4:0! Barca feiert Wiederauferstehung

Von Frank Oschwald / Cliff Schmit
Die Spieler des FC Barcelona feiern den Einzug ins CL-Viertelfinale
© getty

Der FC Barcelona steht im Viertelfinale der Champions League! Nach der 0:2-Pleite im Hinspiel siegten die Katalanen vor heimischer Kulisse deutlich mit 4:0.

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Lionel Messi brachte Barcelona vor 96.000 Zuschauer im Camp Nou mit seinen beiden Toren in der 5. und in der 40. Minute bereits früh auf die Siegerstraße. David Villa erhöhte kurz nach dem Seitenwechsel (50.), Alba traf Sekunden vor dem Schlusspfiff zum 4:0-Endstand.

Der FC Barcelona ist somit das erste Team in der Geschichte der Champions League, das einen Zwei-Tore-Rückstand aus dem Hinspiel ohne eigenes Auswärtstor noch drehen konnte.

Die Reaktionen:

Jordi Roura (FC Barcelona): "Wir hatten eine immens schwere Aufgabe vor der Brust und haben nach der Pleite im Hinspiel unverhältnismäßig viel Kritik abbekommen. Aber die Mannschaft hat die Antwort auf dem Platz gegeben. Es macht mich extrem stolz, dieses Team zu trainieren."

David Villa (FC Barcelona): "Die Fans wussten, dass wir es schaffen können, und am Ende haben wir es für sie getan. Wenn man eine Nacht wie heute erlebt, sind all die schlechten Tage vergessen."

Gerard Pique (FC Barcelona): "Das frühe Tor hat uns enorm geholfen. Wir waren das ganze Spiel über die bessere Mannschaft und haben das zum Glück auch in Tore umgemünzt."

Massimiliano Allegri (AC Milan): "Es ist uns leider nicht gelungen, Barca aus dem Wettbewerb zu kegeln. Aber das ist keine Katastrophe, wir werden an diesem Abend wachsen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei Barcelona muss Puyol in der Innenverteidigung mit muskulären Problemen passen. Mascherano ersetzt ihn. Zudem sitzt Fabregas im Vergleich zum Hinspiel auf der Bank. Seine Position nimmt der etwas zurückgezogene Iniesta ein, Villa startet im Sturm.

Auch Milan mit zwei Veränderungen im Vergleich zum Hinspiel. Der 18-Jährige Niang ersetzt Pazzini (Verletzung des Wadenbeinkopfes) im Sturm, vor der Abwehr spielt Flamini für den zuletzt starken Muntari. Die Abwehrkette bleibt wie erwartet unverändert.

5., 1:0, Messi: Blitzstart von Barca! 20 Meter vor dem gegnerischen Kasten bekommt Messi den Ball, spielt einen Doppelpass mit Xavi und zirkelt den Ball dann - umzingelt von vier Milan-Verteidigern - in den linken Knick. Das erste Tor von Messi aus dem Spiel heraus gegen eine italienische Mannschaft.

13.: Iniesta drückt von der Strafraumkante ab, Abbiati lässt nach einer starken Parade zur Seite prallen. Pedro bekommt den Abpraller, köpft aber aus spitzem Winkel ans Außennetz.

16.: Xavi zieht aus gut 20 Metern ab. Der Ball hätte genau unten links eingeschlagen, doch Abbiati reagiert erneut ganz stark und lenkt den Ball um den Pfosten.

33.: Messi verliert den Ball in der Vorwärtsbewegung. El Shaarawy wird von Montolivo auf die Reise geschickt, doch sein Abschluss vom linken Strafraumeck stellt für Valdes keine Herausforderung dar.

38.: Niang ist nach einem Riesenschnitzer von Mascherano allein unterwegs Richtung Valdes. Der Rechtsschuss des Franzosen klatscht an den linken Pfosten.

40., 2:0, Messi: Im direkten Gegenzug schlägt Barca zurück. Ambrosini verliert den Ball in der Vorwärtsbewegung. Über Iniesta kommt der Ball sofort zu Messi. Der Argentinier legt sich den Ball 20 Meter vor dem Tor gegen Mexes zurecht und zieht mit links ab. Der Ball schlägt unhaltbar unten rechts ein.

55., 3:0, Villa: Milan hatte die Situation eigentlich bereinigt, bevor Xavi erneut an den Ball kommt und einen punktgenauen Pass auf Villa spielt. Constant rutscht ins Leere und der spanische Nationalspieler schlenzt den Ball mit links unhaltbar ins lange Eck.

82.: Krkic bringt den Ball vom linken Flügel scharf vor das Tor. Dort steht Robinho bereit, doch Alba klärt in höchster Not.

90., 4:0, Alba: Das ist die endgültige Entscheidung. Barca kontert Milan aus. Sanchez bedient Jordi Alba mustergültig. Der Abwehrspieler bleibt eiskalt und lupft den Ball über Abbiati hinweg.

