Kapitän Lahm enttäuscht - Özil bleibt blass

Von Für SPOX in Durban: Stefan Rommel
Meistens einen Schritt schneller: Andres Iniesta (M.) gegen den schwachen Philipp Lahm
© Getty

Die deutsche Nationalmannschaft ist bei der WM 2010 in Südafrika gegen Spanien ausgeschieden. Durch ein Tor von Carles Puyol gewannen die Iberer mit 1:0 und stehen zum ersten Mal in einem WM-Finale. Deutschland verpasste damit die Revanche für das Finale der EURO 2008.

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Vor 60.000 Zuschauern in Durban konnte die Mannschaft von Trainer Joachim Löw nicht an die überzeugenden Auftritte gegen England und Argentinien anknüpfen. Spanien dagegen bot wohl seine beste Leistung bei dieser WM.

Spanien tritt im WM-Finale am Sonntag auf die Niederlande. Deutschland bekommt es im Spiel um Platz drei mit Uruguay zutun.

Die deutsche Mannschaft in der Einzelkritik

Manuel Neuer: In der ersten Halbzeit zwar immer unter höchster Anspannung, aber ohne Bewährungschance. Klärte gegen Villa zu Beginn aber überragend. Das änderte sich dann schnell. Neuer geriet unter Beschuss und zeigte, dass er zurecht Deutschlands Nummer eins bei diesem Turnier ist. Seine Paraden zögerten das überfällige Gegentor hinaus, bei Puyols Kopfball war dann aber auch er machtlos. Note 2

Philipp Lahm: Ließ sich in der ersten Halbzeit zweimal aus seiner Position ziehen und damit den Ball in die Tiefe zu. Ansonsten in der ersten Halbzeit einigermaßen zuverlässig. Offensiv aber fast gar nicht zu sehen. Im zweiten Durchgang brannte es einige Male lichterloh auf seiner Seite, weil ihm auch die Unterstützung von Trochowski fehlte. Aber auch im Zweikampf nicht so bissig wie sonst. Note 5

Per Mertesacker: Defensiv über jeden Zweifel erhaben. Klärte einige gefährliche Zuspiele in die Spitze in höchster Not, weil sein Stellungsspiel diesmal ganz vorzüglich war. Allerdings auch mit einigen Abspielfehlern. Trotzdem sein bestes WM-Spiel. Note 3

Arne Friedrich: Im Vergleich zu den letzten überragenden Spielen diesmal mit einigen Wacklern. Grober Stellungsfehler bei Villas Chance gleich zu Beginn, danach mit dem Ball am Fuß etwas übermotiviert, als er loslief anstatt den Ball einfach zu spielen. Stabilisierte sich dann aber immer mehr. Note 4

Jerome Boateng: Bekam defensiv von Podolski nicht immer die Unterstützung, die er gegen den ständig stürmenden Ramos benötigt hätte. Auich Iniesta oder Pedro tauchten immer wieder über seine Flanke auf, was die Sache nicht einfacher machte. Insgesamt solide, offensiv kaum zu sehen. Nach 55 Minuten war Schluss, weil er leicht angeschlagen war. Note 4

Bastian Schweinsteiger: Er war der deutsche Spieler, der immer und in jeder Situation den Ball haben wollte. Manchmal dann etwas zu zögerlich bei der Weiterleitung, was ihn oft unter Druck von zwei oder noch mehr Spaniern brachte. Zeigte in der zweiten Halbzeit den nötigen Willen, den nicht alle seiner Mitspieler hatten, was blieb, waren aber auch seine kleinen Fehler. Note 3

Sami Khedira: Hatte die strikte Order, im Defensivzentrum zu bleiben und führte seinen Auftrag auch so aus. Er war derjenige, der am häufigsten Feindkontakt mit Xavi, Iniesta oder Pedro hatte, weshalb sich seine Offensivausflüge auf ein WM-Minimum beschränkten. Er machte die Drecksarbeit und machte die gut. Note 3

Piotr Trochowski: Brauchte ein wenig Anlaufzeit, weil ihm die Nervosität deutlich anzumerken war. Nach einem feinen Schuss schien sich die Anspannung gelöst zu haben - dann aber verfiel er wieder in seine Lethargie. Machte fast den Eindruck froh zu sein, wenn er den Ball nicht bekam. In der zweiten Halbzeit immer unsicherer, ließ Lahm mehrere Male alleine. Wurde dann nach 62 Minuten förmlich erlöst. Note 5

Mesut Özil: Busquets kümmerte sich rührend um den Bremer, der deshalb in der Anfangsphase fast nicht existent war. Erst nach und nach erlief sich Özil seine Freiheiten und war bei den gefährlichsten deutschen Szenen mit dabei. Im zweiten Durchgang tauchte er aber immer mehr unter - da muss von einem Spieler seiner Klasse und Anspruch mehr kommen. Note 4

Lukas Podolski: Eigentlich sollte ihm die Tatsache entgegenkommen, dass Ramos ständig im Vorwärtsgang unterwegs war. Aber Podolski konnte die paar Meter Platz meist nicht nutzen. Dabei war es gar nicht jedes Mal seine Schuld, sondern entweder wurde der Angriff zu langsam oder unpräzise vorgetragen und der schöne Vorteil war dahin. In der zweiten Halbzeit so gut wie nicht mehr zu sehen. Note 4

Miroslav Klose: Eine undankbare Partie, aus der Klose aber das Beste machte. Ließ sich ins Mittelfeld zurückfallen, um das spanische Angriffsspiel wenigstens ein bisschen zu stören und setzte auch den nicht immer sicheren Pique oft unter Druck. Offensiv zunächst aber kaum zu sehen, umso schöner dafür der Antritt und Pass auf Özil bei dessen Chance kurz vor der Pause. Litt nach der Pause aber noch mehr unter der fehlenden Zufuhr an Anspielen. Note 3

Marcell Jansen: Kam kurz nach der Pause für Boateng und machte seine Sache links hinten recht ordentlich. Defensiv hatte er einige Probleme, dafür in der Vorwärtsbewegung auch ein paar saehr gute Szenen. Note 3

Toni Kroos: Kam nach 62 Minuten für Trochowski. Mit der großen Chance zur Führung nach Podolskis Flanke, die Casillas aber zunichte machte. In der Folge im Prinzip nur noch offensiv zu finden und auch mit ein paar gefährlichen Standards.  Note 3

Mario Gomez: Kam kurz vor dem Ende noch für Khedira, hatte aber keine Szenen mehr. Keine Bewertung

Deutschland - Spanien: Fakten zum Spiel