DFB-PK: Stars fallen aus - klare Ansage zu Kimmich - Kapitäns-Überlegungen unter der Dusche

Von Christian Guinin
Hansi Flick spricht einen Tag vor seinem Debüt als Bundestrainer zur Presse.
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Am Donnerstag bestreitet die deutsche Nationalmannschaft gegen Liechtenstein ihr erstes Pflichtspiel unter Hansi Flick gegen Liechtenstein (20.45 Uhr). Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel haben sich Hansi Flick und Joshua Kimmich gegenüber der Presse geäußert. Thema waren dabei die personelle Situation, die Taktik gegen Liechtenstein und die zukünftigen Vorstellungen Flicks beim DFB.

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Bei seinem Debüt muss der neue Bundestrainer auf die Leitwölfe Manuel Neuer und Thomas Müller verzichten. Kapitän Neuer wird wegen anhaltender Probleme am Sprunggelenk im WM-Qualifikationsspiel gegen Liechtenstein am Donnerstag in St. Gallen geschont, Müller reiste wegen einer Adduktorenverletzung sogar ab. Er steht damit auch in den beiden Duellen mit Armenien und Island nicht zur Verfügung.

"Das Risiko ist einfach zu groß", sagte Flick über Müller, "es macht durchaus Sinn, ihn nach Hause zu schicken. Wir haben genügend Spieler an Bord und können ihn ersetzen." Für Neuer, den Flick gegen Armenien zurückerwartet, wird Bernd Leno vom FC Arsenal das deutsche Tor hüten.

Obwohl er seine personellen Pläne durchkreuzt sieht, versprühte Flick Zuversicht. "Ich freue mich auf mein erstes Länderspiel und darüber, für diese Nation verantwortlich zu sein", sagte er. Von seiner Mannschaft will er wie im Training "Intensität" sehen.

In Sachen Taktik kündigte Flick die Rückkehr zur Viererkette an. Auf der rechten Seite könnte der Wolfsburger Ridle Baku eine Chance bekommen. Im Zentrum werden Antonio Rüdiger und Niklas Süle erwartet, links EM-Shootingstar Robin Gosens.

Joshua Kimmich fühlte sich derweil in seine Schulzeit zurückversetzt. Beim Neustart unter Flick "kommen Erinnerungen an meinen Abi-Ball hoch, den hatte ich genau hier vor acht Jahren", sagte er im SSB-Veranstaltungszentrum im Stuttgarter Waldaupark und schmunzelte. Zu seiner damaligen Tanzpartnerin schwieg der Münchner auch auf zweimalige Nachfrage, stattdessen sprach er lieber über seine neue Chefrolle in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft.

Flick sieht Kimmich "definitiv" wieder auf der Sechserposition. Und Kimmich machte aus seiner Freude darüber kein Hehl. Auf der ungeliebten Außenposition vor der Dreierkette hatte er seine Klasse bei der EM nie ganz ausspielen können. "Vermeintlich auftragslos" fühlte er sich da, in der Zentrale könne er viel mehr "Einfluss nehmen", betonte er.

Das darf und soll er unter Flick - auch als Erbe von Toni Kroos, der nach Jahren als Mittelfeld-Boss im Sommer zurücktrat. Kimmich, forderte Flick, müsse "den nächsten Schritt machen und die Mannschaft positiv pushen. Er muss auf dem Feld der Leader sein, den man braucht auf der Position".

Kimmich scherzt über Binde: "Hoffentlich kleiner geworden"

Der 26-Jährige bringe alles mit für diese Rolle, Flick lobte ihn als "einen der besten" Sechser der Welt. Zu seiner Bayern-Zeit sah er in ihm schon einen kommenden Weltfußballer. "Er ist technisch sehr stark, hat einen enormen Willen", sagte Flick in Stuttgart. Für den Schritt auf die höchste Stufe, in die Riege der Topstars wie Messi, Ronaldo oder Lewandowski, müsse Kimmich allerdings lernen, "seinen beispiellosen Ehrgeiz noch ein bisschen besser zu kanalisieren".

Das gelingt ihm mal mehr, mal weniger gut. Auch in den ersten Einheiten unter Flick hörte man Kimmich laut fluchen, als ihm mal ein Ball verrutschte. Nach dem Achtelfinal-Aus gegen England schlug seine Gier in tiefe Trauer um, seine Tränen rührten Millionen. "Es geht immer um Chancen im Leben. Wir haben leider schon zwei in den Sand gesetzt", sagte er über seine bisherigen Turniere.

