Koke! Atletico knockt Barcelona aus

Von Daniel Reimann
Koke (r.) hatte Atletico mit 1:0 in Führung gebracht. Javier Mascherano reklamierte vorsichtshalber
© getty

Atletico Madrid hat das Rückspiel des Champions-League-Viertelfinals gegen den FC Barcelona mit 1:0 (1:0) gewonnen und zieht aufgrund des 1:1-Unentschiedens im Hinspiel zum ersten Mal seit 40 Jahren ins Halbfinale ein. Die Katalanen verpassen erstmalig seit 2007 die Runde der letzten Vier.

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Im ausverkauften Vicente Calderon erzielte Koke (5.) die frühe Führung für die Gastgeber. Zudem trafen die Gastgeber noch in der Anfangsphase gleich drei Mal das Aluminium. Barcelona hingegen vergab beste Chancen auf den Ausgleich.

Das Halbfinale wird am Freitag (11. April) in Nyon ausgelost. Die möglichen Gegner heißen Real Madrid, Chelsea und Bayern München, das sich gegen Manchester United nach dem 1:1 im Hinspiel mit 3:1 durchsetzte.

Die Reaktionen:

Koke: "Wir haben zwei Partien ganz nach unserem Geschmack gemacht. Für andere Mannschaften ist es extrem schwer, im Calderon zu gewinnen, das hat man heute gesehen. Und das was die Fans heute hier abgeliefert haben, war der Wahnsinn. Ich bin komplett sprachlos."

Diego Simeone: "Ich verspüre aktuell einfach nur Freude, weil wir uns gegen einen fantastischen Gegner durchgesetzt haben. Barca war der erwartet schwere Konkurrent, das haben sie in beiden Spielen gezeigt. Aber wir müssen jetzt Ruhe bewahren, müssen weitermachen und die Kräfte bündeln. Denn am Wochenende folgt schon das nächste schwere Spiel."

Xavi: "Wir hatten vier oder fünf klare Chancen und hätten das Unentschieden verdient gehabt. Aber wir haben die Möglichkeiten leider nicht genutzt. So ist das nun mal in der Champions League. Glückwunsch an Atletico."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Am Nachmittag kam die Hiobsbotschaft: Diego Costa fällt aus. Stattdessen beginnt Villa als einzige Spitze, dahinter das Offensivtrio bestehend aus Raul Garcia, Adrian und Koke. Arda Turan fehlt aufgrund einer Knöchelverletzung.

Barca muss auf Pique verzichten, der sich im Hinspiel verletzt hatte (Haarriss im Hüftknochen). Für ihn beginnt Bartra neben Mascherano. Mit Ausnahme von Valdes (Kreuzbandriss) darf sonst die allererste Garde ran.

5., 1:0, Koke! Adrian wird halbrechts in den Strafraum geschickt und hämmert die Kugel ans Aluminium. Barca pennt, Atletico bleibt in Ballbesitz. Villa flankt von links, in der Mitte legt Adrian per Kopf quer und Koke muss nur noch einschieben.

11.: Was ist bitte mit der Barca-Abwehr los? Ballverlust am eigenen Sechzehner! Koke schickt Villa steil, der völlig ungestört in die Lücke startet, den Ball aber nur an den Pfosten nagelt.

13.: Alves mit viel Platz im rechten Halbfeld. Seine Flanke findet den kleinen Messi, der völlig frei aus neun Metern rechts vorbeiköpft.

19.: Unfassbar! Wieder Aluminium! Diesmal wird Villa von Garcia per Kopf geschickt, Mascherano macht geistig mal wieder ein Picknick. Villa schließt klasse aus der Drehung ab - Latte!

24.: Neymar tanzt links Garcia und Tiago schwindelig, legt dann quer an den Fünfer. Doch Messis Direktabnahme zischt links vorbei.

48.: Xavi findet Neymar per Steilpass, der frei vor Courtois auftaucht. Der Belgier taucht aber stark ab und nimmt Neymar den Ball vom Fuß.

