Inter Mailand folgt den Bayern ins Finale

Von Stefan Rommel / Thomas Gaber
Nach der Roten Karte greift sich Thiago Motta seinen Gegenspieler Sergio Busquets nochmal
© Getty

Inter Mailand steht zum ersten Mal nach 38 Jahren wieder im Endspiel um die Champions League und trifft am 22. Mai in Madrid auf den FC Bayern München. Nach dem 3:1-Sieg aus dem Hinspiel reichte den Italienern beim FC Barcelona eine 0:1 (0:0)-Niederlage. Dabei musste Inter über eine Stunde lang mit einem Spieler weniger agieren. Thiago Motta hatte in der 27. Minute die Rote Karte gesehen.

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Vor 90.000 Zuschauern im Camp Nou rannte Barcelona 90 Minuten lang an, hatte aber nur wenige Torchancen. Gerard Piques Tor (84.) kam zu spät für die Katalanen.

Damit hat es auch der FC Barcelona nicht geschafft, als erste Mannschaft überhaupt seit der Einführung der Champions League 1992 den Titel zu verteidigen.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Barca-Trainer Pep Guardiola mit einer ungewöhnlichen Maßnahme: Maxwell sitzt nur auf der Bank, dafür spielt Gabriel Milito links in der Viererkette. Für den gesperrten Puyol beginnt Keita in der Innenverteidigung. Vorne drin: Pedro, Ibrahimovic und Messi.

Inter mit einer Änderung im Vergleich zum Hinspiel. Für Pandev beginnt Chivu. Stankovic ist Gelb-gesperrt. Die Gäste damit im 4-2-3-1, mit Diego Milito als einziger Spitze.

"Es war unglaublich schwierig, in diesem Stadion gegen Barca zu spielen. Aber wir haben eine perfekte, eine fantastische Partie gespielt", lobte Jose Mourinho seine Mannschaft nach dem Spiel.

So diskutierten die mySPOX-User während des Spiels!

22.: Halbhohe Flanke von Alves auf den Elferpunkt. Pedro ist den Schritt schneller am Ball als Lucio, sein Direktschuss geht aber einen Meter rechts am Tor vorbei.

27., Rot gegen Motta: Der Inter-Spieler langt Busquets im Zweikampf an den Hals. Eine harmlose Aktion. Busquets sinkt zu Boden, De Bleeckere zückt glatt Rot. Völlig übertrieben. Da Motta aber schon mit Gelb verwarnt war, hätte es eine Gelb-Rote auch getan.

33.: Horizontaler Run an der Strafraumlinie. Samuel kommt nicht hinterher und grätscht ins Leere. Messi schlenzt die Kugel mit links Richtung linkes Eck - Cesar kommt angeflogen und kriegt irgendwie noch die Finger an den Ball.

44.: Ibrahimovic huft einen Freistoß aus 30 Metern knapp links am Tor vorbei.

Halbzeit-Fazit: Das erwartete Spiel: Barca rennt an, Inter rührt Beton vom Allerfeinsten an. Die Italiener unheimlich geschickt in der Defensivarbeit, Barcelona noch ohne echte Struktur und Ideen.

59.: Endlich wird Alves auf rechts mal angespielt. Flanke in die Mitte, Ibra kommt nicht hin und Keita springt der Ball ans Schienbein. Abstoß.

82.: Messi flankt aus dem Halbfeld. Lucio springt unterm Ball durch. Bojan steht am Fünfer blank, köpft den Ball aber hauchdünn rechts vorbei.

84., 1:0, Pique: Xavi steckt durch auf Pique. Cordoba und Cesar grätschen ins Leere. Pique dreht sich um die eigene Achse und schiebt aus acht Metern ein.

87.: Xavi mit der Fackel aus 20 Metern. Cesar ist im bedrohten linken Eck und boxt die Pille weg.

Fazit: Inter zeigte eine fast perfekte Verteidigungsleistung gegen ein ideenloses Barca, das zu spät aufwachte.

Der Star des Spiels: Esteban Cambiasso. Der Argentinier hatte nur wenige Ballkontakte, was er aber ohne Ball veranstaltete, war absolute Spitzenklasse. Cambiasso stellte alle Pass- und Laufwege im Zentrum zu und erstickte jeden Hauch von Torgefahr im Keim. Ein Witz, dass solch ein Spieler in der Albiceleste von Diego Maradona keine Chance mehr bekommt.

Die Gurke des Spiels: Zlatan Ibrahimovic. Der Schwede war wie ein Fremdkörper im Barca-Spiel. Stakste behäbig durch die Gegend, ohne Gefühl für Spielsituation und die nötige Explosivität.  Am Ende standen zwei Torschüsse, drei gewonnene Zweikämpfe und fünf begangene Fouls.

Die Pfeife des Spiels: Frank De Bleeckere hatte sicherlich eine schwere Aufgabe zu lösen. Von einem Spitzenmann seiner Klasse durfte man aber schon mehr erwarten. Zuerst zückte er für jede Kleinigkeit Gelb, dann übertraf er sich selbst mit der glatten Roten Karte gegen Motta. Eine unsouveräne Vorstellung in einem Spiel, das einen umsichtigen Leiter gebraucht hätte. In der zweiten Hälfte nahm sich De Bleeckere immerhin deutlich zurück. Aber: Bojans Tor kurz vor dem Ende war eigentlich regulär, Toure bekam den Ball aus kurzer Distanz an die Hand. Absicht lag da nie und nimmer vor.

Die Lehren des Spiels: Auch der besten Mannschaft der letzten Jahre ist es nicht gelungen, den Titel in der Königsklasse zu verteidigen. Dafür war Barcelona in beiden Spielen einfach nicht zwingend und aggressiv genug.

Barcas Mittelfeldspieler machten immer wieder den Fehler, mit oder ohne Ball viel zu früh in die Mitte zu ziehen und sich damit selbst Pass- und Laufwege zu zerstören. Die Außen waren nicht permanent besetzt, weil Guardiola kein reines 4-3-3 spielen ließ.

Die Folge war ein zwar offensiver Dani Alves, der aber nie aus dem Tempo heraus seine Stärken ausspielen und den vor ihm postierten Angreifer hinterlaufen konnte. Vielmehr stand der Brasilianer fast immer alleine und flankte dann ungefährlich aus dem Halbfeld.

Linksverteidiger Gabriel Milito war spätestens nach der Roten Karte gegen Motta gar kein Faktor mehr. Pep Guardiola muss sich auch ankreiden lassen, im Argentinier und in Seydou Keita den falschen Spielertypen vertraut zu haben. Für diese Art Spiel - bei weit über 70 Prozent Ballbesitz - sind beide in der Offensive unbrauchbar.

Streng genommen enttäuschte Barca in beiden Spielen und blieb weit unter seinen Möglichkeiten - so gut der Gegner auch verteidigte.

Inter hat aus dem Vorrundenspiel, als die Italiener von Barca förmlich überrannt wurden, die richtigen Lehren gezogen und steht unterm Strich durchaus verdient im Finale.

Mit der richtigen Mischung aus Abgeklärtheit und Geschick spulte Inter Minute um Minute ab. Jose Mourinhos Mannschaft hat damit nach dem FC Chelsea auch den zweiten Top-Favoriten aus dem Wettbewerb genommen und geht als Favorit ins Finale von Madrid.

FC Barcelona - Inter Mailand