Für eine erfolgreichere WM in 15 Monaten soll Kimmich mit seinen Klubkollegen Leon Goretzka und Thomas Müller das neue Herzstück der DFB-Elf bilden. Müller (Adduktoren) fehlt beim Flick-Debüt, an diesem Trio führt für Lothar Matthäus perspektivisch aber kein Weg vorbei. "Kimmich spielt die Bälle in die Tiefe, Goretzka macht die Läufe in den Strafraum und Müller die Organisation - für mich hat dieses Mittelfeld die Qualität, um gegen alle Mannschaften Akzente zu setzen", sagte der Rekordnationalspieler.

Mit Kapitän Kimmich? In St. Gallen könnte er Manuel Neuer vertreten, der angeschlagen fehlt. Obwohl: Als er die DFB-Elf im Oktober 2019 gegen Argentinien (2:2) erstmals aufs Feld führte, musste sich Kimmich noch "eine Büroklammer reinstecken, damit die Binde gehalten hat". Er hoffe, scherzte Kimmich, dass das begehrte Stück Stoff "kleiner geworden ist". Ansonsten muss "Schüler" Kimmich eben reinwachsen.

DFB-PK mit Flick und Kimmich im Liveticker zum Nachlesen

Kimmich über Standardsituationen: "Prinzipiell kann einem das schon einmal ein Spiel erleichtern und gewinnen. Das ist eine Sache, die vielleicht ein bisschen unterschätzt wird, vor allem bei Top-Teams. Vielleicht sollten uns wir hier mehr Zeit nehmen, um das zu trainieren. So wie 2014, als die Mannschaft auch viele Tore nach Standardsituationen gemacht hat."

Kimmich über die Herangehensweise gegen Liechtenstein: "Wir wollen hoch pressen, viele hohe Ballgewinne erzielen. Wir hatten schon einige Videositzungen. Das wird ähnlich wie bei den Bayern sein. Nach Ballgewinnen schnell umschalten und direkt nach vorne spielen. Die Erwartungshaltung der Fans und uns selbst ist sehr hoch. Man muss merken, dass wir Spaß daran haben, Spiele zu gewinnen."

Kimmich über seine Entwicklung: "Ich hoffe, dass meine Entwicklung mit 26 noch nicht vorbei ist, sowohl hier als auch bei den Bayern mit Julian Nagelsmann. Ich will mich sowohl als Spieler als auch in beiden Mannschaften weiterentwickeln."

Kimmich über seine Position im Mittelfeld: "Generell war es die letzten Jahre so, dass ich im Mittelfeld gesehen wurde. Prinzipiell weiß man zwar nie, wie es kommt, weil sich jemand verletzten kann. Aber ich erwarte, dass ich in der Mitte eingeplant bin."

Kimmich über das Spiel: "Die Erwartungshaltung ist, dass wir das Spiel deutlich gewinnen und ein paar Tore schießen."

Kimmich über die Kapitänsbinde: "Ich weiß nicht, inwiefern wir morgen auflaufen. Dennoch wäre es eine Ehre, Deutschland als Kapitän zu vertreten."

Kimmich über das Ziel, Weltmeister zu werden: "Wir haben schon zwei Optionen verspielt. Aber wie Manuel Neuer schon gesagt hat. Das Ziel muss es sein, Weltmeister zu werden. Wir müssen mit der Erwartungshaltung an den Start gehen, dieses Turnier gewinnen zu können."

Kimmich über die Bedeutung eines Spiels in Stuttgart: "In erster Linie kommen, wenn ich hier sitze, Emotionen an meinen Abiball hoch. Den hatte ich genau hier. Dennoch bin ich immer noch gerne in Stuttgart, bin im Internat gewesen und in allen Jugendmannschaften."

Kimmich über den neuen alten Trainer: "Die letzten Tage waren ganz gut. Nun ist es wichtig, dass der Trainer seine Idee und seine Prinzipien in die Mannschaft bekommt. Das oberste Ziel ist, dass wir uns für die WM qualifizieren."

Kimmich kommt: Jetzt kommt Joshua Kimmich.

