Der Wahnsinn von Dortmund

Von Für SPOX in Dortmund: Stefan Rommel
Robert Lewandowski erzielte nach einer überragenden Kombination das 1:1 für den BVB
© getty

Borussia Dortmund hat zum ersten Mal nach 15 Jahren wieder das Halbfinale der Champions League erreicht. Der BVB besiegte den FC Malaga nach einem unglaublichen Finish mit zwei Toren in der Nachspielzeit mit 3:2 (1:1).

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Vor 65.829 Zuschauern in Dortmund brachte Joaquin die Gäste in Führung (25.). Robert Lewandowski glich noch vor der Pause aus (40.). Nach dem Wechsel vergab der BVB einige hochkarätige Chancen und wurde dann acht Minuten vor dem Ende bei Eliseus Tor ausgekontert.

Als alles schon vorbei schien, erzielte Marco Reus in der 91. Minute erst den Ausgleich, den Felipe Santana in der 93. Minute mit einem Abstauber aus einem Meter vergoldete.

Die Reaktionen:

Jürgen Klopp (Trainer Borussia Dortmund): "Das war so großartig, die Leute freuen sich ein zweites Loch in den Allerwertesten. Wir werden nicht gut schlafen, aber das ist mir total egal. Wir genießen das, aber wir werden jetzt nicht feiern, als hätten wir schon was gewonnen."

Manuel Pellegrini (Trainer FC Malaga): "Der Fußball hängt von vielen Faktoren ab. Wir haben ein großartiges Spiel gemacht. Leider konnten oder sollten wir nicht weiterkommen. Das dritte Tor war Abseits und wir haben Ellbogenschläge und Tritte abbekommen. Es hätte zwei Platzverweise geben müssen, aber bei einer Aktion bekommt Jesus Gamez sogar noch Gelb. Unter diesen Umständen ist es schwer."

Alle Stimmen zu den Rückspielen: "Ich bin fix und fertig, unfassbar!"

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Dortmund fast in Bestbesetzung. Hummels ist zwar fit, sitzt zunächst aber nur auf der Bank. Kuba und Bender rücken ins Team, Großkreutz und Kehl sitzen dafür draußen.

Malaga hat wieder Joaquin, Camacho, Toulalan und Isco dabei, die am Wochenende in der Liga noch geschont wurden. Dagegen fehlen Weligton und Iturra, die beide gelbgesperrt sind.

Der User-Talk zum BVB-Wahnsinn

16.: Götze profitiert von einem Schnitzer der Innenverteidigung und passt von links rüber zu Lewandowski in die Mitte. Der macht eine Körpertäuschung und hat aus 18 Metern freie Schussbahn, versucht aber den Chip über den am Fünfmeterraum stehenden Willy. Einen halben Meter drüber.

25., 0:1, Joaquin: Drei Dortmunder bekommen am eigenen Sechzehner den Ball nicht weg. Von Iscos Bein springt der Ball zu Joaquin, der erst den Schuss antäuscht, dann aber noch einen Schritt zur Mitte zieht. Subotics Grätsche kommt zu spät. Im linken Torwarteck schlägt der flache Schuss ein. Keine Chance für Weidenfeller.

40., 1:1, Lewandowski: Götze spielt von rechts in die Mitte. Reus mit einem sensationellen Hackentritt 20 Meter vor dem Tor, der zur perfekten Vorlage für Lewandowski wird. Der Pole legt die Kugel am herausstürmenden Willy vorbei und schiebt unter Bedrängnis ins leere Tor.

45.: Der BVB pennt bei einem Freistoß der Gäste aus dem linken Halbfeld. Joaquin steigt elf Meter vor dem Tor völlig frei zum Kopfball. Der Angreifer bringt aber keinen Druck hinter den Ball, sondern hält nur den Kopf hin. Weidenfeller hat keine Probleme mit dem schwachen Abschluss.

47.: Götze wurschtelt am Sechzehner. Der Ball fällt Lewandowski vor die Stiefel. Schlenzer aus 16 Metern, aber genau auf Willy.

48.: Freistoß Malaga aus dem linken Halbfeld. Wieder ist der BVB total unsortiert, übersieht Demichelis am langen Pfosten. Der köpft den Ball zurück zur Mitte, wo erneut Joaquin frei steht. Kopfballaufsetzer aus zehn Metern, Weidenfeller rettet stark.

53.: Sanchez will einen langen Ball im Sechzehner klären, das misslingt aber völlig! Götze bekommt den Ball und steht blank vor Willy. Sein Abschluss aus spitzem Winkel von links aber nicht viel besser als seine Abschlüsse im Hinspiel: weit vorbei.

76.: Reus wird von rechts bedient und schließt mutterseelenallein aus acht Metern ab. Willy mit einer Riesen-Parade! Der Keeper klärt den flachen Schuss zur Ecke.

