Bierhoff: "Wir waren näher dran als 2008"

SID
Oliver Bierhoff (r.) ist seit 2006 Teammanager des DFB-Teams
© Getty

Nach dem bitteren, aber verdienten Aus im WM-Halbfinale gegen Spanien, ist die deutsche Nationalmannschaft am Boden zerstört. Teammanager Oliver Bierhoff erklärt, wo die Unterschiede zum EM-Finale 2008 und zum WM-Aus 2006 liegen. Außerdem bestätigt er, dass es nach dem kleinen Finale keinen Empfang in Deutschland geben soll.

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Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff äußert sich nach der 0:1-Niederlage im WM-Halbfinale gegen Spanien im Interview zum Spielverlauf und blickt in die nähere Zukunft. Klar ist: Es soll keinen Empfang nach dem Spiel um Platz Drei geben.

Frage: War die Niederlage wie eine Wiederholung des EM-Endspiels vor zwei Jahren?

Oliver Bierhoff: Wir waren näher dran, die Mannschaft ist näher an Spanien herangerückt. Ich glaube, dass Spanien verdient gewonnen hat, sie waren die bessere Mannschaft. Wir haben es nicht geschafft, unser Spiel aufzuziehen.

Frage: Warum nicht?

Bierhoff: Die Spanier waren sehr gut organisiert und haben den Ball stark gehalten. Sie haben uns kaum Räume gelassen. Und wenn wir dann doch punktuell zu Kontern gekommen sind, haben wir die nicht so präzise gespielt wie gewohnt.

Frage: Hat der Mannschaft auch ein wenig der Mut gefehlt?

Bierhoff: Gerade in der ersten Halbzeit hatte man das Gefühl, dasss doch eine gewisse Nervosität da war, keine Sicherheit und kein Zutrauen in die eigenen Stärken. Spanien hat uns nicht den Platz gelassen wie England oder Argentinien, dadurch fehlte die Passgenauigkeit.

Frage: Wenn man die Stimmung und Gemütslage mit dem Aus 2006 vergleicht, ist alles ein bisschen gefasster, oder?

Bierhoff: Damals kam das Aus in letzter Minute, das war überraschender. Die Leistung dieser Mannschaft bis jetzt ist aber höher einzustufen als die von 2006. Damals hatten wir den Vorteil, in der Heimat zu spielen und den Schwung mitzunehmen. Diesmal waren die Voraussetzungen schon andere: Die Mannschaft ist jünger und hatte weniger Zeit, sich zu finden. Insofern ist die Leistung größer. Auf der einen Seite herrscht eine große Zufriedenheit, auf der anderen Seite aber hatte man das Gefühl, dass es heute nicht gereicht hat.
Frage: Das Spiel um Platz drei wäre jetzt auch eine Möglichkeit für die Spieler, die bisher nicht oft oder gar nicht zum Einsatz gekommen sind.

Bierhoff: Wir wollen das Spiel auf jeden Fall gewinnen, wir wollen das Turnier positiv beenden. Der Trainer muss das entscheiden, aber ich kann mir schon vorstellen, dass der eine oder andere, der bisher nicht so oft gespielt hat, zum Zug kommt.

Frage: Können Sie schon ein erstes Fazit ziehen?

Bierhoff: Das Turnier ist insgesamt super positiv verlaufen, auch wenn es heute eine große Enttäuschung gab.

Frage: Wird es eine Feier zusammen mit den Fans in Berlin geben?

Bierhoff: Wir haben vor dem Spiel mit dem Mannschaftsrat gesprochen und werden nach dem kleinen Finale keinen Empfang machen.

Frage: Glauben Sie, dass die Diskussionen um das Kapitänsamt und die Aussagen von Philipp Lahm eine Rolle gespielt haben?

Bierhoff: Das hängt mit der Niederlage nicht zusammen. Die Aussagen in dieser Woche waren unnötig, aber das eine hat mit dem anderen nichts zu tun und die Diskussion hat sich auch nicht auf die Leistung der Mannschaft ausgewirkt.

Frage: Wie geht es mit Ihnen beim DFB weiter? Gibt es schon Signale?

Bierhoff: Das Turnier ist noch nicht zu Ende. Wir spielen jetzt erst das Spiel um Platz drei, dann werde ich mich mit meiner Frau unterhalten und mit dem Trainerteam und dann schaut man weiter.

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