Real Madrid - Borussia Mönchengladbach 2:0: Gladbach trotz Niederlage im Achtelfinale

Von Philipp Schmidt
Borussia Mönchengladbach steht im Achtelfinale der Champions League.
© getty

Borussia Mönchengladbach steht im Achtelfinale der Champions League. Trotz einer 0:2 (0:2)-Niederlage bei Real Madrid (die Highlights im Video) ziehen die Fohlen in die Runde der letzten 16 ein, da sich im Parallelspiel Inter Mailand und Schachtjor Donezk mit einem torlosen Remis trennten. Zum Matchwinner für die Madrilenen avancierte Karim Benzema mit einem Doppelpack per Kopf.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"Wahnsinn. Wir machen eigentlich unser schlechtestes Spiel und kommen trotzdem weiter. Am Ende haben wir richtig gezittert", sagte Lars Stindl nach dem Spiel bei DAZN im Hinblick auf das Inter-Spiel, dessen Ausgang der Borussia trotz schwacher Leistung den Einzug ins Sechzehntelfinale bescherte.

"Unfassbar glücklich" war auch Mittelfeldspieler Christoph Kramer, nachdem die Partie in Mailand nach fast 100 Minuten abgepfiffen wurde: "Das sind wahnsinnige Emotionen, die aufkommen, wenn man nicht mehr viel hat außer die Hoffnung, dass das Spiel 0:0 bleibt. Wir haben für Beistand gebetet und dann bricht es einfach aus dir heraus."

Gleichzeitig verteilte Kramer ein Lob an die Madrilenen, die der Borussia an diesem Abend eine Klasse überlegen waren: "Wir hatten ganz wenige gute Ballbesitzphase, irgendwann kommst du in einen Teufelskreis. Sie haben ein Weltklasse-Positionsspiel, das ist das Real Madrid, wenn sie müssen. Sie haben einen Altersschnitt von 30, verspüren keinen Druck an so einem Abend, das macht sie eher geil, wenn sie so ein Finale haben."

Trainer Marco Rose stimmte seinen Spielern zu und sprach von einem Abend, der "lange sehr, sehr zäh" war, weil wir viel Lehrgeld gezahlt haben". Dennoch stellte er klar: "Wir sind sehr verdient im Achtelfinale, haben gegen jede Mannschaft punkten können, ich bin sehr stolz auf die Mannschaft und freue mich unglaublich für die Fans und den Verein."

Real Madrid - Borussia Mönchengladbach: Die Analyse

Die Königlichen durften - nach nur vier Trainingseinheiten - endlich wieder auf die Dienste von Sergio Ramos zählen, der seit Spaniens 6:0 gegen Deutschland aufgrund eines Muskelfaserrisses gefehlt hatte. Für ihn musste Nacho weichen. Erstmals in der laufenden CL-Saison bildeten Kroos, Modric und Casemiro das Mittelfeldtrio.

Bei der Borussia gab es zwei Wechsel im Vergleich zum 2:2 in Freiburg: Elvedi wurde rechtzeitig fit und ersetzte gemeinsam mit Thuram Zakaria und Wolf. Mit Stindl, Plea, Embolo und Thuram wählte Gladbach-Trainer Rose eine mutige Ausrichtung.

Kroos und Modric positionierten sich im Aufbauspiel tief zwischen den Innenverteidigern, um das Spiel anzukurbeln. Bei Gladbacher Ballbesitz standen die Königlichen äußerst hoch und setzten bereits Ginter und Elvedi unter Druck. Daraus resultierten frühe Ballgewinne, die schnell in Zählbares umgemünzt wurden. Nach einem Stindl-Fehlpass brachte Vazquez den Ball punktgenau nach innen, Benzema spielte zwischen Lainer und Ginter seine Kopfballstärke aus.

