Nächstes Mal dann lieber Molde

Im Etihad gab's für die Fohlen eine böse Abreibung
© getty

Als trotziger Underdog startete Borussia Mönchengladbach in der Königsklasse in die Todesgruppe C. Nach einem mehr als ernüchternden 0:4 zum Auftakt gegen Manchester City ist das Achtelfinale schon nach dem ersten Spieltag fast Utopie. Dabei ging's doch gegen den Lieblingsgegner.

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Mit einem Grinsen bahnte sich Max Eberl seinen Weg über die spärlich gefüllte Tribüne im Etihad Stadium. Mittwochabend, Champions League - und Gladbachs Manager begrüßte jeden Anhänger der Fohlen persönlich. Per Handschlag.

Ein paar hundert Gladbach-Fans standen da noch versprengt, wo sich am Vorabend ein stimmgewaltiger Block aufgebaut hätte. Doch dann kam der Regen am Dienstagabend. Wobei: eher die Sintflut. Ein Gewittersturm so bedrohlichen Ausmaßes, dass Sicherheitskräfte und Schiedsrichtergespann entschieden, das Spiel zu verlegen. Auf den nächsten Abend - um 20.45 Uhr.

Glücklich war damit niemand im Lager der Gäste aus Deutschland. Die meisten Fans mussten tagsüber wieder abreisen, die Mannschaft noch einen kompletten Tag in Manchester verbringen.

"Nicht gegen Molde oder Schlagmichtot..."

24 Stunden nach dem ursprünglich geplanten Anpfiff war es dann aber soweit. Gladbach durfte sich wieder in der Königsklasse präsentieren. In der Todesgruppe C mit Celtic, Barcelona und City zum Auftakt auch noch gegen Pep Guardiolas neuen Arbeitgeber. Die maximal große Bühne.

"Du willst ja in der Champions League nicht gegen Molde oder Schlagmichtot antreten", hatte Christoph Kramer im Vorfeld der Partie noch trotzig verlauten lassen. Im Wissen, als Außenseiter auf die Insel zu fahren, aber auch im Wissen, dass die Borussia City bereits im vergangenen Jahr große Probleme bereiten konnte - und gegen Pep Guardiolas Bayern eine vergleichsweise sensationelle Bilanz von zwei Siegen, zwei Remis und zwei Niederlagen aufweisen kann.

Doch wurden die Fohlen und ironischerweise Kramer an diesem Mittwochabend von diesem Statement eingeholt. Nach einer "Lehrstunde" (Keeper Yann Sommer) gegen ein in allen Belangen überlegenes Manchester hätte sich wohl manch ein Anhänger oder Spieler gegen einen Gegner namens Molde gefreut.

Pep dreht den Spieß um

So war freilich im Vorfeld thematisiert worden, dass die Rheinländer Pep Guardiola drei Jahre lang das Leben schwer machten. Mit ihrer kompakten Defensive, der exzellenten Arbeit gegen den Ball, den eiskalten und humorlosen Kontern. Wer hätte geahnt, dass der Katalane den Spieß jetzt plötzlich umdreht?

Während die Gladbacher mit schweren Abstimmungsproblemen in der Defensive beschäftigt und gefühlt noch gar nicht auf dem Platz waren, da rollte bereits ein City-Angriff nach dem anderen durch die löchrige Fohlenformation. Aus einer extrem disziplinierten Defensive heraus pressten die Citizens unerbittlich und aggressiv und ließen die Gladbachern keine Sekunde zum Atmen. Oder, um einen einzigen gelungenen Angriff aufzuziehen.

"Wir waren der Wucht und der Klasse des Gegners heute nicht gewachsen", konstatierte Gladbachs Coach Andre Schubert, der seine Mannen trotz Systemumstellung noch vor der Pause nicht vor dem Debakel bewahren konnte. Während die Skyblues keinen Ball verloren gaben, merkte man den Gästen die zitternden Knie von Beginn an an. "Man hat bei City gesehen, mit welcher Intensität wir angelaufen wurden. Das hat bei uns gefehlt."

"Da hat auch der Mut gefehlt", stellte Sommer nach Schlusspfiff klar. 42 Prozent gewonnene Zweikämpfe sprechen eine klare Sprache, das Momentum und die spielerische Überlegenheit ebneten ein deutliches Ergebnis, mit dem die Gladbacher nur dank zahlreicher Sensationsparaden ihres Schlussmannes davonkamen. Der weiß: "Sie haben uns in allen Belangen geschlagen."

Das Achtelfinale ist wohl futsch

Auch nach vorne präsentierte sich die Borussia als kollektiver Totalausfall. Nach Lars Stindls Chance in der 42. Minute - der einzig erwähnenswerten im kompletten Spiel - gelang Galdbach kein Torschuss mehr. Drei Versuche insgesamt stehen gar für einen Vereinsnegativrekord in der Königsklasse.

"Man hat gesehen, dass es ohne Kratzen und Beißen nicht geht. Daraus müssen wir die Lehren ziehen", hatte Manager Eberl nach der vorangegangenen Ligapleite gegen Freiburg noch gemahnt. Statt eines Aufraffens folgte aber ein Lehrbeispiel, wie man gegen einen qualitativ überlegenen Gegner nicht agiert. Es folgte Angsthasenfußball.

Der dafür gesorgt hat, dass das dezente Schielen auf Platz zwei schon nach nur einem Spieltag zur Utopie geworden ist. Dass die Borussia in den direkten Duellen mit Barcelona mit positiver Bilanz hervorgeht, ist wohl ebenso wahrscheinlich wie die Punktgleichheit mit und ein Gladbacher Sieg mit vier oder mehr Toren Unterschied im Rückspiel gegen die Skyblues.

Der bereits im Vorhinein als realistisches Ziel ausgegebene Platz drei muss jetzt angepeilt werden. Im Kampf mit Celtic, das sich gegen die Katalanen am Dienstagabend gleich sieben Stück fing. Im verregneten Manchester wird man das als einzige gute Nachricht des Abends hingenommen haben.

Manchester City - Borussia M'gladbach: Die Statistik zum Spiel

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