Pandew schießt die Bayern raus

Von Für SPOX in der Allianz Arena: Thomas Gaber / Christian Bernhard
Goran Pandew erzielte in der 88. Minute den 3:2-Siegtreffer für Inter
© Getty

Der FC Bayern München ist im Achtelfinale der Champions League ausgeschieden. Nach dem 1:0-Sieg im Hinspiel verlor der FC Bayern das Rückspiel im heimischen Stadion mit 2:3 (2:1) durch ein Tor von Goran Pandew in der 88. Minute. Damit wird der FC Bayern die Saison ohne Titel abschließen.
 

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Die Tore für die Münchner vor 66.000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz Arena erzielten Mario Gomez (21.) mit seinem achten Champions-League-Treffer und Thomas Müller (30.). Für Inter waren Samuel Eto'o (4.), Wesley Sneijder (63.) und Pandew erfolgreich.

In einem hochklassigen Spiel nutzten die Bayern vor allem vor der Pause ihre Chancen nicht und wurden am Ende bitter betraft. Damit bleibt Titelverteidiger Inter weiter im Rennen.

Die Bayern hatten zuvor 21-mal auswärts ein Hinspiel gewonnen und kamen jedes Mal weiter - nun schieden sie erstmals aus. Damit wartet der deutsche Rekordmeister immer noch auf einen Heimsieg gegen Inter.

Nach dem Spiel kam es zwischen Bastian Schweinsteiger und einigen Inter-Spielern noch zu einem Handgemenge. Schweinsteiger gab bei "SKY" an, dass ihn Marco Materazzi vor und nach dem Spiel provoziert habe. Mario Gomez war bei den Interviews nach dem Spiel den Tränen nahe.

Reaktionen:

Louis van Gaal (Trainer FC Bayern): "Wir haben schon vier- oder fünfmal einen Sieg verschenkt. Auch heute wieder. Obwohl der Gegner wenige Chancen hatte, hat er die Tore gemacht. Wir haben in der Halbzeit schon gesagt, dass man kompakt bleiben muss. Wenn wir das nicht machen, dann wird es schwierig. Ich denke, dass wir Fehler gemacht und zu einfach diese Gegentore bekommen haben. Die Spieler haben alles versucht."

Arjen Robben (FC Bayern): "Wir machen die Fehler. Man kann immer wieder über die Fehler reden, aber wir müssen das auf dem Platz umsetzen. Der Trainer macht eine gute Vorbereitung, wir auch. Aber wenn man immer wieder diese Fehler macht - das geht nicht. Ich weiß nicht, ob die Saison überhaupt zu retten ist. Diese Saison ist nicht gut."

Bastian Schweinsteiger (FC Bayern): "Wir haben es taktisch nicht gut gespielt, die Konter nicht gut gespielt. Wir waren nicht kompakt genug. In der ersten Halbzeit haben wir das noch geschafft. Unfassbar, dass wir gegen Inter Mailand noch ausscheiden. Inter Mailand war in meinen Augen kaputt, die konnten nicht mehr laufen. Der Trainer gibt es vor, sagt, wie der Gegner steht. Aber wir machen es einfach nicht. Wir müssen uns an die eigene Nase fassen. Jeder muss offensiv, aber jeder auch defensiv denken. Ich bin sehr enttäuscht, dass wir ausgeschieden sind. Das passt leider zu dieser Saison."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bayern wieder mit einer neuen Innenverteidigung. Breno spielt neben van Buyten, Gustavo rückt wie im Hinspiel ins defensive Mittelfeld neben Schweinsteiger. Für Kroos bleibt dadurch nur ein Platz auf der Bank.

Inter muss kurzfristig auf Zanetti (Magen-Darm-Grippe) verzichten. Für ihn spielt Motta. Lucio ist dagegen einsatzbereit.

4., 0:1, Eto'o: Schnelle Inter-Kombination im Mittelfeld. Pandew steckt durch zu Eto'o, der schiebt die Kugel mit links unter Kraft durch ins Tor. Stark abseitsverdächtig.

21., 1:1, Gomez: Robben zieht von rechts nach innen und schießt. Cesar lässt den Ball von der Brust klatschen. Gomez reagiert blitzschnell und schießt die Kugel mit dem Rücken zum Tor rein. Sein achtes CL-Tor - Vereinsrekord.

30., 2:1, Müller: Robben zieht diesmal von links in die Mitte und will eigentlich Gomez bedienen. Von Motta abgefälscht landet der Ball bei Müller, der die Kugel über Cesar ins Tor hebt. Drittes CL-Tor.

34.: Schlimmer Ballverlust der aufgerückten Inter-Abwehr. Ribery überspringt Lucios Grätsche und rast auf Cesar zu. Rechtsschuss - Cesar ist dran, der Ball landet auf dem Tornetz.

