Juventus wirft den Titelverteidiger raus

Cristiano Ronaldo brachte Real per Foulelfmeter in Führung
© getty

Juventus Turin und der FC Barcelona bestreiten das Champions-League-Finale am 6. Juni in Berlin. Der Alten Dame genügte bei Titelverteidiger Real Madrid nach dem 2:1 im Hinspiel ein 1:1 (1:0) im Rückspiel.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Vor 81.000 Zuschauern im ausverkauften Santiago Bernabeu brachte Cristiano Ronaldo Real durch einen verwandelten Foulelfmeter in Führung (23.). Giorgio Chiellini hatte James Rodriguez im Strafraum zu Fall gebracht.

Juventus glich in der 57. Minute durch Alvaro Morata aus. Dieser Treffer genügte der alten Dame, um am 6. Juni im Finale von Berlin gegen den FC Barcelona um den Titel zu spielen. Es ist Juves erstes CL-Finale seit 2003. Damals verloren die Turiner gegen den AC Milan nach Elfmeterschießen.

Während Juve auch im neunten Spiel in Folge in der Königsklasse ungeschlagen blieb, muss Real die erfolgreiche Titelverteidigung abschreiben. Noch nie in der Geschichte der Champions League ist es einer Mannschaft gelungen, den Titel zweimal in Folge zu gewinnen.

Ronaldo erzielte sein 77. Champions-League-Tor und zieht damit wieder mit Lionel Messi gleich. Es war zugleich Ronaldos zehnter Treffer in einem CL-Halbfinale und das 307. Pflichtspieltor für Real. Damit hat er mit Real-Legende Alfredo di Stefano gleichgezogen.

Die Champions League geht in die heiße Phase - Jetzt bei Tipico wetten!

Real-Kapitän Iker Casillas absolvierte sein 150. Champions-League-Spiel - gleich viele wie Barcelonas Xavi.

Die Reaktionen:

Carlo Ancelotti (Trainer Real Madrid): "Ich bin sehr stolz, die Mannschaft hat ihr wahres Gesicht gezeigt. Wir haben alles versucht, hatten viele Torchancen. Wenn wir im Hinspiel mit der gleichen Intensität gespielt hätten wie heute, wären wir jetzt im Finale. Glückwunsch an Juventus. Im Finale ist Barca Favorit."

Alvaro Morata (Juventus Turin): "Ich kann mich noch gar nicht richtig freuen. Ich habe viele Freunde bei Real Madrid. Für unseren Verein ist es aber natürlich ein großartiger Erfolg. Wir sind jetzt im Finale und wer so weit kommt, will auch den Titel gewinnen."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei Real kehrt der im Hinspiel verletzte Benzema in die Startelf zurück. Damit hat Ancelotti seinen BBC-Sturm wieder zusammen. Ramos rückt wieder in die Innenverteidgung, dafür muss Pepe auf die Bank.

Bei Juventus gibt es ebenfalls eine Änderung im Vergleich zum 2:1 in Turin. Sturaro macht Platz für Pogba, der im Hinspiel verletzt gefehlt hatte.

6.: Carvajal flankt von der rechten Seite in die Mitte und findet dort Benzema. Der Franzose behauptet den Ball stark, lässt auf engstem Raum Lichtsteiner stehen, jagt den Ball dann aber aus kurzer Distanz weit übers Tor.

11.: Ronaldo tritt zum Freistoß aus knapp 25 Metern an. Von einem Juve-Spieler in der Mauer abgefälscht, fliegt die Kugel haarscharf übers Tor.

14.: Tevez zieht Richtung Strafraum und legt kurz davor zu Vidal ab. Der Chilene visiert die rechte, untere Ecke an, findet seinen Meister aber in Casillas. Der Real-Schlussmann macht sich lang und pariert.

23., 1:0, Ronaldo (Elfmeter): Ronaldo steckt im 16er im Fallen durch auf James. Chiellini hackt dem Kolumbianer ungestüm den Fuß ans Bein - klarer Elfmeter. Ronaldo lässt sich nicht zweimal bitten - oben in der Mitte schlägt's ein.

41.: Bale mit dem langen Ball aus der eigenen Hälfte auf den links gestarteten Ronaldo. Der Portugiese nimmt den Ball stark mit und hält mit der zweiten Ballberührung aus 15 Metern halblinker Position drauf. Außennetz!

