Länderspiel soll Weg in Normalität ebnen

SID
Das DFB-Team hat das Training wieder aufgenommen
© Getty

Laut Oliver Bierhoff soll das Spiel gegen die Elfenbeinküste "ein Anstoß zur Rückkehr in den Fußballalltag" sein. Zudem kündigte er "symbolische Maßnahmen" für das Spiel an.

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Mit gesenkten Köpfen verließ die deutsche Nationalmannschaft die denkwürdige Trauerfeier für Robert Enke in Hannover und versuchte nach der Ankunft im DFB-Quartier in Düsseldorf den schwierigen Spagat zwischen Trauer und Normalität.

"Die Trauer ist natürlich weiter vorhanden, aber wir müssen jetzt auch daran denken, dass es im Leben immer weitergeht. Wir müssen versuchen, wieder Lächeln und Hoffnung zu finden. Der Anstoß gegen die Elfenbeinküste soll für uns auch ein Anstoß zur Rückkehr in den Fußballalltag sein", sagte Teammanager Oliver Bierhoff am Sonntagnachmittag.

Die einstündige Trauerfeier für Nationalkeeper Enke in Hannover hatte die Nationalspieler am Sonntag arg mitgenommen. Nachdem der Sarg von Enke, der sich am vergangenen Dienstag das Leben genommen hatte, aus dem Stadion getragen worden war, sei die Stimmung der Spieler auf dem Weg nach Düsseldorf laut Bierhoff noch "sehr gedrückt" gewesen. "Aber die Mannschaft wollte sich unbedingt von Robert verabschieden, was sie dann am Sarg ja auch getan hat", sagte Bierhoff.

Bierhoff: "Es wird kein normales Spiel"

Dennoch hofft Bierhoff, dass die Spieler "frohen Mutes" in das letzte Länderspiel des Jahres am Mittwoch (20.45 Uhr) gegen WM-Teilnehmer Elfenbeinküste gehen können.

"Es wird mit Sicherheit kein normales Spiel. Aber ich hoffe, dass der Fußball die Kraft hat, uns als Mannschaft wieder einigermaßen in die Realität zu führen, damit wir das schreckliche Ereignis vergessen und am Mittwoch irgendwie ein gutes Spiel zeigen können", sagte Bierhoff, bevor die Mannschaft am Sonntagnachmittag mit einer freiwilligen Einheit im Hilton Hotel ihre unmittelbare Vorbereitung auf das Länderspiel gegen die Ivorer beginnt.

Löw meldet sich am Montag erstmals zu Wort

Am Montagvormittag steht ein erstes Training auf einem Nebenplatz der Düsseldorfer Arena auf dem Programm, anschließend wird sich Bundestrainer Joachim Löw erstmals nach dem Selbstmord von Enke am vergangenen Dienstag auf einer Pressekonferenz wieder vor der Öffentlichkeit äußern. Interview-Termine, wie sonst mit den Spielern üblich, wurde alle abgesagt.

Die Fahnen am Stadion werden auf Halbmast hängen, die deutsche Mannschaft spielt am Mittwoch mit Trauerflor. Im Gegensatz zur Einstimmung auf sonstige Länderspiele wird es in der Schalke-Arena auch keine laute Musik vor dem Anpfiff geben. Während der Begegnung wird auf lärmende Tor-Jingles verzichtet.

Fest steht auch, dass der deutsche Torhüter nicht mit der Rückennummer 1 spielen wird. Voraussichtlich wird Lokalmatador Manuel Neuer wie abgesprochen zwischen den Pfosten beginnen. Nach der Pause könnte der Bremer Tim Wiese zum Einsatz kommen, der eigentlich am Samstag gegen Chile sein erstes Länderspiel von Beginn an bestreiten sollte.

Nach dem Selbstmord von Enke war diese Begegnung abgesagt worden. Bierhoff kündigte für Mittwoch noch "weitere symbolische Maßnahmen" an. Angedacht ist wohl, dass alle deutschen Spieler mit dem Namen Enke auf dem Trikot auflaufen.

Sportlicher Stellenwert des Kräftemessens fraglich

Der sportliche Stellenwert des Kräftemessens mit den Ivorern ist angesichts des schrecklichen Ereignisses vom vergangenen Dienstag ohnehin fraglich. Dies ist auch Löw bewusst, der sich aber trotz der traurigen Umstände mit Blick auf die WM-Endrunde 2010 in Südafrika den ein oder anderen Hinweis erhofft. So soll der Bremer Offensivspieler Aaron Hunt bei seinem ersten Einsatz in der A-Mannschaft den Nachweis seiner Klasse bringen.

Nationalstürmer Miroslav Klose von Rekordmeister Bayern München kann aus "Sicherheitsgründen" nicht am WM-Test teilnehmen, nachdem er zuletzt wegen seiner an Schweinegrippe erkrankten Kinder in München unter Quarantäne stand.

"Wir weisen darauf hin, dass bei Miroslav keinerlei Symptome der Schweinegrippe diagnostiziert worden sind. Um das geringste Restrisiko einer Ansteckungsgefahr auszuschließen, haben wir aber am Sonntag entschieden, dass Miroslav zu Hause bleibt", sagte DFB-Mediendirektor Harald Stenger am Sonntagnachmittag.

Sein Comeback wird am Mittwoch voraussichtlich der Leverkusener Stefan Kießling feiern, der erstmals seit Februar diesen Jahres wieder eingeladen wurde.

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