79.: Götze leitet ein, spielt auf Gündogan und startet mit Zug in den Strafraum. Der Pass kommt perfekt. Schuss mit links aus zehn Metern. Willy mit der nächsten überragenden Parade, lenkt den Ball mit dem Fuß um den rechten Pfosten.

82., 1:2, Eliseu: Isco schickt in einem Konter Baptista links in den Strafraum. Der schießt den Ball an Weidenfeller vorbei, Eliseu ist völlig frei und staubt den Ball, der sowieso reingegangen wäre, noch ab. Bitter für den BVB: Eliseu war knapp im Abseits, der Treffer hätte nicht zählen dürfen!

90.+1, 2:2, Reus: Subotic nach einem Freistoß völlig blank! Der Verteidiger legt quer, wo zuerst Santana scheitert und dann Reus einschiebt!

90.+3, 3:2, Santana: Wieder ein langer Ball. In der Mitte bekommt Reus die Kopfballablage, war aber Abseits! In der Mitte kommt nach einer unübersichtlichen Situation Santana quasi auf der Torlinie an den Ball und drückt ihn rein! Auch er im Abseits, wieder sieht es Thomson nicht.

Fazit: Malaga verteidigte giftig und konzentriert und hatte in Willy den abermals überragenden Spieler auf seiner Seite. Der Sekundentod in der Nachspielzeit brachte die Spanier um den Lohn. Der BVB gab nie auf und wurde mit einem unglaublichen Finish für seine Hartnäckigkeit belohnt.

Der Star des Spiels: Willy Caballero brachte den BVB mit seinen Paraden wie schon vor einer Woche beinahe zur Verzweiflung. Was der Argentinier besonders in der Schlussphase alles rausfischte, war Extraklasse.

Der Flop des Spiels: Neven Subotic produzierte viel zu viele Abspielfehler, hatte unter Druck keine Ruhe am Ball, sondern wählte fast immer den unkontrollierten Schlag nach vorne - der selbstredend so gut wie nie ankam. Für die Spieleröffnung kaum brauchbar, dazu zwei schlimme Stellungsfehler.

Der Schiedsrichter: Craig Thomson (Schottland). Legte eine kleinliche Linie an den Tag, pfiff eine Spur zu viel ab. Schmelzer bei dessen "Aktion" gegen Gamez kein Gelb und somit Gelb-Rot zu zeigen, war schlichtweg falsch. Gelb gegen Gamez wegen Schwalbe ebenfalls. Dann noch zwei dicke Fehlentscheidungen, als er sowohl Eliseus, als auch Santanas Abseits nicht ahndete.

Die Trainer:

Jürgen Klopp griff nach einer halben Stunde erstmals ein, als er Götze aus dem Zentrum auf die rechte Seite beorderte und Kuba dafür mehr aus der Mitte kommen ließ. Brachte dann Mitte der zweiten Halbzeit Schieber und Sahin für Kuba und Bender. Sahin sollte das stockende Aufbauspiel beleben, was jedoch nur phasenweise gelang.

Manuel Pellegrini gab seiner Mannschaft eine tolle Raumaufteilung mit auf den Weg. Reagierte auf Dortmunds Doppelwechsel mit der Hereinnahme von Eliseu für Duda und bewies damit neben seinem taktischen Geschick auch ein vermeintlich glückliches Händchen.

Das fiel auf:

  • Malaga spielte in der Defensive eine nahezu perfekte erste Halbzeit. Gündogan war von vorne und hinten zugestellt, die beiden Innenverteidiger Santana und Subotic hatten enorme Probleme mit dem ersten Ball ins Mittelfeld. Malaga fand dabei eine gute Mischung, trotz der Enge im Zentrum waren im flachen 4-4-2 die beiden Außenbahnen fast immer zugestellt. Piszczek und besonders Schmelzer waren so die Bahn versperrt.
  • Dortmund war sichtlich nervös, befreite sich erst nach gut 20 Minuten davon. Trotzdem blieb das Passspiel der Gastgeber ungenau. Leichte Zuspiele missglückten oder wurden nicht sauber gespielt.
  • Konnte sich der BVB dann doch mal bis ins letzte Angriffsdrittel kombinieren, fehlte der Mannschaft die Geduld. Zu schnell wurde der schwierige Ball in die Tiefe versucht, statt den Angriff über die dann mögliche Option über die Außen zu Ende zu spielen.
  • Nach der Pause wurde Dortmund über die rechte Seite gefährlicher, war aber in der Abschlusskation oder beim letzten Pass weiter zu schlampig. Die wenigen Chancen machte dann Willy zunichte.
  • Malaga spielte als Kollektiv absolut am Limit, hatte auf fast alles, was der BVB auch versuchte, eine Antwort parat. Was der Mannschaft aber mit Ausnahme von Willy fehlte, war die individuelle Klasse, um die Partie früher anders zu gestalten.