Diese Herangehensweise offenbarte für die Borussen aber auch Chancen, wenn sie es schafften, die erste Pressinglinie Reals zu überspielen. Thuram kam kurz nach dem Rückstand zu einem ersten gefährlichen Abschluss, der zu zentral geriet, Plea ließ nach Neuhaus-Zuspiel mit dem schwachen Fuß einen Hochkaräter ungenutzt.

Real, dessen Spiel über Vazquez, Modric und Benzema sehr rechtslastig daherkam, zeigte sich im Vergleich zu den vergangenen Auftritten in der Königsklasse deutlich verbessert. Obwohl Gladbach phasenweise ordentlich mitspielte, erhöhte Real mit einer Fast-Kopie des ersten Tores: Elvedi ließ Rodrygo viel zu viel Platz zum Flanken, Benzema wurde im Zentrum erneut sträflich allein gelassen und köpfte ein. Danach traf Modric noch den Pfosten und aus dem Abseits, die Pausenführung war mittlerweile hochverdient.

Lazaro und Zakaria kamen mit Wiederanpfiff für Wendt und Embolo, erstmals für Torgefahr sorgte jedoch erneut Benzema. Das Bemühen war der Elf vom Niederrhein nicht abzusprechen, vieles blieb allerdings Stückwerk - symptomatisch dafür Pleas nächste vergebene Großchance, auch wenn er zuvor im Abseits stand.

Die Räume zwischen Gladbachs Mannschaftsteilen waren häufig zu groß, was sowohl den Zugriff in der Defensive wie auch das Kombinationsspiel der Offensive erschwerte. Das Tempo fehlte, um die Real-Hintermannschaft kontinuierlich zu fordern.

Einen Ramos-Kopfball entschärfte Sommer sensationell, Benzemas Nachschuss landete an der Latte. Wenige Minuten späte prüfte auch Vazquez die Stabilität des Gladbacher Gehäuses. Real hatte das Geschehen vollständig im Griff - und dennoch hatte Gladbach nach 90 Minuten Grund zum Jubeln.

Real Madrid - Borussia Mönchengladbach: Die Aufstellungen

  • Real: Courtois - Vazquez, Sergio Ramos, Varane, F. Mendy - Kroos, Casemiro, Modric - Rodrygo (74. Arribas), Benzema, Vinicius Junior (74. Asensio)
  • Gladbach: Sommer - Lainer, Ginter, Elvedi, Wendt (46. Lazaro) - Kramer (85. Benes), Neuhaus - Plea, Stindl (85. Wolf), Thuram (85. Thuram) - Embolo (46. Zakaria)

Real Madrid - Borussia Mönchengladbach: Die Stimmen zum Spiel

Marco Rose (Trainer Borussia Mönchengladbach) ...

... über den Abend: "Der Abend war lange sehr, sehr zäh, weil wir viel Lehrgeld gezahlt haben. Wir haben gegen ein starkes Real Madrid wenig auf den Platz bekommen und sehr verdient verloren. Wir haben wenig Zugriff aufs Spiel bekommen."

... über das Inter-Spiel: "Ich persönlich habe mich gar nicht mit dem anderen Ergebnis beschäftigt, deshalb war die Freude danach umso größer. Wir sind sehr verdient im Achtelfinale, haben gegen jede Mannschaft punkten können, ich bin sehr stolz auf die Mannschaft und freue mich unglaublich für die Fans und den Verein. Jetzt bekommen wir noch eine Chance, uns auf diesem Niveau zu beweisen und wollen gut vorbereitet sein."

Christoph Kramer (Borussia Mönchengladbach) ...

... über die Emotionen: "Unfassbar glücklich. Das sind wahnsinnige Emotionen, die aufkommen, wenn man nicht mehr viel hat außer die Hoffnung, dass das Spiel 0:0 bleibt. Dann gab es auch noch eine unfassbar lange Nachspielzeit. Wir haben für Beistand gebetet und dann bricht es einfach aus dir heraus."

