Toni Kroos hat sich zu seinem deutlich erkennbaren Frust nach der Auswechslung durch Trainer Carlo Ancelotti in der Champions League gegen den FC Chelsea geäußert. "Ich glaube nicht, dass irgendwas passiert ist, was man sich zum Vorwurf machen muss", sagte der Nationalspieler in seinem wöchentlichen Podcast Einfach mal Luppen zu Bruder Felix.
Er sei in diesem Moment "auf den Trainer, nicht auf den Menschen" sauer gewesen. Und auch wenn es von außen negativ aufgefasst worden sei, so habe er das nicht als negative Emotion verbucht. "Das hat mir natürlich nicht gefallen, das ist klar, aber das zeigt schon auch, dass ich Bock habe, da auf dem Platz zu stehen und zu helfen", sagte der Rio-Weltmeister.
Als Spieler habe der 32-Jährige immer "ein Gefühl auf dem Platz. Manchmal deckt sich das mit dem, wie man es von außen sieht, manchmal nicht. Trotzdem hat man schon ein paar Spiele gemacht." Gegen Chelsea habe dieses ihm gesagt, dass es gut für ihn laufe.
Ein klärendes Gespräch mit Ancelotti sei aber nicht nötig gewesen. "Das wurde weggelächelt", sagte der Mittelfeldstratege: "Es gibt auf diesem Level viele Trainer, die das mehr persönlich nehmen als ein Carlo beispielsweise." Er habe "ein überragendes Verhältnis" zum 62-Jährigen.
"Los Galacticos" von Real: Der Fall einer Weltauswahl
1/39
David Beckham feiert am 2. Mai 2022 seinen 47. Geburtstag. Der Superstar war von 2003 bis 2007 bei Real Madrid und damit Teil einer faszinierenden Ära des Klubs. Wir zeigen Euch die Geschichte der "Galacticos".
2/39
Real Madrid war zu Beginn der 2000er Jahre eine absurde Ansammlung von Mega-Stars. Aber Mega-Stars grarantieren nicht immer Mega-Erfolg. Das zeigt sich an der Geschichte der Galacticos, die wir nun erzählen. Film ab!
3/39
24. Mai 2000: Real Madrid gewinnt im Stade de France gegen Ligakonkurrent Valencia zum achten Mal den Europapokal und rettet damit eine eigentlich desaströse Saison. In der Liga waren die Königlichen nur Fünfter geworden und hatten die CL-Quali verpasst.
4/39
Der bisherige Nachwuchstrainer Vicente del Bosque steigt nach der Entlassung von John Toshack zum Chef- und in der Nacht von Paris zum Erfolgscoach auf. "Nach allem, was wir in diesem Jahr durchlitten haben, ist dieser Sieg der schönste Lohn", sagt Raul.
5/39
Juli 2000: Bei Real stehen die Präsidentschaftswahlen an. Wegen des zweiten Champions-League-Titels in drei Jahren gilt Amtsinhaber Lorenzo Sanz als klarer Favorit, doch sein Konkurrent, der Bauunternehmer Florentino Perez (M.) hat einen Plan …
6/39
Perez, der 1995 bereits mit einer Kandidatur gescheitert war, wirbt neben seiner Kritik an der Vereinsführung mit einer aggressiven Transferpolitik für sich. "Wenn ich Präsident werde, wird Figo Spieler von Real", verspricht er großmütig.
7/39
Figo hat einen Vorvertrag unterschrieben, weil Perez ihm dafür umgerechnet 2 Millionen Euro bietet. Das Geld dürfe er behalten, auch wenn Perez nicht gewählt würde und der Vertrag damit nichtig wäre - angesichts der Favoritenrolle von Sanz ein No-Brainer.
8/39
16. Juli 2000: Doch es kommt anders. Die Real-Mitglieder finden Gefallen an Perez' Versprechen, den besten Spieler des Erzrivalen Barcelona zu holen und wählen ihn zum neuen Präsidenten. Figo kommt für 60 Millionen und die Ära der Galaktischen beginnt.
9/39
Saison 2000/01: Roberto Carlos, Raul, Fernando Hierro, Iker Casillas, der ebenfalls neu gekommene Schlüsselspieler Claude Makelele, Steve McManaman, Fernando Morientes und jener Figo gewinnen mit Real die erste Meisterschaft seit 1997.
10/39
17 Punkte liegen am Ende zwischen den Königlichen und Barca auf Platz vier, Real ist wieder das Nonplusultra in Spanien. Doch damit soll nicht Schluss sein. Das Ziel von Perez heißt "La Novena" - der neunte Europapokal.
11/39
Dieser wird den Königlichen in der Saison 2000/01 noch verwehrt, weil der FC Bayern im Halbfinale auf seiner Mission, den Albtraum Manchester United endgültig abzuschütteln, auch von einer stargespickten Real-Mannschaft nicht aufzuhalten ist.
