Ein ganzer Ballack, ein halber Gomez

Von Daniel Börlein/Jochen Tittmar
Mario Gomez gelang gegen Wales kein eigener Treffer, immerhin aber die Vorarbeit zum 2:0
© Getty

Die deutsche Nationalmannschaft hat auch ihr zweites WM-Qualifikationsspiel binnen fünf Tagen gewonnen. Die Elf von Bundestrainer Joachim Löw bezwang Wales in Cardiff verdient mit 2:0 (1:0).

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Vor 26.000 Zuschauern im Millennium Stadium von Cardiff besorgte Michael Ballack den ersten Treffer für das deutsche Team (11.). Das 2:0 erzielte Wales' Abwehrspieler Ashley Williams per Eigentor (48.).

Negativer Höhepunkt war eine Auseinandersetzung zwischen Lukas Podolski und Michael Ballack während der zweiten Halbzeit. Der deutsche Kapitän gab Podolski eine taktische Anweisung durch, die diesem nicht schmeckte. Daraufhin wehrte er sich und ging Ballack fast handgreiflich an.

Zwist zwischen Ballack und Poldi

"Da war nichts Großes, es ging um taktische Sachen auf dem Platz, die ich als Kapitän ansprechen muss. Wenn er das als junger Spieler nicht einsieht, kann man das nachher klären, aber auf dem Platz hat er das zu machen und nicht handgreiflich zu werden. Er ist noch ein junger Spieler, hat noch viel zu lernen und macht Fehler. Das wird er auch einsehen", schildert Ballack die Situation.

Bundestrainer Löw sagte, dass er mit beiden Akteuren noch darüber sprechen wolle.

Die DFB-Elf liegt nach dem Sieg mit nun 16 Punkten nach sechs Partien weiterhin auf Platz eins der Qualifikationsgruppe 4. Dahinter rangiert Russland (1:0-Sieg in Liechtenstein) mit 12 Zählern und einem Spiel weniger.

Nächster Gegner für die deutsche Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation ist Mitte August das von Berti Vogts trainierte Aserbaidschan.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Für den erkrankten Jansen rückt Rolfes in die Startelf. Löw stellt sein System um und lässt Hitzlsperger und Rolfes als Doppelsechs ran. Davor agiert mit Podolski, Ballack und Schweinsteiger eine offensive Dreier-Reihe. Als einzige Spitze bringt der Bundestrainer Gomez.

11., 0:1, Ballack: Klasse Ding vom Capitano. Auf links gibt es Einwurf für Deutschland. Hitzlsperger passt quer auf Ballack, der sich ein Herz fasst und aus 31 Metern einfach mal den Hammer auspackt. Der Schuss fliegt links oben ins Eck.

21.: Beck verliert nach einer Rechtsflanke das Kopfballduell. Von dort kommt der Ball am kurzen Pfosten zu Earnshaw, der die Kugel an Enke direkt vorbei spitzeln will. Doch der Hannoveraner rettet mit einer klasse Parade.

27.: Glück für Deutschland: Ledley stürmt von halblinks in den Strafraum. Tasci stolpert, fliegt auf den Hosenboden und berührt den Ball mit der Hand. Das hätte auch Strafstoß geben können.

30.: Freistoß aus knapp 30 Metern: Hitzlsperger knallt drauf, Hennessey wehrt das Leder zur Seite ab. Guter Versuch des Stuttgarters.

32.: Langer Ball aus dem Mittelfeld von Hitzlsperger an den Strafraum zu Ballack. Der Kapitän legt per Kopf auf Gomez ab, dessen Rechtsschuss nur knapp links am Tor vorbei geht.

32.: Im Strafraum legt Ballack klasse für Podolski ab. Der schießt mit dem linken Außenrist aus kurzer Distanz aufs Tor, doch wieder ist Hennessey zur Stelle.

48., 0:2, Williams (ET): Hitzlsperger schickt Gomez steil. Der erobert sich im Duell mit Collins die Kugel am rechten Eck des Strafraums und passt von der Grundlinie in die Mitte. Dort steht weit und breit kein Deutscher, doch Williams streckt das Bein aus und überrascht Hennessey, der nicht mehr abwehren kann.

57.: Earnshaw setzt sich gegen den immer schwächer werdenden Tasci durch und schießt aus der Drehung aufs Tor. Enke rettet mit einem super Reflex. "Robert-Enke"-Sprechchöre aus dem deutschen Block.

So lief das Spiel: Das deutsche Team kam gut in die Partie, übernahm gleich das Kommando und kontrollierte das Spiel. Die Führung durch den sehenswerten Treffer von Ballack deshalb auch durchaus verdient. Nach etwa 20 Minuten wagten sich die Waliser aus der Deckung und kamen ihrerseits zu teilweise guten Chancen. Bis zur Pause entwickelte sich so eine recht abwechslungsreiche Begegnung.

Nach dem Seitenwechsel schob Wales gleich mal zehn Meter weiter nach vorne und nahm die Deutschen deutlich früher in Empfang. Durch den schnellen zweiten Treffer wurde den Gastgebern allerdings etwas der Wind aus den Segeln genommen. Allerdings gaben sich die Briten nicht auf, während das deutsche Team nur noch das Nötigste tat und das Ergebnis sicher über die Zeit brachte.

Der Star des Spiels: Robert Enke. Der Keeper von Hannover 96 musste überraschend häufig eingreifen und klärte gegen Earnshaw gleich zweimal überragend. Strahlte zudem eine enorme Ruhe aus, versuchte das Spiel bei Gelegenheit schnell zu machen und konnte insgesamt einige Pluspunkte im Kampf um die Nummer eins sammeln.

Die Gurke des Spiels: Serdar Tasci. Der Stuttgarter bekam abermals den Vorzug vor Heiko Westermann, nutzte seine Chance dieses Mal allerdings nicht. Hatte Glück, dass es für sein Handspiel plus anschließendes Foulspiel in Halbzeit eins keinen Strafstoß gab. Leistete sich zudem einige Stellungsfehler und hatte auch Probleme in den Kopfballduellen.

Die Lehren des Spiels: Löw überraschte, indem er auf das bislang kaum erprobte 4-2-3-1 umstellte. Der Vorteil, der schnell deutlich wurde: Das deutsche Team war in Ballnähe im Mittelfeld meist mit zwei Mann präsent und bot den Gastgebern so nur wenig Räume. Im Spiel nach vorne hatte die DFB-Elf durch den zusätzlichen Mittelfeldspieler eine weitere Anspielstation, was sich in einer hohen Ballkontrolle niederschlug.

Ballack und Co. hatten allerdings Probleme, Tempo ins Spiel zu bekommen. Podolski, Ballack und Hitzlsperger standen sich häufig auf den Füßen. Podolski und Schweinsteiger zogen zudem meist zu früh nach innen und die Außenverteidiger rückten zu selten mit auf, um den daraus resultierenden Platz zu nutzen. So war spätestens am Waliser Strafraum Endstation.

Trotz alledem ein verdienter Erfolg für das deutsche Team.

Und was war eigentlich mit "Sorgenkind" Mario Gomez? Der Stuttgarter war als einziger Stürmer häufig allein auf weiter Flur und musste viele Wege gehen, meist ohne dann angespielt zu werden. War allerdings stets bemüht, wenn auch nicht immer glücklich.

Stark, wie er sich vor dem 2:0 durchsetzte und somit das Eigentor durch Williams vorbereitete.

Wales - Deutschland: Daten und Fakten