Zehnter Sieg: Deutschland stellt Rekord auf

Von Christian Bernhard / Norbert Pangerl
Deutschland feierte gegen Belgien den zehnten Sieg im zehnten EM-Quali-Spiel
© Getty

Die deutsche Nationalmannschaft hat durch das 3:1 (2:0) gegen Belgien auch das letzte EM-Qualifikationsspiel gewonnen und mit dem zehnten Sieg im zehnten Spiel einen neuen DFB-Rekord aufgestellt. Noch nie zuvor war das einem DFB-Team gelungen.

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Vor 48.483 Zuschauern in Düsseldorf erzielten Mesut Özil (30.), Andre Schürrle (33.) und Mario Gomez (48.) die Tore für das Team von Bundestrainer Joachim Löw. Marouane Fellaini (86.) erzielte für die Gäste den Ehrentreffer. Für Deutschland war es der achte Pflichtspiel-Sieg gegen Belgien im achten Spiel.

Ilkay Gündogan feierte in der Schlussphase sein A-Nationalmannschaftsdebüt und ist damit für Deutschland festgespielt.

Benote die DFB-Stars! Euer Zeugnis für die deutschen Nationalspieler!

Belgien, bis zum DFB-Doppelschlag die klar bessere Mannschaft, verpasste durch die Niederlage Tabellenplatz zwei und somit die Playoffs, da die Türkei Aserbaidschan mit 1:0 schlug. Özil leistete der Türkei damit wie angekündigt Schützenhilfe.

Reaktionen:

Joachim Löw (Trainer Deutschland): "Es war schon wichtig, dass wir das Finish durchziehen - auch als Botschaft an die Konkurrenz. Die Belgier haben stark begonnen und alles gegeben. Sie hatten schließlich nichts zu verlieren. In dieser Phase war es gut, dass Mesut getroffen hat. Wir wollten uns schließlich nicht nachsagen lassen, dass wir mit einer schlechten Leistung den Wettbewerb beeinflussen. Wir haben nicht für die Türkei, sondern in erster Linie für uns gewonnen. Mit Blick auf die EM möchte ich mit einem aufräumen: Es stört mich, dass immer von einem Duell von Deutschland gegen Spanien um den Titel gesprochen wird. Es gibt noch einige andere Nationen, die brandgefährlich sind."

Georges Leekens (Trainer Belgien): "Die deutsche Mannschaft war sehr stark. Man hat aber in den ersten 20 Minuten gesehen, dass das kleine Belgien auch Fußball spielen kann. Wir wollten die drei Punkte und haben offensiv gespielt. Ich war nur enttäuscht, dass wir bei den Standardsituationen nicht aufmerksam genug waren. Ich bin stolz auf das, was die junge Mannschaft geleistet hat."

Mesut Özil (Deutschland): "Wir hatten zu Beginn einige Schwierigkeiten, dann lief es nach dem 1:0 besser. Ich bin glücklich, dass mir das Tor gelungen ist. Ich freue mich natürlich für meine türkischen Freunde und hoffe, dass sie sich nun über die Playoffs für die EM qualifizieren."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Löw bringt mit Höwedes (Rechtsverteidiger), Hummels, Kroos, Özil und Schürrle fünf Neue im Vergleich zum Türkei-Spiel. Schweinsteiger, Boateng und Podolski (alle angeschlagen) sitzen auf der Tribüne, Badstuber und Wiese erhalten eine Pause und sind ebenfalls nicht im 18-Mann-Kader.

Belgien im 4-2-3-1-System mit dem Nürnberger Simons auf der Doppelsechs. Toptalent Hazard kommt über links. Lukaku sitzt auf der Bank, De Camargo hat sich gestern im Abschlusstraining verletzt und ist raus.

30.: Müller zieht von der rechten Seite zur Mitte und bedient Gomez links an der Strafraumgrenze. Der Torjäger nimmt den Ball perfekt mit, scheitert dann aber mit links an Keeper Mignolet. Starke Parade!

30., 1:0, Özil: Was für ein Knaller! Kroos bringt eine Ecke von links flach zur Mitte, wo Müller den Fuß hinhält. Über Umwege landet der Ball bei Khedira, der ihn halbrechts im Strafraum zu Özil zurückspielt. Der Real-Spieler nagelt den Ball mit links von der Strafraumgrenze ins rechte obere Eck.

33., 2:0, Schürrle: Nach einem Eckball der Belgier kontern die Deutschen perfekt. Gomez, der an der Mittellinie an den Ball kommt, steckt zwischen zwei Verteidigern durch auf Schürrle, der aus 25 Metern von halblinks allein auf Mignolet zuläuft. Mit rechts überlupft er den herauseilenden Keeper wunderschön.