... über das Spiel: "Wir hatten ganz wenige gute Ballbesitzphase, irgendwann kommst du in einen Teufelskreis. Sie haben ein Weltklasse-Positionsspiel, das ist das Real Madrid, wenn sie müssen. Sie haben einen Altersschnitt von 30, verspüren keinen Druck an so einem Abend, das macht sie eher geil, wenn sie so ein Finale haben. In der ersten Halbzeit waren wir nicht so da, gefühlt kommst du immer einen Schritt zu spät und sie spielen dich rund. Jede Kleinigkeit wird bestraft, das haben wir heute am eigenen Leib gespürt."

Lars Stindl (Borussia Mönchengladbach) ...

... über das Weiterkommen: "Wahnsinn! Wir machen unser schlechtestes Spiel in der Vorrunde und kommen trotzdem weiter, das haben wir uns verdient mit unseren Auftritten. Wir haben am iPad in Mailand mitgezittert und uns beim Abpfiff riesig gefreut. Dass wir uns in so einer Topgruppe fürs Achtelfinale qualifiziert haben, ist herausragend. Wir haben nicht die Leistung gezeigt, die wir uns gewünscht haben, aber gegen einen bockstarken Gegner."

... über das Spiel: "Wir haben nicht den Zugriff bekommen, unser Pressing war nicht gut, auch unsere Verteidigung und die Bälle nach vorne nicht. Hinten hatten wir das ein oder andere Mal glück. Das müssen wir analysieren, ist aber momentan egal. Wir sind froh, dass wir dieses kleine Wunder geschafft haben."

Real Madrid - Borussia Mönchengladbach: Die Daten des Spiels

Tore: 1:0 Benzema (9.), 2:0 Benzema (32.)

  • Benzema ist der fünfte Spieler, dem in der Champions-League-Gruppenphase 50 Tore gelingen - nach Lionel Messi (71), Cristiano Ronaldo (67), Raul (53) und Ruud van Nistelrooy (50).

  • Das 0:1 war das zweitfrühste Gegentor Gladbachs in der Champions League, nur Sergio Aguero von Manchester City hat gegen die Fohlen noch früher zugeschlagen (in der achten Minute in der Gruppenphase 2016/17).
  • Gladbach holte in der Champions League noch nie einen Punkt nach Zwei-Tore-Rückstand. Dies sollte sich auch nicht im Alfredo di Stefano ändern.

  • Noch nie hatte Real in einer Champions-League-Saison drei Gruppenspiele verloren. Auch war Real in 28 Anläufen noch nie in der Gruppenphase gescheitert. Beide drohenden Negativrekorde konnten die Königlichen abwenden.

Der Star des Spiels: Karim Benzema (Real Madrid)

Die Rückkehr von Ramos verlieh dem Spiel der Königlichen die dringend notwendige Struktur, mit Modric erwischte ein weiterer Routinier einen seiner besseren Tage. Den Unterschied machte aber wieder einmal der Franzose in vorderster Front: Benzema traf zum 16. Mal in einem Champions-League-Spiel mehrfach und schoss die Madrilenen nach einer durchwachsenen Gruppenphase doch noch ins Achtelfinale.

Der Flop des Spiels: Matthias Ginter (Borussia Mönchengladbach)

Da die Borussia im Raum verteidigte, ist es schwer die Schuld an den ersten beiden Gegentreffern gänzlich dem Nationalspieler zuzuschreiben. Fakt ist: Benzema war zu keinem Zeitpunkt zu kontrollieren, nach hohen Bällen offenbarte die Fohlen-Defensive große Probleme - auch ein "Verdienst" des 26-Jährigen.

Der Schiedsrichter: Björn Kuipers (Niederlande)

In einem ob der Bedeutung überraschend fairen und foularmen Spiel hatte der Routinier keinerlei Probleme und musste erst in den Schlussminuten die erste und einzige Gelbe Karte an Zakaria verteilen. Strittige Szenen gab es keine. Ein souveräner und fehlerfreier Auftritt.