12/39
08. Juli 2001: Perez handelt und macht Zinedine Zidane zum teuersten Spieler der Welt. Umgerechnet 77,5 Millionen Euro zahlt Real an Juventus. "Der größte Klub braucht die besten Spieler der Welt. Das sind wir unseren Fans schuldig", sagt Perez.
13/39
15. Mai 2002: Perez' Prinzip der "Zidanes y Pavones" - teure Neuzugänge wie Zidane sollen mit talentierten Eigengewächsen wie dem damals aufstrebenden Francisco Pavon zusammen funktionieren - erlebt in Glasgow seinen Höhepunkt.
14/39
Als Zidane in der 45. Minute im Hampden Park ausholt und eines der schönsten Tore der Champions-League-Geschichte erzielt, geht der Perez-Plan endgültig auf. Real holt gegen Underdog Leverkusen "La Novena". Die Galaktischen sind die Könige von Europa.
15/39
1. September 2002: Perez gelingt sein Transfer-"Meisterstück" (Sportdirektor Valdano), Real angelt sich den WM-Torschützenkönig und Superstar Ronaldo von Inter Mailand. Kostenpunkt: umgerechnet 45 Millionen Euro. "Der König kommt", titelt die AS.
16/39
Saison 2002/03: Real wird mit zwei Punkten Vorsprung vor Real Sociedad erneut Meister mit der besten Offensive der Liga (86 Tore), in der Champions League scheitern die Königlichen im Halbfinale knapp an Juventus, im Pokal an RCD Mallorca.
17/39
Einen Tag nach dem Titelgewinn dann der Schock: Perez entlässt del Bosque aus "technischen Motiven". Die Real-Führung soll dem Trainer bereits zuvor zu verstehen gegeben haben, mit seiner Spielweise nicht zur neuen Marketing-Strategie zu passen.
18/39
Diese trägt schließlich den Namen "Los Galacticos" und erhält mit dem Transfer von Mode-Ikone David Beckham weiteren Zuwachs. Real erschließt dank Beckham den asiatischen Markt und ist seit 2005/06 der einkommensstärkste Fußballklub der Welt.
19/39
Sportlich aber beginnt mit der Ankunft des britischen Superstars der Niedergang dieser Weltauswahl. Perez hat zwei entscheidende Fehler gegangen: Der eine besteht für zwei Mitglieder der Übermannschaft in der Entlassung del Bosques.
20/39
"Vicente del Bosque hat uns perfekt verstanden. Wir brauchten keine Regeln. Die Spieler wussten, was zu tun ist", sagt Roberto Carlos rückblickend bei Canal 11: "Er hat das Training nie für 11 Uhr angesetzt, weil er wusste, dass keiner kommen würde."
21/39
Del Bosque ließ seinen Stars freie Hand, anders verhielt es sich bei seinen Nachfolgern. Jose Antonio Camacho setzte beispielsweise das Training für 7 Uhr an. "Wir hatten unsere Gewohnheiten, er war nicht lange Trainer", erklärt Carlos vielsagend.
22/39
Gleiches gilt auch für Vanderlei Luxemburgo, der den Spielern Alkohol untersagt. Weil das aber für Roberto Carlos und Co. dazugehört, "ging eine Nachricht an den Vorstand und 'ciao'", sagt der Brasilianer heute über die wilde Zeit der Galaktischen.
23/39
Eine Zeit, in der die Spieler ihre Privilegien genießen. "Wir hatten einen privaten Terminal. Beckham, Figo, Zidane, Ronaldo, alle flogen woanders hin. Ich betete, dass unsere Spiele samstags waren, damit ich zur Formel 1 fliegen konnte", erzählt Carlos.
24/39
Auch für Ronaldo steht fest: "Wie alle mittlerweile wissen, war es ein großer Fehler von Perez, del Bosque zu feuern. Wir hätten sicher noch sehr viel mit ihm gewonnen." Mit Real holt Ronaldo bis zu seinem Abschied 2007 keine Trophäe mehr.
25/39
Der zweite Fehler von Perez ist ebenfalls gravierend. Sein Hauptaugenmerkt bei Transfers liegt auf weltbekannten Offensiv-Stars mit hohem Vermarktungs- und Attraktivitätspotenzial. Geld für die Defensive will er nicht verschwenden, was im Sommer 2003 …
26/39
… zum Bruch zwischen dem so wichtigen Sechser Makelele und dem Klub führt. Der Franzose will eine Verlängerung zu besseren Bezügen, Perez lehnt ab und Makelele geht. Kapitän Hierro bezeichnet das 2005 als "Anfang vom Ende für Los Galacticos".
27/39
Hierro soll Recht behalten. Nach der Entlassung del Bosques verlassen er selbst, Steve McManaman und Morientes Real. Alle sprachen sich für eine Vertragsverlängerung Makeleles aus. Die, die Perez als Nachfolger holt, können sich nicht durchsetzen.
