danach wurde ein Klassenunterschied deutlich, der letztenendes zum auch in dieser Höhe verdienten Kantersieg führte.

Der Star des Spiels: Marco Reus. Seine Länderspieltreffer Nummer vier und fünf waren die Sahnehäubchen in einer starken Partie. Der quirlige BVB-Star bewegte sich blendend und war von Irlands Defensive kaum zu fassen. Reus avancierte zum X-Faktor im anfangs lahmenden Angriffsspiel der Deutschen. Ebenfalls stark: Rückkehrer Schweinsteiger.

Der Flop des Spiels: Seamus Coleman. O'Sheas Vertreter auf der rechten Abwehrseite bekam die Kugel beim ersten Gegentor nicht weg. Beim zweiten Tor ließ er Reus - überfordert von dessen Schnelligkeit - viel zu viel Platz. Ragte bei den insgesamt erschreckend schwachen Iren damit nicht einmal besonders negativ heraus.

Der Schiedsrichter: Nicola Rizzoli. Bei O'Sheas elfmeterreifer Attacke gegen Reus lag der Architekt aus Bologna daneben. Hätte zudem den bereits verwarnten O'Dea nach dessen Elfer-Foul gegen Klose vom Platz stellen müssen. Ansonsten ohne Probleme mit einer relativ fairen Partie.

Die Trainer:

Giovanni Trapattoni: Der Maestro musste angesichts der Ausfälle von Keane, St. Ledger und Whelan improvisieren und stellte vom 4-4-2 auf ein 4-5-1 mit einer defensiven Dreierkette im Mittelfeld um. Der Italiener hatte die linke Abwehrseite der Deutschen scheinbar als Schwachpunkt ausgemacht und ließ McGeady daher überraschend über den rechten Flügel kommen - ohne den gewünschten Erfolg.

Joachim Löw: Vertraute Mertesacker und Boateng als Vertreter für Hummels und Lahm. Links ließ er trotz der jüngsten Kritik Schmelzer ran. Schweinsteiger durfte nach seiner Pause im Mittelfeld anstelle von Kroos auflaufen. Löw brachte Kroos erst nach der Halbzeitpause für den angeschlagenen Khedira.

Das fiel auf:

  • Irland zog sich vom Start weg mit zwei Riegeln weit in die eigene Hälfte zurück und ging die DFB-Elf erst ab der Mittellinie an. Nur bei deutschen Abstößen wurden Mertesacker und Badstuber zugestellt, um so den langen Ball zu erzwingen.
  • Deutschland griff die Hausherren dagegen weit in deren Hälfte an und erstickte das Aufbauspiel der biederen und statischen Iren damit schon im Keim. Irland dadurch nur bei vereinzelten Kontern gefährlich.
  • Offensiv fand die Löw-Elf trotz 70 Prozent Ballbesitz zunächst kaum ein Mittel gegen die massive Deckung der Boys in Green: Zu wenig Direktspiel, kaum brauchbare Flanken und viel zu geringe Präzision im Passspiel.
  • Fahey wurde als klassischer Kettenhund für Deutschlands Kreativkraft Özil abgestellt und stand dem Real-Star bei jeder Gelegenheit auf den Füßen, worunter das Angriffsspiel merklich litt.
  • Deutschlands linke Angriffsseite mit Reus und Schmelzer war deutlich aktiver als Boateng und Müller auf rechts. Schmelzer war nach der Löw-Kritik bis auf zwei Szenen zu Beginn voll im Spiel und zeigte gute Laufwege.
  • Mit der Führung im Rücken spielte die deutsche Offensive in Hälfte zwei wie entfesselt auf und zerlegte die völlig überforderte irische Defensive nach allen Regeln der Kunst. Trotz hoher Führung ließ die DFB-Elf niemals locker.

Irland - Deutschland: Daten und Fakten