Die Massen als Motivationsspritze

Von SPOX
Die deutsche U 17 kämpft gegen Mexiko um den Einzug ins WM-Finale
© Getty

Wenn Deutschland gegen Mexiko um das Finale der U-17-WM kämpft, müssen sich die DFB-Bubis nicht nur mit dem bisher stärksten Gegner auseinandersetzen - sondern auch mit 30.000 heißblütigen Mexikanern auf den Rängen.

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Ziemlich genau 25 Jahre ist es jetzt her, als die Fußballfreundschaft zwischen Mexiko und Deutschland für gut zwei Stunden zum Erliegen kam.

Gute Erinnerungen an Mexiko

Seit der WM 1970 stehen beide Nationalverbände in einer engen Beziehung zueinander, der DFB rief 16 Jahre später die Mexiko-Hilfe unter der Schirmherrschaft der Egidius-Braun-Stiftung ins Leben. Erster Spender war Rudi Völler. Tante Käthe spendete damals 5000 D-Mark.

Das war nur wenige Tage nach dem letzten großen Vergleich beider Nationen auf mexikanischem Boden. Der WM-Gastgeber und Deutschland hatten das Viertelfinale der Titelkämpfe 1986 erreicht, in Monterrey beharkten sich beide Mannschaften dann über 120 Minuten bis aufs Blut.

Insgesamt acht Gelbe Karten und zwei Platzverweise hagelte es, am Ende kam Deutschland durch zwei gehaltene Elfmeter von Toni Schumacher mit 4:1 n.E. ins Semifinale.

Diesmal kaum Sympathien von den Mexiko-Fans

Wenn die deutsche U 17 Freitagnacht (0.45 Uhr im LIVE-TICKER) gegen Mexiko um den Einzug ins WM-Finale streitet, dürfte die innige Freundschaft ein weiteres Mal für rund zwei Stunden brachliegen.

Bisher wurde Deutschland bis auf die letzten zehn Minuten im Spiel gegen England - als sich die Zuschauer nach der Aufholjagd der Three Lions offenbar ein dramatisches Elfmeterschießen gewünscht hatten - immer freundlich unterstützt, die Mannschaft erfuhr bisher auch außerhalb des Platzes eine unglaubliche Herzlichkeit.

Für den Knaller im Nuevo Estadio Corona in Torreon aber dürfen sich die DFB-Bubis ganz warm anziehen. Die Hütte ist längst ausverkauft, 30.000 heißblütige Mexikaner werden dann ihre guten Manieren ein wenig vergessen.

Jeder Pfiff als Motivation

"Wir wissen, dass das ganze Stadion hinter Mexiko steht", sagt etwa Mittelfeldspieler Okan Aydin, der nach seiner Rot-Sperre endlich wieder ran darf.

Emre Can lässt die zu erwartende Stimmung noch kalt. Ganz im Gegenteil, der Kapitän sieht darin sogar einen kleinen Vorteil für seine Mannschaft: "Jeder Pfiff gegen unsere Mannschaft wird uns umso mehr motivieren."

Mexiko und Deutschland haben als einzige Teams alle ihre fünf Spiele gewonnen, beide Mannschaften imponierten bisher mit geradlinigem Offensivspiel und jeder Menge Tore.

Mexikos gefährliches Sturmduo

"Es wird ein Fußball-Fest", freut sich Deutschlands Trainer Steffen Freund schon. "Beide Mannschaften haben mit fünf Siegen aus fünf Spielen ein tolles Turnier gespielt. Es kann nur ein ganz großes Spiel werden, das von Leidenschaft geprägt sein wird."

Auch Freund sieht die mexikanische Begeisterung während der Partie nicht nur als Nachteil für seine Mannschaft: "Auch wenn Mexiko durch den starken Rückhalt sicherlich zusätzlich motiviert ist. Die Atmosphäre wird meine Mannschaft beflügeln."

Ganz besonders gefährlich ist das mexikanische Sturmduo mit Toptorjäger Carlos "Charley" Fierro und Partner Marco Bueno. Fierros Tore waren es, die die K.o.-Runden gegen Panama und die hoch gehandelten Franzosen im Viertelfinale entschieden.

Beide Mannschaften definieren sich über eine extreme Geschlossenheit und einen ausgeprägten Teamgeist. Nicht wenige Beobachter sehen in der Partie bereits das vorweggenommene Finale.

Freund: Mexiko ist Favorit

Freund wird deshalb auch nicht müde, den Gastgebern die Favoritenrolle zuzuschieben.

"Für mich sind nach wie vor Brasilien und Mexiko die Top-Favoriten auf den WM-Titel. Mexiko spielt ein hervorragendes Turnier und hat das ganze Land geschlossen hinter sich. Außerdem sind sie die schwierigen klimatischen Bedingungen gewöhnt."

Dabei wird sich die deutsche Mannschaft, die seit der ersten Partie gegen Ekuador einen enormen Entwicklungsschritt vollzogen hat, aber keinesfalls verstecken müssen.

Neben Aydin kehren auch die beiden zuletzt erkrankten Koray Günter und Levent Aycicek zurück ins Team. "Die Mannschaft hat die Magen-Darm-Probleme überwunden", sagt Freund. "Fast alle Spieler sind topfit und bereit für dieses große Spiel."

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