65.: Der eingewechselte Diego dringt nach einem Konter von rechts in den Strafraum ein und probiert's aus spitzem Winkel direkt. Pinto rettet spektakulär!

70.: Riesenchance auf die Entscheidung! Villa bedient Gabi auf der linken Seite. Der Kapitän geht freistehend auf Pinto zu, ist bei der Wahl zwischen Abschluss und Pass auf Villa zu zögerlich. Sein Schüsschen pariert Pinto zur Ecke.

78.: Sanchez flankt von der rechten Seite an den Elfmeterpunkt, wo Neymar Miranda entwischt. Doch sein Flugkopfball fliegt knapp links vorbei.

90.: Noch ein Konter der Gastgeber, doch einmal mehr rettet Pinto sehenswert - diesmal gegen Rodriguez.

Fazit: Ein hart erkämpfter aber keineswegs unverdienter Sieg der Gastgeber. Auf einen fulminanten Auftakt folgte eine leidenschaftliche Defensivschlacht mit gefährlichen Kontern, in der Atletico die Oberhand behielt.

Der Star des Spiels: Diego Godin. Turm in der Schlacht. Wähernd Nebenmann Miranda hin und wieder falsch stand, räumte er konsequent und gewissenhaft ab. In der Luft kaum zu überwinden, am Boden ebenso wenig. Godin gewann alle seine Zweikämpfe und bewahrte Atletico so mehrmals vor brenzligen Situationen.

Der Flop des Spiels: Javier Mascherano. Zugegeben: Er besserte sich im Laufe des Spiels. Aber wie spektakulär falsch die Barca-Innenverteidigung in der Anfangsphase stand, war bedenklich. Mascherano leistete sich einige Stellungsfehler und kam kaum in die Zweikämpfe. Speziell er konnte froh sein, dass die Atletico-Offensive Pech mit dem Aluminium hatte.

Der Schiedsrichter: Howard Webb. Ließ sich anfangs weder von der spektakulären Stimmung noch vom Redebedarf der Spieler beeinflussen. Bei zwei nicht elfmeterreifen "Fouls" von Mascherano an Adrian (41.) sowie Godin an Fabregas (43.) blieb seine Pfeife zurecht stumm. Doch der Schubser von Mascherano an Villa hätte trotz dessen Theatralik einen Elfmeter zur Folge haben müssen (71.).

Das fiel auf:

  • Atletico war von Beginn an hellwach und brutal heiß. Barca hingegen kam kaum oder zu spät in die Zweikämpfe, die Mittelfeldzentrale wirkte reaktionslahm. Das begünstigte Atleticos Umschaltspiel gewaltig.
  • Die Abwesenheit von Pique machte sich in Barcelonas Viererkette dramatisch bemerkbar. Bartra und vor allem Mascherano waren anfangs vollkommen indisponiert. Viele Stellungsfehler, höllisch reaktionslahm und bescheidene Körpersprache. Allerdings wurden beide oft von der defensiven Mittelfeldzentrale im Stich gelassen, die große Lücken offenbarte und sich zu einfach überspielen ließ.
  • Selbst nach dem frühen Gegentor brauchte Barca noch gut 15 Minuten, um seine Defensive zu ordnen und die richtigen Mittel gegen Atleticos gefährliches Umschaltspiel zu finden. Offensiv taten sich die Gäste jedoch sehr schwer. Nach der Führung stellten sich die Colchoneros gnadenlos mit elf Mann hinter den Ball, sobald Barca längere Ballbesitzphasen hatte. Im engmaschigen Defensivverbund der Gastgeber fanden die Katalanen nur selten Lücken.
  • Im zweiten Durchgang gelang es Barca schließlich öfter, die Feldüberlegenheit in Chancen umzumünzen. Schnelle Positionswechsel und mehr Variation im Passspiel brachten die Defensive von Atletico zunehmend in Schwierigkeiten. Allerdings war Atletico trotz schwindender Kraft bei Kontern nach wie vor brandgefährlich, verpasste aber eine vorzeitige Entscheidung.

Atletico Madrid - FC Barcelona: Daten zum Spiel