Draxler schießt Wölfe zum Dreier

Von Oliver Maywurm
Hand in Hand in der Gruppenphase: Wolfsburgs Träsch (r.) und Moskaus Wembloom
© imago

Der VfL Wolfsburg ist mit einem 1:0 (1:0)-Heimsieg gegen ZSKA Moskau in die Champions-League-Saison gestartet und hat die ersten drei Punkte in Gruppe B eingefahren. Julian Draxler erzielte das Tor des Abends (40.).

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Vor 17.000 Zuschauern in der Volkswagen-Arena feierten die Wölfe auf den Tag genau sechs Jahre nach ihrem Champions-League-Debüt - damals ebenfalls gegen ZSKA - ihr Comeback in der Königsklasse.

Die Elf von Dieter Hecking benötigte dabei gegen aggressive Russen etwa 20 Minuten, um in Fahrt zu kommen, übernahm dann das Kommando und holte einen verdienten Dreier.

Die Reaktionen:

Dieter Hecking (Trainer VfL Wolfsburg): "Das war eine sehr konzentrierte Leistung, vor allem in der Defensive. Wir wussten, dass wir in jedem Spiel unsere Möglichkeiten bekommen. Wir hätten aber das 2:0 machen müssen. Trotzdem stehen unter dem Strich die drei Punkte, das ist das Entscheidende."

Julian Draxler (Wolfsburg): "Viel zu meckern gibt's nicht: Zuhause 1:0 gewonnen und selber ein Tor gemacht, das ist natürlich sehr schön. Aber wir hätten auch früher Ruhe haben können. Wir haben das Spiel zu lange offen gehalten. Das ist aber meckern auf hohem Niveau. Gerade in der ersten Halbzeit haben wir sehr guten Fußball gespielt und am Ende verdient gewonnen."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Wölfe-Trainer Hecking wählt eine interessante Anfangsformation. Im Vergleich zum 0:0 beim FC Ingolstadt am vergangenen Bundesliga-Wochenende nimmt er eine Veränderung vor, beordert Kruse anstelle von Guilavogui in die Startelf. Daraus ergibt sich ein 4-1-4-1-System mit vier sehr offensiv ausgerichteten Spielern hinter Sturmspitze Dost.

Auch Moskau-Coach Leonid Slutskiy wartet mit einem personellen Wechsel auf. Für Stoßstürmer Doumbia rückt gegenüber dem 2:2 gegen Zenit St. Petersburg der zentrale Mittelfeldmann Natcho in die Startelf. Musa gibt den zentralen Angreifer, dahinter sollen Dzagoev, Eremenko und der Ex-Kölner Tosic wirbeln.

11.: Die erste halbwegs gefährliche Aktion gehört den Gastgebern: Träsch schlägt die weite Flanke aus dem Halbfeld, etwa acht Meter vor dem Tor überspringt Dost Gegenspieler Fernandes. Der Kopfball des Niederländers landet aber nur auf dem Netz.

25.: Riesenchance für Wolfsburg! Schürrle spielt sich auf links mit Weltmeister-Kollege Draxler durch die Moskauer Abwehrreihe, ist nach dessen Anspiel frei vor Akinfeev. Der russische Keeper verkürzt den Winkel aber geschickt, so dass Schürrle aus acht Metern scheitert.

37.: Da wäre mehr drin gewesen. Ein wunderbarer Diagonalball von Rodriguez erreicht Caligiuri. Der Ex-Freiburger pflückt die Kugel runter, kann eigentlich frei stehend abschließen - doch zögert zu lange. Letztlich klaut ihm Schennikow, dem er eigentlich entwischt war, doch noch die Kugel.

40., 1:0, Draxler: Draxler leitet mit klugem Pass in den Lauf von Kruse selbst ein. Der ehemalige Gladbacher bringt die Kugel von der Grundlinie gefühlvoll in die Mitte, wo der durchgestartete Draxler mit seinem Kopfball aus sechs Metern zunächst an Akinfeev scheitert, den Nachschuss dann aber über die Linie stochert.

