Kommentar zum DFB-Team: Schluss mit dem Freifahrtschein für Kroos und Reus‬

Toni Kroos und Marco Reus haben in den Spielen gegen die Niederlande und Nordirland nicht überzeugt.
© getty

Die Defensive wirkt unsicher, die Offensive planlos: Die Länderspiele gegen die Niederlande und Nordirland haben einige Probleme aufgezeigt, die Bundestrainer Joachim Löw bis zur Europameisterschaft ausmerzen muss. Eines davon ist auch das uneingeschränkte Vertrauen in Führungsspieler, die sich derzeit kaum als solche präsentieren: Toni Kroos und Marco Reus. Ein Kommentar von SPOX-Reporter Kerry Hau.

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Zu einem Umbruch gehört die eine oder andere harte Entscheidung. Joachim Löw traf nach der Schmach von Russland sogar drei: Er zeigte Jerome Boateng (31), Mats Hummels (30) und Thomas Müller (29) die Tür, um jungen Spielern den nächsten Entwicklungsschritt zu ermöglichen. Toni Kroos (29) und Marco Reus (30) hingegen durften bleiben. Alles andere wäre auch zu radikal gewesen, weil besonders bei großen Turnieren die Erfahrung eine wichtige Rolle spielt.

Allerdings stellt sich die Frage, ob Kroos und Reus wirklich in jedem Qualifikationsspiel von Anfang an spielen müssen, wenn sie so auftreten wie in der zurückliegenden Länderspielpause.

Kroos sammelte mit seinem verwandelten Elfmeter und passablem Zweikampfverhalten bei der 2:4-Pleite gegen Oranje zwar noch ein paar kleine Pluspunkte, tauchte im Duell mit den Nordiren aber gänzlich ab und konnte sich in der 7. Minute bei Manuel Neuer bedanken, dass dieser seinen haarsträubenden Fehlpass mit einer Glanzparade ausbügelte. Und Reus war bis auf einen nett getretenen Freistoß beim 2:0 in Belfast sogar in beiden Partien unsichtbar.

Das ist viel zu wenig. Erst recht, wenn man einen Blick auf Löws Kader wirft. Gerade im Mittelfeld sind die Alternativen viel zu verlockend, um Kroos und Reus einen Freifahrtschein auszustellen.

Löw hat auf Reus' Position die Qual der Wahl

Ilkay Gündogan hätte gegen Nordirland spielen sollen, meldete sich aber kurzfristig mit einer Magen-Darm-Grippe ab. In Normalform ist der Profi von Manchester City mit seiner Ballsicherheit und seinen Seitenverlagerungen keine Verschlechterung im Vergleich zu Kroos. Nicht grundlos tat Pep Guardiola zuletzt alles dafür, dass der 28-Jährige seinen Vertrag in Manchester langfristig bis 2023 verlängerte.

Und auf Reus' Position hat Löw ohnehin die Qual der Wahl. Julian Brandt zeigte in seinem ersten Pflichtspieleinsatz von Beginn an seit Oktober 2017 ordentliche Ansätze, während der eingewechselte Kai Havertz seine Klasse mit seiner Vorlage zum 2:0 durch Serge Gnabry aufblitzen ließ.

Havertz könnte laut Löw der Spieler der Zukunft werden. Warum soll er nicht schon die Gegenwart entscheidend mitprägen? Am 9. Oktober, wenn Deutschland ein Testspiel gegen Argentinien bestreitet, verdient der 20-jährige Spielgestalter von Bayer Leverkusen endlich eine Chance von Anfang an. Löw muss an das Leistungsprinzip denken.

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