Pflichtnummer mit kleinen Ärgernissen

Von Für SPOX in Hannover: Stefan Rommel
WM-Qualifikations-Auftakt: Mario Götze erzielte das 1:0 gegen die Färöer
© Getty

Der Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen die Färöer Inseln ist schnell abgehakt. Eine Sache wird Bundestrainer Joachim Löw aber nochmals eindringlich monieren - und im Hinblick auf das Österreich-Spiel wieder umbauen.

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Mehr als die Erledigung einer Pflichtaufgabe war es am Ende nicht - aber wer hatte anderes erwartet?

Die deutsche Nationalmannschaft hat sich erfolgreich dem Angriff des Winzlings erwehrt, der sich in Hannover vorgestellt hatte.

Viele leere Plätze

Es gibt bedeutend schwerere Auftaktspiele als das gegen die Färöer. Die Kicker von der Schafsinsel werden im FIFA-Ranking auf Position 154 gelistet, hinter Palästina zwar, aber immerhin vor Vanuatu und Aruba.

Das Eiland im Nordatlantik beherbergt nur rund 5000 registrierte Fußballer, die besten davon sind in der Regel allenfalls Halbprofis. Man darf gutes Landesliganiveau erwarten, wenn die Färöer an einem Spiel beteiligt sind.

Die Diskrepanz zur Auswahl des Deutschen Fußball Bundes ist enorm. Als spektakulärer Zuschauermagnet taugen die Färöer nicht. In Hannover war das ziemlich ersichtlich, weil nur knapp 33.000 Fans den Weg ins Stadion gefunden hatten zu einem Spiel, dessen Ausgang eigentlich im Vornherein schon klar war.

Überzogen teure Tickets

Eine Stadionauslastung von knapp über 60 Prozent hatte es bei einer Veranstaltung mit der Nationalmannschaft aber zuletzt vor grauen Urzeiten gegeben. Schuld daran waren aber nicht beleidigte Fans, die dem Team immer noch das Ausscheiden bei der EM krumm nehmen.

Neben dem wenig attraktiven Gegner muss sich der DFB hier selbst den Vorwurf gefallen lassen, in der Preispolitik für das Ereignis wenig flexibel hantiert zu haben. Ticketpreise bis zu 80 Euro in den Topkategorien ließen auf den Tribünen viele Schalen leer, die Zuschauer verzogen sich lieber in die deutlich günstigere Kurve oder blieben gleich ganz zu Hause.

Der Pflichtsieg schlechthin

Die, die gekommen waren, erlebten einen phasenweise amüsanten Abend und freuten sich am Ende über einen standesgemäßen Sieg ihrer Mannschaft. Mit einem 3:0 (1:0)-Erfolg hat das Team von Joachim Löw den ersten kleinen Schritt in Richtung Brasilien getan.

Wenn es aber den Pflichtsieg schlechthin in einer Gruppe mit Schweden, Irland, Österreich, Kasachstan und den Färöer gab, dann diesen zu Hause gegen die Insulaner aus dem hohen Norden.

Vor der Partie hatte der Bundestrainer ein paar neue Regeln ausgegeben, nach denen seine Mannschaft ab sofort und bis auf Weiteres funktionieren sollte. Eine davon war das frühe Attackieren des Gegners tief in dessen Hälfte. Das klappte am Freitagabend nur bedingt. Zum einen, weil die Abläufe in der deutschen Mannschaft noch nicht so abgestimmt waren und zum anderen, weil die Färöer schlicht so gut wie nie im Ballbesitz waren.

Ärgernis Chancenverwertung

Im Training wurden die Abläufe eingeübt, auch das zügige Hinterlaufen der Außenverteidiger, um in den Rücken der gegnerischen Abwehr zu kommen. Es waren neue und nicht mehr ganz so neue Komponenten des Fußballs, die auf dem Prüfstand waren. Am Ende aber stand eine Erkenntnis so wie das Spiel selbst: Wenn man die Tore nicht macht, bekommt man Probleme.