DFB-PK - Flick: "Es geht nur gemeinsam und miteinander"

Flick über die Zukunft des deutschen Fußballs: "In den letzten paar Wochen, in denen ich dabei bin, lag der Fokus ganz klar auf der A-Mannschaft. Dennoch gab es schon Austausch mit den Trainern der Jugendmannschaften, zum Beispiel mit Stefan Kuntz. Wir wollen den Weg gemeinsam mit den U-Trainern gehen."

Flick über seine Co-Trainer: "Im Trainerteam gibt es keine Hierarchie. Ich bin jemand, der Diskussionen zulässt. Es gibt keinen ersten, zweiten oder dritten Trainer. Klar, ich bin Bundestrainer, aber vor allem bin ich Teamplayer. Jeder muss in der Lage sein, das Training zu führen. Wir sitzen alle an einem großen Tisch. Das alles klappt nur, wenn man eine offene und ehrliche Kommunikation hat. Nur so bringen wir das Team uns uns weiter. Der Erfolg der Mannschaft steht im Vordergrund."

Flick über den Kapitän: "Erst vorhin habe ich unter der Dusche darüber nachgedacht, wer überhaupt Kapitän ist. Aktuell gibt es noch keinen, ich habe aber einige Spieler im Kopf, die das machen könnten."

Flick über eine mögliche Aktion hinsichtlich der WM in Katar: "Es ist keine Aktion geplant. Das ändert aber nichts an der Tatsache, für was dieses Team steht. Auch das Trainerteam steht hinter diesen Werten."

Flick über junge Spieler: "Jeder Spieler, der hier ist, kann ohne Bedenken von Beginn an spielen. Natürlich gibt es Positionen, die mehrfach besetzt sind, da wird man sehen müssen. Aber wer von Anfang an spielt und ob einer der drei Neulinge zum Einsatz kommt, wird morgen entschieden."

Flick über Lichtenstein: "Sie spielen sehr gut, da ist eine gute Ordnung zu sehen. Man wird eine gewisse Intensität brauchen und Läufe in die Tiefe und Lücken und Löcher zu generieren. In den ersten Tagen haben wir den Fokus aber eher auf uns gelegt. Wir sind sicher, dass wir uns gut vorbereitet haben."

Flick über Kimmich: "Er ist definitiv als Sechser eingeplant und wird dort auch spielen. Dort ist er einer der besten Spieler der Welt. Er muss nun den Schritt gehen, dass er die Mannschaft führt und zum Leader auf dem Platz reift. Um seine Mitspieler zu coachen und zu pushen. Zudem ist er technisch enorm versiert. Er ist noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung und bereit alles zu geben, um sich weiterzuentwickeln."

Flick über die Anreise (per Bus): "Ich wäre lieber geflogen. Das gehört zu einer professionellen Anreise. Wir haben viele Spiele in kürzester Zeit. Die Spieler brauchen Zeit, um zu regenerieren. Von Seiten der Mannschaft gab es aber keine Einwände. Der DFB hat das so entschieden, also wird es so gemacht. Am Ende kommt es immer darauf an, wie lange man unterwegs ist. Bei zwei bis drei Stunden ist das kein Problem, aber alles darüber wird kompliziert. Wir hoffen nun, dass wir nicht allzu lange brauchen."

Flick über die Herausforderungen als Bundestrainer: "Es ist wichtig, dass wir den Weg weitergehen. Die Trainer sind verantwortlich für die Leistung des Teams. Deshalb werden wir diesen Weg immer wieder überdenken. Es geht nur gemeinsam und miteinander. Jeder muss wissen, was zu tun ist und wie man die Spieler am besten entwickeln kann. Dafür sind mein Trainerteam und ich verantwortlich."

Flick über seinen Job als Bundestrainer: "Es ist mein erstes Spiel als Bundestrainer. Die Art und Weise wie das Team und der Staff agiert, macht mich sehr glücklich. Wie wir miteinander umgehen gefällt mir sehr gut. Deshalb freue ich mich auf mein erstes Länderspiel. Für diese Nation verantwortlich zu sein und die besten Spieler Deutschlands zu nominieren."

Flick über Neuer: "Wir gehen davon aus, dass er am Sonntag dabei sein kann."

Flick über die Mannschaft: "Ich bin sehr zufrieden. Die Mannschaft hat gut gearbeitet und eine gute Mentalität gezeigt. Das war sehr schön zu sehen. Ich bin sehr überzeugt von diesem Team."