49.: Der VfL kommt stark aus der Pause. Kruse versetzt im Strafraum Berezutskiy und Schennikow, flankt dann butterweich an den zweiten Pfosten. Dort steht Bendtner frei, kommt aber im Rückwärtslaufen nicht mehr ausreichend hinter den Ball und köpft harmlos zwei Meter am Kasten vorbei.

71.: Auch Benaglio muss mal eingreifen. Eremenko bringt den Ball in die Box, dort steigt Wernbloom am höchsten und fordert den VfL-Keeper mit einem Kopfball-Aufsetzer aus elf Metern. Letztlich aber sichere Beute, wenngleich der Schweizer nachfassen muss.

75.: Schürrle schlägt im Strafraum einen Haken und ist in Schussposition. Der 24-Jährige probiert es aus zehn Metern mit dem kurzen Eck, verzieht aber knapp.

Fazit: Wolfsburg hatte das Geschehen stets unter Kontrolle, wurde für eine druckvolle Phase zwischen 25. und 40. Minute mit dem 1:0 belohnt. Im zweiten Durchgang verwalteten die Hausherren die Führung, erlaubten Moskau keine einzige klare Chance und siegten hochverdient.

Der Star des Spiels: Julian Draxler. Erstes Champions-League-Spiel für Wolfsburg, gleich Matchwinner. Ein gelungener Abend für den Ex-Schalker, der Spielfreude versprühte und mit seinem Tor, dass er mit klugem Haken und präzisem Pass auf Kruse selbst einleitete, das Highlight des Abends für sich verbuchte.

Der Flop des Spiels: Alan Dzagoev. Der Spielmacher tauchte über weite Strecken ab, war kaum im Spiel. Wenn er mal vielversprechende Kontersituationen vorantreiben konnte, schlampte er im Passspiel.

Der Schiedsrichter: Svein Oddvar Moen (Norwegen). Trat sehr kommunikativ auf, hatte die Partie gut im Griff und lag in den wesentlichen Situationen stets richtig. Einzige kleine Fehlentscheidung: Eremenko hätte für seinen Ellenbogenschlag gegen Dante zu Beginn der zweiten Hälfte die Gelbe Karte sehen müssen.

Das fiel auf:

  • Kruse und Draxler bildeten ein variables Pärchen in der Mittelfeldzentrale. Die Abstimmung funktionierte bereits überraschend gut, den Ankurbler aus der Tiefe, sprich den Achter, gab meist Kruse. Der Spielkultur des VfL tat diese Variante jedenfalls gut.
  • Weil Moskau die Abstände zwischen offensiver Dreierreihe und Doppelsechs stets sehr gering hielt, fiel den Wölfen der Spielaufbau schwer. Dennoch versuchte der VfL, sich nach vorne zu kombinieren, lange Bälle möglichst zu vermeiden.
  • Den Fakt, dass mit Gustavo lediglich einer, statt wie gewohnt zwei Sechser auf dem Feld stand, sollten vor allem die offensiven Außenspieler Schürrle und Caligiuri auffangen. Und beide machten ihre Sache gut, schoben aufmerksam nach innen und vereitelten so manche vielversprechende Aktion der Gäste.
  • Gefährlich wurde der VfL vornehmlich dann, wenn die Pässe in die Schnittstellen zwischen Innen- und Außenverteidiger ankamen. Besonders Kruse tat sich hier als Raumdeuter hervor - so auch vor dem Führungstreffer.
  • Moskaus offensive Ansprüche gründeten sich auf Konter. Ansatzweise brenzlig wurde es für Wolfsburg dabei aber nur dann, wenn Musa in Eins-gegen-Eins-Situationen mit Naldo oder Dante seine Schnelligkeitsvorteile ausspielen kann.

VfL Wolfsburg - ZSKA Moskau: Die Statistik zum Spiel