DFB und DOSB kritisieren Notbremse: "Harte Fakten negiert"

SID
Keller hat kein Verständnis für die neue Bundesnotbremse.
© imago images / Hartenfelser

Die Corona-Notbremse bietet dem Freizeit- und Breitensport keine echte Perspektive - DFB und DOSB üben teils deutliche Kritik.

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"Harte Fakten" wurden ignoriert, "schwer nachvollziehbare Entscheidungen" getroffen - insgesamt fehlen "Augenmaß und Fingerspitzengefühl": Die bundesweite Corona-Notbremse hat die Spitzen des deutschen Sports auf den Plan gerufen. Denn aus Sicht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) kommen erneut die Millionen Breiten- und Amateursportler zu schlecht weg.

"Wer draußen Fußball spielt, gefährdet seine Gesundheit nicht, ganz im Gegenteil: Er stärkt sie", sagte DFB-Präsident Fritz Keller am Donnerstag, nachdem die Ergänzung des Infektionsschutzgesetzes auch den Bundesrat passiert hatte.

Ab einer Inzidenz von 100 sind die Bewegungsmöglichkeiten für "normale Menschen" weiterhin stark eingeschränkt. Die Politik müsse jedoch "jede Entscheidung auf der Basis von Fakten treffen", sagte Keller: "Immer mehr wissenschaftliche Studien von Aerosolforschern und Epidemiologen belegen das äußerst minimale Infektionsrisiko an der frischen Luft und die wachsenden Gefahren für die Gesundheit aufgrund des Bewegungsmangels."

Freiluftsport solle daher "unter Einhaltung der bewährten Hygienekonzepte endlich wieder umfassender ermöglicht werden", sagte Keller und sprach von "schwer nachvollziehbaren Entscheidungen allein auf der Basis von Inzidenzwerten".

DFB-Kritik: "Harte Fakten erneut negiert"

Auch DFB-Vizepräsident Rainer Koch vermisst den "in unseren Augen längst überfälligen Schritt in die richtige Richtung", die Regeln seien "das Gegenteil: Nahezu alle Expert*innen-Meinungen und harten Fakten wurden erneut negiert."

Ausnahmen der Notbremse gelten vor allem - aber nicht ausschließlich - für den Berufs- und Leistungsport. Auch Kinder bis zum Alter von 14 Jahren dürfen im Freien in Fünfergruppen weiterhin kontaktfreien Sport ausüben. Dieses Zugeständnis immerhin enthält die Notbremse, ansonsten gilt aber: Sport ist nur alleine, zu zweit oder mit Mitgliedern des eigenen Hausstandes erlaubt.

Dabei sei der Sport nicht Teil des Problems, er sei "Bestandteil der Lösung bei der Pandemiebewältigung", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. Der 60-Jährige plädiert für "eine differenziertere Bewertung der jeweiligen Situationen und Lösungen mit Augenmaß und Fingerspitzengefühl".

Nach einem Jahr "verordneter Bewegungslosigkeit tut jede neue Form von Einschränkung richtig weh. Denn unsere 90.000 Vereine hoffen seit Monaten vergeblich wieder auf mehr Normalität. Die Einschränkungen belasten Körper, Seele und Geist bei den Kindern genauso wie bei den Senioren und allen Altersgruppen im Erwachsenen-Bereich", sagte Hörmann.

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