28/39
17. März 2004: Real verliert als Tabellenführer der Liga das Finale der Copa del Rey gegen Underdog Real Zaragoza mit 2:3. Nach der Pleite bricht die Mannschaft zusammen. Meister wird Valencia, in der CL ist gegen Monaco im Viertelfinale Schluss.
29/39
Besonders die Aufstellung gegen Zaragoza verdeutlicht die Probleme, die Perez geschaffen hat: Sechs Offensiv-Spieler stehen auf dem Platz (Zidane, Raul, Beckham, Figo, Guti, Solari), die Tore resultieren aus Freistößen, aus dem Spiel klappt nichts.
30/39
Nach dem verpassten Triple-Traum 03/04 muss Trainer Carlos Queiroz gehen. Bis heute halten sich Gerüchte, Perez habe ihn und auch seine Nachfolger angehalten, die großen Stars spielen zu lassen, ungeachtet von Formschwäche oder Taktik.
31/39
Zur Saison 2004/05 kommt mit Michael Owen der nächste große Star nach Madrid, doch der Erfolg kehrt nicht zurück. Real wird 2005 und 2006 nur Vizemeister, scheidet jeweils im CL-Achtelfinale aus, während Barca 2006 die Königsklasse gewinnt.
32/39
Nach dieser Saison sind von den Neuzugängen, die zum Namen "Los Galacticos" beigetragen haben nur noch Ronaldo und Beckham in Madrid. Zidane beendet 2006 seine Karriere, Figo ist bereits 2005 zu Inter gewechselt und Owen nach nur einem Jahr zu Newcastle.
33/39
2006/07: Weltfußballer Fabio Cannavaro, Ruud van Nistelrooy, Mahamadou Diarra und Fernando Gago werden verpflichtet. Trainer Fabio Capello übernimmt die königlichen Zügel. Unter ihm flüchten auch die letzten beiden Galacticos.
34/39
Ronaldo wechselt in der Winterpause zu AC Milan, Beckham wird immer mal wieder aus dem Kader gestrichen. Als Antonio Reyes am letzten Spieltag Real zur 30. Meisterschaft schießt, steht der Wechsel von "Becks" in die MLS bereits fest.
35/39
Doch gerade der Abschied von Superstar Ronaldo soll maßgeblichen Einfluss auf das erfolgreiche Ende der letzten "Galacticos"-Saison gehabt haben. Das verriet Ex-Trainer Capello in einem Interview mit Sky Sport.
36/39
Einerseits sei Ronaldo "das größte Talent" gewesen, "das ich je trainiert habe", sagte Capello: "Gleichzeitig war er aber auch derjenige, der mir in der Umkleidekabine die meisten Probleme bereitete. Er hat immer Partys veranstaltet."
37/39
"Einmal", so erzählte es Capello, "sagte Ruud van Nistelrooy zu mir: 'Trainer, bei uns in der Umkleidekabine riecht es nach Alkohol.'" Für Capello steht noch heute fest: "Als Ronaldo ging, fingen wir an zu gewinnen."
38/39
Der Architekt der Galaktischen ist da schon längst nicht mehr Präsident. Perez tritt am 27. Februar 2006 nach einem 0:0 gegen Arsenal von seinem Amt zurück. Er kehrt drei Jahre später zurück und läutet eine neue Ära ein.
39/39
Nur 25 Tage nach seiner Wahl holt Perez einen gewissen Cristiano Ronaldo für die damalige Rekordsumme von 94 Millionen Euro zu den Königlichen. Mit ihm gewinnt Real später zwischen 2013 bis 2018 viermal die Champions League.
Kroos: Das wäre "größte Enttäuschung meiner Karriere" Nach Abpfiff gab es einen weiteren Aufreger, als Kroos mit einer Geste auf sich aufmerksam machte , die viele Fans von Mason Mount kennen. "Es gab ja eine Vorgeschichte, die nicht wegzudiskutieren war", erklärte der Real-Star, klärte aber auf: "Das war völliger Blödsinn. Ich habe wirklich nichts dagegen, mich auch mal über jemanden lustig zu machen oder wenn sich mal jemand über mich lustig macht." Aber das wäre in seinen Augen direkt nach dem Ausscheiden des Gegners "respektlos gewesen". Kroos habe lediglich unter schwierigen Lichtverhältnissen seinen Sohn auf der Tribüne gesucht.
Mit Real Madrid steht der Deutsche nicht nur im Halbfinale der Champions League, sondern auch an der Tabellenspitze der spanischen Liga. "Wenn wir uns das noch nehmen lassen, wäre das höchstwahrscheinlich die größte Enttäuschung meiner Karriere", stellte Kroos fest. Aktuell stehen die Königlichen nach 32 Spieltagen mit einem Spiel und 15 Punkten mehr vor dem FC Barcelona.