Wie schon in den letzten Spielen und mittlerweile als unschöne Tradition etabliert, versiebte die Mannschaft Gelegenheiten am Fließband. "Von den gelernten Trainingsinhalten konnte man auf dem Platz schwer etwas sehen, weil es kein 'normales' Fußballspiel war. Aber das kriegen wir hin", sagte Thomas Müller danach.

Er gab aber auch zu, dass vor dem Tor einiges nicht so lief, wie man sich das im Lager der deutschen Mannschaft eigentlich wünschen würde.

"Wir haben wie schon in den vergangenen Spielen einige Torchancen ausgelassen", sagte er. "Wir wollten die Tore ja machen und haben die Chancen nicht leichtfertig vergeben. Wichtig war, dass wir uns keine Blöße geben. Mit dem 3:0 können wir gut leben."

"Da liegt im Moment unser Problem"

Schon in Polen und der Ukraine hatten die Deutschen zwar mehr Chancen herausgespielt als zwei Jahre zuvor bei der Weltmeisterschaft in Südafrika, aber weniger Treffer erzielt. Löw mahnte das in seiner knapp artikulierten Aufarbeitung unter der Woche an.

Wohl auch deshalb wollte er nicht ganz so schnell zur Tagesordnung übergehen. "Ich denke, es war zu sehen, dass wir auf Tore aus waren. Zu bemängeln war, dass wir viele Chancen hatten, aber zu wenige Tore erzielt haben", konstatierte Joachim Löw.

Je nach Auslegung nutzte Mario Götze in der ersten Halbzeit erst die siebte, achte oder neunte Großchance zur Führung. "Da liegt im Moment unser Problem, dass wir zu viele Chancen liegenlassen", so Löw weiter. "In einigen Situationen hätten wir es besser machen können. Wir machen manchmal Kleinigkeiten nicht gut, wo wir die Aktion nicht zu Ende bringen."

Deshalb "haben wir das Spiel interessant gehalten", wie es Mesut Özil umschrieb, dessen beiden Tore Mitte der zweiten Halbzeit eine gefühlt längst entschiedene Partie auch auf dem Papier abgehakt hatten.

Schwierigkeiten im Umschalten

Der Bundestrainer hatte seine Mannschaft nur mit einer nominellen Absicherung auf der Sechserposition ins Spiel geschickt, vor Sami Khedira rochierten fünf offensiv ausgerichtete Spieler. "Die Formation war sicher auch dem Gegner geschuldet", sagte Müller und verwies damit unterschwellig darauf, dass es im nächsten Spiel gegen Österreich wohl wieder die defensivere Variante mit der Doppel-Sechs zu sehen gibt.

Dafür konnten die erstaunlich flinken und auch körperlich nicht völlig unterlegenen Färinger die erste Verteidigungsreihe der Deutschen zu oft und zu leicht durchbrechen und hatten dahinter einige Entfaltungsmöglichkeiten.

Nur fehlte den Gästen dann aber schlicht das nötige Tempo, um die Angriffe im gefährlichen Drittel zu Ende zu bringen. Zumeist wurden die Spieler in Blau noch von einem der zurückgeeilten deutschen Mittelfeldspieler abgelaufen. Die sicherlich sehr unbequemen Österreicher dürften mit derlei Möglichkeiten konsequenter umgehen.

Österreich: Warnung und Hoffnung

Der leicht angeschlagene Marcel Schmelzer wird in Wien wohl wieder auf die linke Seite der Viererkette rücken, dazu einer der Kandidaten (Kroos, Gündogan, Bender) auf die Position neben Khedira.

"Österreich wird ganz eng werden, eine Hausnummer. Die werden nicht schwächer, haben im Gegenteil viele junge Spieler, die immer stärker werden. Da müssen wir sehr aufpassen", sagte Müller.

Immerhin macht die Erinnerung an den letzten Auftritt gegen Österreich in Wien Mut: Da hatte die DFB-Elf so gut wie keine Torchancen - und siegte am Ende doch in ziemlich untypischer Manier.

Deutschland - Färöer: Daten zum Spiel

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