42.: Nach einer Hazard-Ecke von links kommt Vertonghen aus rund 12 Metern im Sechzehner zum Abschluss. Seinen Rechtsschuss fälscht Höwedes gerade noch am linken Pfosten vorbei ab zur Ecke.

45.: Gomez spielt an der Strafraumgrenze Doppelpass mit Khedira, der den Ball wunderbar auf Gomez durchsteckt. Der Mittelstürmer scheitert aber mit seinem Rechtsschuss erneut an Mignolet.

48., 3:0, Gomez: Müller treibt den Ball nach vorne und spielt ihn zu Özil. Der Real-Spieler setzt am Strafraum Gomez ein, der die Kugel mittig am Verteidiger vorbeilegt und sofort mit links ins rechte Eck abzieht. Keeper Mignolet kommt nicht mehr richtig an den Ball ran.

68.: Lukaku nimmt Hummels an der rechten Eckfahne den Ball ab und zieht in den Strafraum. Mit links drischt er den Ball flach aufs lange Eck, doch Neuer ist schnell unten und lenkt den Ball ins Toraus.

86., 3:1, Fellaini: Mertens bringt von der linken Seite eine Ecke mit rechts auf den kurzen Pfosten. Dort setzt sich Fellaini gegen Mertesacker durch, hält den Kopf hin und überwindet den herauslaufenden Neuer.

Fazit: Am Ende ein verdienter DFB-Sieg, auch wenn das Löw-Team in der Anfangsphase kein Land sah. Belgien war mehr als bemüht, agierte in den entscheidenden Phasen aber zu naiv.

Der Star des Spiels: Mesut Özil. Der Real-Spieler brachte die DFB-Elf mit einem Traumtor auf die Siegerstraße und war auch an den Toren zwei und drei entscheidend beteiligt. Gomez' 3:0 bereitete er direkt vor, das 2:0 machte er erst durch einen simplen, aber effektiven Pass auf Khedira am eigenen Strafraum möglich. Nahm sich einige Auszeiten, war aber in den entscheidenen Situationen immer zur Stelle.

Der Flop des Spiels: Laurent Ciman. Der belgische Rechtsverteidiger hatte große Probleme mit dem agilen und lauffreudigen Schürrle und fiel bei seinen seltenen Vorstößen immer wieder mal mit technischen Fehlern auf.

Der Schiedsrichter: Svein Oddar Moen aus Norwegen hatte die faire Partie stets im Griff, seine beiden Assistenten gaben bei den Abseitsentscheidungen eine gute Figur ab. Einziger Fehler: Lombaerts Einsteigen gegen Gomez (70.) war elfmeterreif.

Analyse: Die Belgier machten von Beginn an klar, dass sie dieses Spiel gewinnen wollen. Die Gäste gingen sehr aggressiv zu Werke und bestimmten mit viel Ballbesitz das Spiel. Hazard und Co. attackierten früh und breitgefächert, nicht nur den Ballführenden, und ließen der DFB-Elf so kaum Luft zum Atmen. Kurz: Belgien war zu Beginn in allen Belangen überlegen, die Einstellung beim Löw-Team stimmte nicht.

Schürrle gab erst nach 14 Minuten mit einer Einzelaktion und einem viel zu hohen Weitschuss das erste offensive Lebenszeichen der DFB-Elf ab.

Nach einer Viertelstunde wurde der belgische Druck etwas weniger und Deutschland war um Kontrolle bemüht - im Spiel nach vorne ging aber weiter wenig bis nichts. Bezeichnend, dass Löw bereits nach 25 Minuten Reus, Träsch und Aogo zum Aufwärmen schickte. Zu dieser Zeit lautete das Eckenverhältnis 4:0 für Belgien.

Der Doppelschlag von Özil und Schürrle stellte die Partie völlig auf den Kopf. Belgien schlug weiterhin viele hohe Bälle auf die Flügel und in den Strafraum, die DFB-Elf hatte die Partie nun aber unter Kontrolle.

Belgien-Coach Leekens brachte zur zweiten Hälfte Toptalent Lukaku für Ogunjimi, Gomez schockte die Gäste aber bereits nach drei Minuten und beendete mit dem 3:0 alle Hoffnungen Belgiens.

Die Luft war nun raus, das Spiel mutierte zu einer Art Freundschaftsspiel, in dem beide Teams gefällig kombinierten. Lukaku belebte das Angriffsspiel der Belgier und zwang Neuer zu einer guten Parade (69.). Kurz vor Schluss war der FCB-Keeper mächtig suaer über Belgiens Ehrentreffer - es war von der Anfangsphase abgesehen der einzige negative Aspekt des DFB-Rekord-Abends.

Deutschland - Belgien: Daten und Fakten zum Spiel