40.: Nach einem langen Ball auf den rechten Pfosten grätscht Gomez die Kugel von der Grundlinie an Cesar vorbei. Der Ball kullert auf der Torlinie entlang. Müller stürmt mit Ranocchia Richtung Kugel. Der Italiener ist zuerst dran, trifft aber Müller und von dort springt der Ball an den Pfosten.

62.: Ribery bricht links durch und flankt nach innen. Gomez löst sich von Ranocchia und nimmt den Ball volley mit rechts. Cesar pariert das Geschoss.

63., 2:2, Sneijder: Coutinho spielt einen Ball von links nach rechts in den Strafraum zu Eto'o. Der lässt abtropfen für Sneijder, der mit einem trockenen Flachschuss ins rechte untere Eck trifft. Gustavo zu weit weg.

88., 2:3, Pandew: Langer Ball auf Eto'o. Breno ist eigentlich vor ihm am Ball, verliert die Kugel aber an den bulligen Kameruner. Der zieht vom linken Strafraumeck nach innen und bedient Pandew, der mit links wunderbar in den Winkel trifft.

Fazit: Ganz bitterer Abend für den FC Bayern, der in einem klasse Fußballspiel einen Fehler mehr machte als der Gegner.

So diskutierten die SPOX-User während des Spiels

Der Star des Spiels: Wesley Sneijder. Der Niederländer war von den Bayern nie in den Griff zu kriegen. Immer anspielbar, mit magisch genauen Pässen und einem klasse Tor. Sneijders Aktionsradius war atemberaubend. Ebenfalls klasse: Eto'o.

Der Flop des Spiels: Breno. Der Brasilianer war an den entscheidenden Szenen, die zu Inters Toren führten, beteiligt. Vor dem 2:2 hielt er zu großen Abstand zu Eto'o und vor dem 2:3 ließ er sich von Eto'o amateurhaft düpieren.

Der Schiedsrichter: Pedro Proenca. Der Portugiese war selten auf Ballhöhe. Proenca hatte eine seltsame Ansicht bei der Bewertung von Zweikämpfen. Harmlose Duelle pfiff er ab, teilweise durften sich die Spieler aber auch austoben, ohne dass Proenca eingriff. Auch bei der Verteilung der Gelben Karten war keine klare Linie erkennbar. Eto'os Tor war stark abseitsverdächtig, dem Assistenten muss man aber zugestehen, dass auch nach der x-ten TV-Wiederholung keine eindeutige Meinung zulässig ist.

Analyse: Nach vier Minuten waren alle taktischen Vorbereitungen beider Teams Makulatur - Inter hatte sein frühes Tor. Das fiel aber dank einer taktischen Finesse von Leonardo. Bei Ballbesitz Inter wurde aus dem 4-2-3-1 ein 4-2-1-3. Sneijder rückte auf links auf eine Höhe mit Eto'o, rechts zog Pandew nach und Stankovic nahm die Zehner-Position ein: ultra-offensiv und erfolgreich - Stankovic spielte den Pass zu Eto'o.

Der Gegentreffer war Gift für die Bayern. Die Gastgeber brauchten eine Viertelstunde, um sich zu sortieren. Inter versammelte alle Spieler hinter den Ball und machte die Räume dicht. Bei Balleroberung ließ sich Sneijder fallen und verteilte die Bälle. Dafür rückte Motta nach vorne als zusätzliche Anspielstation. Die Bayern hatten Probleme mit den Rochaden der Nerazzurri. Vor allem Gustavo war anfangs überfordert.

Cesars schwerer Fauxpas durchkreuzte Inters starke Anfangsphase. Für die Bayern war es dagegen der Startschuss zur Attacke.

Durch den unverhofften Ausgleich beflügelt, dominierten die Münchner fortan das Geschehen. Mit ungeheurem Tempo trugen sie ihre Angriffe vor und machten sich dabei die hoch aufgerückte Inter-Abwehr zunutze. Robben hielt sich oft in der Mitte auf, in den sich in seinem Rücken bietenden Platz auf rechts platzten wahlweise Müller oder Lahm. Nach Torchancen hätten die Bayern zur Pause 4:1 führen müssen.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit dominierten die Defensivreihen. Die aufmerksame Bayern-Abwehr um den starken van Buyten ließ keine Inter-Chancen zu, obwohl Eto'o nie ganz in den Griff zu bekommen war. Mit van Buytens Auswechslung schwand diese Sicherheit. Vor Sneijders 2:2 stand Breno zu weit weg von Eto'o, im defensiven Mittelfeld stand der FCB zu weit weg.

In der Schlussphase zollten beide Teams dem enormen Tempo Tribut, die Fehlerquote nahm zu. Als alles nach einem knappen Weiterkommen für die Bayern aussah, nutzte Inter einen Patzer von Breno und traf die Münchner mitten ins Herz.

Bayern - Inter: Fakten zum Spiel