Achtelfinale perfekt! BVB-Gala in Amsterdam

Von Jochen Tittmar / Markus Matjeschk
Mario Götze (2.v.r.) lieferte gegen Ajax eine überragende Vorstellung ab
© Getty

Borussia Dortmund hat am 5. Spieltag der Champions League hochverdient mit 4:1 (3:0) bei Ajax Amsterdam gewonnen und sich vorzeitig und zudem als Gruppenerster für das Achtelfinale qualifiziert.

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Vor 45.000 Zuschauern in der Amsterdam-ArenA erzielten Marco Reus (8.), Mario Götze (36.) und Robert Lewandowski (41., 67.) die Treffer für den deutschen Meister zum ersten internationalen Auswärtssieg seit über neun Jahren.

Dortmund steht somit vor dem abschließenden 6. Spieltag der Gruppenphase und dem Heimspiel gegen Manchester City als Achtelfinalist fest - und als Gruppenerster.

Sven Bender wurde beim BVB mit Verdacht auf Nasenbeinbruch ausgewechselt.

Reaktionen:

Jürgen Klopp (Trainer BVB): "Das war kein Spaziergang. Das hat jeder gesehen, der heute hier war. Ajax hatte viel mehr Ballbesitz, aber wir haben diszipliniert gespielt. Die Tore waren alle wunderschön rausgespielt und kamen im richtigen Moment. Ajax war ein unangenehmer Gegner, auch wenn es das Ergebnis nicht so ausdrückt. In der zweiten Halbzeit war die Mannschaft hellwach und hat das gut gespielt."

Michael Zorc (Manager BVB): "Wie wir durch diese Gruppe marschiert sind, dafür gebührt der Mannschaft ein Riesenkompliment. Das war klasse Fußball, aber auch sehr clever und routiniert. In der zweiten Halbzeit hat die Mannschaft mit der Führung im Rücken sehr professionell gespielt."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Ajax kann nach dem 2:0-Erfolg gegen Venlo wieder auf die zuletzt fehlenden Vermeer (Grippe) und Innenverteidiger Alderweireld (Leistenprobleme) zurückgreifen. Zudem stehen Enoh und Lukoki für Schöne und Babel in der Startelf.

Dortmund im Vergleich zum Sieg gegen Fürth wieder mit Reus und Großkreutz für Kuba und Perisic im Mittelfeld. Kehl hat es trotz positiver Prognosen doch nicht in den Kader geschafft.

8., 0:1, Reus: Piszczek erobert die Kugel und spielt rechts Doppelpass mit Reus. Der spielt rechts raus zu Götze, der clever verzögert Reus punktgenau in die Gasse schickt. Reus schiebt die Kugel frei vor Vermeer unter dem Keeper hindurch ins Tor - 14 Sekunden nach Piszczeks Balleroberung.

36., 0:2, Götze: Hummels spielt an der Mittellinie den Ball links raus zu Götze. Der wackelt im Strafraum van Rhijn aus und schießt den Ball unhaltbar ins linke untere Eck.

41., 0:3, Lewandowski: Im Anschluss an einen Götze-Freistoß bekommt Ajax den Ball nicht raus. Götze zieht nochmal von der Strafraumkante ab, Vermeer klatscht den abgefälschten Ball nach vorne weg. Lewandowski staubt ab - drin!

52.: Ajax spielt sich mit Blind über links in den Strafraum. Eriksen steht halblinks frei vor Weidenfeller, doch der steht lange und wehrt den Schuss des Dänen mit der linken Hand ab.

67., 0:4, Lewandowski: Götze hebt die Kugel von links butterweich diagonal rüber ans lange Fünfer-Eck. Lewandowski holt den Ball technisch astrein runter und drischt ihn anschließend humorlos ins linke Eck.

86., 1:4, Hoesen: Eriksen setzt links toll ein. Dessen Schuss wird von Subotic so abgefälscht, dass der Ball über Weidenfeller hinweg ins Tor fällt.

Fazit: Hochverdienter Sieg des BVB nach einer von allen Spielern starken Vorstellung gegen ein im Vergleich zum Hinspiel sehr schwaches Amsterdam.