57., 1:1, Morata: Vidal schlägt den Ball in Folge einer Hereingabe von rechts aus dem Rückraum zurück in den Strafraum. Links im Sechzehner kommt Pogba mit dem Kopf an die Kugel und bedient in der Mitte Morata. Der nimmt den Ball mit der Brust an und schießt ihn per Aufsetzer ins Tor. Casillas war noch dran.

63.: James steckt auf links mit der Hacke durch auf Marcelo. Der flankt flach vors Tor, wo Bale leicht bedrängt aus sieben Metern links vorbeischießt.

70.: Morata spielt in Bedrängnis klasse ab zu Vidal, der am Strafraum für Marchisio durchsteckt. Der scheitert völlig frei vor Casillas mit einem harmlosen Schüsschen. Großchance vergeben!

72.: Marcelo schickt Ronaldo auf links. Der serviert Bale die Kugel mit einer perfekten Flanke, doch der Waliser köpft am langen Pfosten aus zwei Metern Torentfernung drüber.

Fazit: Real versäumt es, in einer starken ersten Halbzeit mehr als ein Tor zu schießen und wird von Morata dafür bestraft. Juventus fightet sich mit Disziplin und Leidenschaft ins Finale nach Berlin.

Der Star des Spiels: Alvaro Morata. Der Ex-Spieler wird zum Albtraum für Real. Nach dem Treffer im Hinspiel zum 1:0 sorgte der Juve-Stürmer mit dem Ausgleich für Reals Knockout. Morata machte schon in der ersten Halbzeit viele Bälle fest, leitete Marchisios Großchance ein und gewann 60 Prozent seiner Zweikämpfe.

Der Flop des Spiels: Gareth Bale. Begann engagiert und hatte mit einem Distanzschuss und einem starken langen Ball auf Ronaldo zwei gute Szenen. Kam dennoch in der ersten Halbzeit nur auf 16 Ballkontakte. Nach der pause gelang dem Waliser nichts mehr. Er gewann nur 29 Prozent der Zweikämpfe und vergab zwei dicke Chancen.

Der Schiedsrichter: Jonas Eriksson (Schweden). Der Elfmeterpfiff war korrekt. Hätte aber in der 32. Minute Ramos Gelb zeigen müssen und nicht Isco, weil Ramos das erste Foul an Tevez beging und den Argentinier aus dem Tritt brachte.

Das fiel auf:

  • 15 Minuten lang bot die alte Dame Real die Stirn und suchte ihr Heil in der Offensive. Zwar hatte Madrid durch Bale und Benzema zwei frühe Torchancen, doch Juve, im 4-4-2 mit zwei Viererketten aufgestellt, kam vor allem über die rechte Seite immer wieder in Strafraumnähe.
  • Real griff nach einer Viertelstunde deutlich früher an und provozierte so viele Ballverluste im Aufbauspiel. Nach dem Ballgewinn nahmen die Gastgeber viel Tempo auf, wobei die Außenverteidiger Marcelo und Carvajal weit aufrückten. Bale ließ sich teilweise hinter Carvajal fallen, um mit Geschwindigkeit nach innen zu ziehen und auch mal aus der Distanz abzuschließen.
  • Im Gegensatz zum Hinspiel kam Real zu einer Reihe von gefährlichen Torabschlüssen, weil mit Benzema im Sturmzentrum ein Spieler vorhanden war, der die Bälle festmachen konnte, selbst abschloss oder nachrückende Spieler mit Pässen bediente.
  • Juventus vertraute im Aufbauspiel auf die Ideen von Pirlo, der sich zwischen die Innenverteidiger fallen ließ. In der ersten Halbzeit fehlte Turin auch ob der hohen Temperaturen von über 30 Grad die Aggressivität in den Zweikämpfen. Nach der Pause kam das körperbetonte Spiel der Gäste besser zum Tragen, insbesondere nach dem Ausgleich und der darauf folgenden Defensivschlacht.
  • Real rannte nach dem Ausgleich nicht blind an, sondern erspielte sich mit Geduld und oft über die Flügel weitere Chancen, doch das Juve-Bollwerk hielt bis zum Schluss.

Real Madrid - Juventus Turin: Die Statistik zum Spiel