DFB-Direktor Oliver Bierhoff warnt Profis vor Unselbstständigkeit - DFB startet Mentoringprogramm

SID
Oliver Bierhoff ist DFB-Direktor.
© getty

DFB-Direktor Oliver Bierhoff warnt junge Fußballprofis davor, sich sämtliche Aufgaben des Alltags abnehmen zu lassen und die Ausbildung zu vernachlässigen.

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"Viele Spieler geraten heute in den Leistungszentren früher in die Unselbstständigkeit, in denen sie aufgrund eines durchgetakteten Tagesplans schon in jungen Jahren fremdbestimmt werden", sagte Bierhoff dem Nachrichtenportal t-online.de.

In seiner Generation "haben viele Spieler vor der Karriere noch einen Beruf erlernt", sagte der 52-Jährige, der neben seiner Profi-Laufbahn selbst einen Abschluss als Diplom-Kaufmann gemacht hatte. Generell sei es "für Fußballprofis schwer, wenn sie nach vielen Jahren der Fremdbestimmtheit ihr Leben plötzlich selbst gestalten müssen".

Die meisten Spieler freuten sich zwar auf eine Phase ohne Stress, Druck und Verpflichtungen, sie hätten dann aber "Probleme, ihre zweite Karriere zu starten, da sie sich in den vergangenen Jahren fast nur mit Fußball beschäftigt haben".

DFB startet Mentoringprogramm

Der DFB will deshalb Profis künftig besser auf die Zeit nach dem Karriereende vorbereiten und bei den ersten Schritten Hilfe leisten. Dazu ruft der DFB ein Mentoringprogramm unter dem Titel "Players Pathway" ins Leben, wie DFB-Akademiechef Tobias Haupt t-online bestätigte. Geleitet wird das Programm vom ehemaligen Mainzer Profi Dennis Weiland.

Man habe "in den letzten zehn Jahren im Fußball versucht, die Spieler zu sehr in Systeme zu pressen. Der individuelle Mensch dahinter wurde manchmal vernachlässigt", sagte Haupt. Profis seien oft nach ihrem Karriereende erstmals in ihrem Leben gefordert, "sich mit sich selbst intensiv zu beschäftigen. Das kann schmerzhaft sein und die Gefahr, in ein Loch zu fallen, ist groß".

Ehemalige Profis wie Benedikt Höwedes und Jan Rosenthal hatten bereits auf einen Mangel an Betreuung und Unterstützung für ehemalige Fußballer hingewiesen. Nach Angaben Haupts sollte das Programm schon im vergangenen August starten, wurde wegen der Corona-Pandemie aber ausgebremst.

Gleichzeitig räumte Haupt aber auch Versäumnisse ein. "Insgesamt kann man festhalten, dass es dem deutschen Fußball in den letzten 20 Jahren nicht gut genug gelungen ist, das enorme Erfahrungswissen, das Ex-Profis mitbringen, im System zu halten und an die zukünftigen Topspieler weiterzugeben", sagte er.