Der Star des Spiels: Mario Götze befindet sich seit Wochen in herausragender Verfassung und zockte auch gegen Ajax brutal auf. Bereitete das 1:0 mit einem herrlich getimten Pass vor, traf selbst zum 2:0, war auch entscheidend am dritten Tor beteiligt und spielte Lewandowski vor dem 4:0 super frei. Hat wieder jene Leichtigkeit gefunden, die ihn in Dortmunds erstem Meisterjahr 2011 so auszeichnete.

Der Flop des Spiels: Ricardo van Rhijn hatte es mal mit Götze, Großkreutz und Reus zu tun - gegen alle drei sah er kein Land und fand im Gegensatz zu seinem Gegenüber Blind kaum Zeit und Raum, sich offensiv einzuschalten. Sah beim 2:0 im Duell mit Götze wie ein Anfänger aus.

Der Schiedsrichter: Pedro Proenca aus Portugal zeigte nur eine durchwachsene Vorstellung. Hätte Enohs Foul an Reus (12.) zwingend mit Gelb bestrafen müssen, beim Foul von Moisander an Götze (53.) haben andere Schiedsrichter auch schon einen Strafstoß verhängt - eine Schwalbe des Dortmunders lag definitiv nicht vor. Teilweise jedoch mit starker Vorteilsauslegung.

Die Trainer:

Aufgrund der eindeutigen Tabellensituation entschied sich Frank de Boer für ein klassisches 4-3-3 statt des gewohnten 4-4-1-1 und stellte somit offensiver auf. Poulsen agierte dabei zentral vor der Viererkette. Am Ende erwies sich die Systemumstellung freilich als falsche Wahl, eine Korrektur vonseiten de Boers blieb aus.

Jürgen Klopp vertraute gewissermaßen der CL-Elf der letzten beiden Spieltage, Viererkette und Offensivbesetzung überzeugten in den Duellen mit Real Madrid gerade auch mit einer starken Balance auf den Flügeln. Dass er den ohne Spielpraxis ausgestatteten Kuba in diesem wichtigen Spiel zunächst draußen ließ, war eine logische Entscheidung. Schaffte es erneut, seinem Team in der Königsklasse den richtigen taktischen Plan mitzugeben und machte alles richtig.

Das fiel auf:

  • Taktisch grandioser und auch von der Körpersprache her unglaublich selbstbewusster Auftritt des BVB: Dortmund überließ Ajax den Ball, empfing den Gegner auf Höhe der Mittellinie und schob Amsterdam bei Ballbesitz in ungefährliche Bereiche des Spielfelds. Dort wurde der Ballführende dann in Überzahl attackiert und bei Ballgewinn blitzschnell umgeschalten. Einige Angriffe können teils als Lehrbeispiel für den Dortmunder Fußball hergenommen werden - so beispielsweise die 1:0-Führung.
  • Ajax konnte so mit dem hohen Ballbesitzanteil nur wenig anfangen. Eriksen und de Jong tauschten zwar oft die Positionen, so dass Ersterer immer wieder ganz nach vorne in die Spitze stieß, doch bis dahin kombinierte sich Amsterdam nie vor. Auch Lukoki und Boerrigter kippten teilweise aus ihren offensiven Halbpositionen nach hinten ab, waren bei den schnell vorgetragenen Dortmunder Angriffen aber nicht in der Lage, ihre Gegenspieler rechtzeitig zu stellen.
  • Dortmund hat im Vergleich zu den Auftritten im Vorjahr die Verwandlung geschafft und lässt sich weder bei eigenen Führungen noch in brenzligen Situationen aus der Ruhe bringen. Wo in der vergangenen Saison noch Verspieltheit im Angriff und Naivität in der Defensivbewegung standen, regiert nun unabhängig von Zwischenständen ein gesundes Maß an taktischer Disziplin in der jeweiligen Spielsituation.
  • Ajax fehlte schon früh im ersten Durchgang ein Antreiber, der etwas an den vielen gleichförmig vorgetragenen Angriffsbemühungen ändert und seine Mitspieler aus der vertrackten Situation reißt. Planlose lange Bälle, um das Mittelfeld zu überbrücken, waren Amsterdams einzige Lösung, um sich der Umklammerung zu entziehen. Positiv jedoch die Einstellung der Truppe, die sich immer weiter versuchte, aber kein passendes Mittel zu finden in der Lage war.

 

Ajax - Dortmund: Daten und Fakten