Fazit: Völlig verdienter Sieg für Barca, das nach einem Blitzstart und dem 2:0 bereits zur Pause das Momentum auf seiner Seite hatte.

Der Star des Spiels: Lionel Messi. Vor dem Spiel wurde dem Argentinier noch vorgerechnet, dass er in neun Partien noch kein Tor aus dem Spiel heraus gegen italienische Mannschaften geschossen. Gerade einmal eine Halbzeit brauchte Messi, um seine Kritiker mit zwei Toren verstummen zu lassen. Die etwas zurückgezogene Position gegen die beiden massiven Abwehrreihen tat ihm merklich gut.

Der Flop des Spiels: Während Massimo Ambrosini im Hinspiel mit einer bärenstarken Leistung im Verbund mit den beiden Innenverteidigern Messi noch komplett ausschaltete, bekam der defensive Mittelfeldspieler im Camp Nou nie Ordnung in die Dreierreihe vor der Abwehr. Die raumorientierte Deckung funktionierte vor allem im ersten Durchgang überhaupt nicht, Barca hatte zu viel Platz für das Kombinationsspiel. Obwohl das System gleich blieb, musste Ambrosini bereits in der 60. Minute vom Feld.

Der Schiedsrichter: Viktor Kassai hatte im ersten Durchgang viele knifflige Situationen zu lösen. Bei den beiden Elfmeterentscheidungen (11. und 21. Minute) blieb die Pfeife jedoch jeweils zu Recht stumm. Zeigte Boateng nach einem vergleichbar harmlosen Foul früh die Gelbe Karte. Der Ungar zog die Linie aber über 90 Minuten durch und zeigte somit eine durchaus souveräne Leistung.

Die Trainer:

Jordi Roura zog Lionel Messi nach dem schwachen Hinspiel etwas zurück und gab dem Argentinier dadurch enorme Freiheiten. Dass Villa trotz des Tores an vorderster Front völlig in der Luft hing, nahm er billigend in Kauf. Die Taktik fruchtete: Messi kam vor allem beim ersten Tor aus der Tiefe und sorgte somit bereits früh für die Entscheidung.

Massimiliano Allegri ließ sein Team erneut im 4-5-1-System auflaufen. Anders als im Hinspiel fanden seine beiden Defensivreihen allerdings vor allem in der ersten halben Stunde überhaupt keinen Zugriff auf das Spiel. An vorderster Front bekam Niang im ersten Durchgang keinen Fuß auf den Boden. Zur Halbzeit stellte Allegri um und versetzte den Youngster auf den rechten Flügel. Die Einwechslung von Muntari und Robinho nach dem 0:3 brachte nicht den nötigen Druck.

Das fiel auf:

  • Milan war in den 20 Minuten nach dem ersten Gegentor völlig von der Rolle. Die Dreierreihe vor der Abwehr um Ambrosini, die im Hinspiel noch Schlüssel zum Erfolg war, hatte merklich Probleme mit dem Kombinationsspiel der Katalanen. Iniesta und Xavi bekamen 25 Meter vor dem gegnerischen Kasten zu viel Platz zum Kombinieren und nutzten diesen gewohnt gut.
  • Messi agierte etwas zurückgezogen, um zwischen Abwehr- und Mittelfeldkette für Unruhe zu sorgen. Der Argentinier war auf dieser Position deutlich besser ins Spiel eingebunden.
  • Vor allem in der ersten halben Stunde funktionierte das Barca-typische Gegenpressing nahezu perfekt. Milan wurde oft noch in der eigenen Hälfte zum Ballverlust gezwungen und schaffte es kaum, einen ordentlichen Angriff zu Ende zu spielen.
  • Milan wusste im ersten Durchgang mit eigenem Ballbesitz überhaupt nichts anzufangen. Meist waren El Shaarawy und Boateng auf dem Flügel völlig auf sich alleine gestellt. Da das Team allerdings nicht nachrückte, fehlte in der Mitte stets die Anspielstation. Zudem war das Offensivspiel zu oft von Einzelaktionen geprägt.
  • Wie im Hinspiel bekamen beide Barca-Außenverteidiger enorm viel Platz und waren dadurch eigentlich nur in der Offensive zu finden. Sorgten dafür aber für zu wenig Gefahr.
  • An vorderster Front fehlte Milan merklich der verletzte Pazzini. Ersatz Niang schaffte es nicht, die Bälle zu kontrollieren bzw. ordentlich zu verteilen. Den Italienern fehlte somit im Sturm die Anspielstation, die für Entlastung hätte sorgen können.
  • Nach dem Seitenwechsel wurde Milan deutlich offensiver. Allerdings fehlte den Italienern zu häufig eine Struktur im Offensivspiel. Viel zu selten wurden die Flügel bedient, von den beiden Außenverteidigern Constant und Abate war in der Offensive rein gar nichts zu sehen.

FC Barcelona - AC Milan: Daten zum Spiel