Flick über die aktuelle Situation in der Mannschaft: "Manu hat nicht trainiert, er steht gegen das Spie gegen Liechtenstein nicht zur Verfügung. Bernd Leno wird stattdessen spielen. Auch Thomas Müller wird abreisen. Er wird sowohl morgen als auch gegen Armenien nicht spielen können. Daher macht es Sonn ihn nach Hause zu schicken, wir können ihn ersetzen."

Beginn: Hansi Flick betritt den Raum, es kann losgehen.

Vor Beginn: Flick muss bei seinem Debüt womöglich auf Kapitän Manuel Neuer und Thomas Müller verzichten. Die Nummer 1 fehlte beim Abschlusstraining wegen anhaltender Probleme am Sprunggelenk. Klubkollege Müller musste wegen Adduktorenbeschwerden passen.

Vor Beginn: Die ersten Eindrücke vom neuen Trainer sind gut. Thomas Müller sprach zuletzt von einer "gewissen Euphorie" seit dem Trainerwechsel. Auch Ilkay Gündogan, der zwischenzeitlich offenbar einen Rücktritt von der Nationalmannschaft in Erwägung zog, berichtete von einem "sehr schönen Gespräch". "Ich habe Wertschätzung mir gegenüber gespürt", sagte er am Dienstag.

Vor Beginn: Vor dem Spiel gegen Liechtenstein in der WM-Quali steht freilich die mögliche Startelf im Fokus. Wie sieht die erste Flick-Elf aus? Wir sind gespannt, ob der Ex-Bayern-Trainer dazu schon was verraten will.

Vor Beginn: Am Montag startete das DFB-Team seinen Neuanfang mit dem ersten Training unter Hansi Flick. Hier könnt Ihr das gesamte Training im Re-Live sehen.

Vor Beginn: Hallo und herzlich willkommen zur Pressekonferenz der deutschen Nationalmannschaft. Ab 12.45 Uhr sprechen Kimmich und Bundestrainer Flick. Die PK ist unter anderem im Livestream des DFB zu sehen.

Der Fahrplan der deutschen Nationalmannschaft 2021:

  • September 2021 in St. Gallen: Liechtenstein - Deutschland (WM-Quali, 20.45 Uhr)
  • September 2021 in Stuttgart: Deutschland - Armenien (WM-Quali, 20.45 Uhr)
  • September 2021 in Reykjavik: Island - Deutschland (WM-Quali, 20.45 Uhr)
  • Oktober 2021 in Hamburg: Deutschland - Rumänien (WM-Quali, 20.45 Uhr)
  • Oktober 2021: Nordmazedonien - Deutschland (WM-Quali, 20.45 Uhr)
  • November 2021 in Wolfsburg: Deutschland - Liechtenstein (WM-Quali, 20.45 Uhr)
  • November 2021: Armenien - Deutschland (WM-Quali, 18 Uhr)
Hansi Flick spricht einen Tag vor seinem Debüt als Bundestrainer zur Presse.
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Hansi Flick spricht einen Tag vor seinem Debüt als Bundestrainer zur Presse.

DFB-Team: Das ist Flicks erster Kader

Tor:

  • Manuel Neuer (Bayern München)
  • Bernd Leno (FC Arsenal)
  • Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt)

Abwehr:

  • Ridle Baku (VfL Wolfsburg)
  • Robin Gosens (Atalanta Bergamo)
  • Thilo Kehrer (Paris St. Germain)
  • Lukas Klostermann (RB Leipzig)
  • David Raum (TSG Hoffenheim)
  • Antonio Rüdiger (FC Chelsea)
  • Nico Schlotterbeck (SC Freiburg)
  • Niklas Süle (Bayern München)

Mittelfeld/Angriff:

  • Karim Ademeyi (Red Bull Salzburg)
  • Mahmoud Dahoud (Borussia Dortmund)
  • Serge Gnabry (Bayern München)
  • Leon Goretzka (Bayern München)
  • Ilkay Gündogan (Manchester City)
  • Kai Havertz (FC Chelsea)
  • Jonas Hofmann (Borussia Mönchengladbach)
  • Joshua Kimmich (Bayern München)
  • Thomas Müller (Bayern München)
  • Jamal Musiala (Bayern München)
  • Florian Neuhaus (Borussia Mönchengladbach)
  • Marco Reus (Borussia Dortmund)
  • Leroy Sane (Bayern München)
  • Timo Werner (FC Chelsea)
  • Florian Wirtz (Bayer Leverkusen)
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