Champions League - Per Mertesacker: Thomas Müller? "Einige regt das auf"

Von SPOX
Thomas Müller traf im Viertelfinale gegen den FC Barcelona zum 1:0.
© imago images / Poolfoto

Wer folgt Paris Saint-Germain ins Finale der Champions League? DAZN-Experte Per Mertesacker schätzt gegenüber DAZN und SPOX die Chancen des FC Bayern München gegen das Überraschungsteam von Olympique Lyon ein.

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Mertesacker stellt dabei die Bedeutung von Hansi Flick für das Spiel des FC Bayern heraus. Der ehemalige Nationalspieler, der 2014 zusammen mit damaligen Co-Trainer Flick die WM in Brasilien gewonnen hat, outete sich, dass er "schon damals ein großer Fan" gewesen sei.

Darüber hinaus erklärt er den Spielstil von Flick und zählt weitere Stärken Flicks auf. Mertesacker weist vor dem Champions-League-Halbfinale (heute ab 21 Uhr live auf DAZN und im Liveticker) auf die Gefahren von Olympique Lyon hin.

Außerdem verrät der 35-Jährige, wie die Art von Thomas Müller manchen Mitspieler aufregen kann und schätzt die Chancen von Robert Lewandowski bei der Weltfußballer-Wahl ein.

Per Mertesacker ...

... auf die Frage, wann der FC Bayern zuletzt so stark gespielt habe:

Schon lange nicht mehr. Sie sind klar, seriös, ruhig und haben viel Spaß. Es hat viel zusammengepasst und dann passieren Dinge, die man nicht erwartet hätte gegen so ein Top-Team - ein ehemaliges Top-Team wie den FC Barcelona. Ist man nicht ganz so im Bilde, könnte man die Zeit, mit der unter Jupp Heynckes im Triple-Jahr 2013 vergleichen.

... über die Gründe für die Münchner Top-Form:

Die Transformation des FC Bayern in dieser Saison von Niko Kovac zu Hansi Flick - da haben sie eine lange Reise hinter sich mit Blick auf die Leistungen. Sie hatten ja fast das gleiche Personal. Dass der Trainer die Mannschaft so mitreißen kann und auch personell die richtigen Entscheidungen trifft, ist der Schlüssel. Die Rollen sind klar, auf dem Platz, neben dem Platz, auf der Bank, alle akzeptieren es. Flick brachte Ideen mit, die zügig umgesetzt wurden: das energische Pressing, das Umschaltspiel, was auch ein Risiko ist. Punkte, die Flick als Co-Trainer und in seiner Zeit beim DFB erarbeitet hat, kann er eins zu eins umsetzen. Hinzu kommt der Mensch Flick, der Personen mitzieht, die wieder eine andere Rolle spielen und plötzlich wieder ganz andere Leistungen abrufen als zuvor. Und dann sieht man, dass der FC Bayern zu ganz Großem fähig ist.

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Mertesacker: "Ich war damals schon großer Fan" von Flick

... auf die Frage, ob er Flick die Entwicklung vom DFB-Co zum Bayern-Cheftrainer zugetraut habe:

Ich hatte sehr viel Hoffnung, weil ich auch den Menschen kenne. Es überrascht mich trotzdem, wie schnell seine Maßnahmen gegriffen haben. Als er zur Nationalmannschaft kam, wusste keiner, für was er steht. Relativ bald ist mir klar geworden, dass er ein ganz toller Mensch ist, der sich kümmert und zu seinem Wort steht. Er hat die Mannschaft weiterentwickelt und hat die Dinge aufgefangen hat, die viele gar nicht gesehen haben. Das habe ich sehr wertgeschätzt. Er hat deutlich gemacht, dass man zu seinen Schwächen stehen soll, das hat ihn sehr menschlich gemacht. Ich war schon damals ein großer Fan. Jetzt geht er den nächsten Schritt in einer Rolle, in der er mehr entscheiden muss.

... über die Verdienste Flicks an der Top-Leistung gegen Barcelona(die Highlights im Video):

Er hat Spielern auf bestimmten Positionen wieder das Vertrauen geschenkt und die Mannschaft steht voll hinter diesen Entscheidungen. Manchmal muss ein Trainer Entscheidungen treffen, die nicht alle unterstützen, aber hier macht es den Eindruck, als würden mindestens 80 Prozent absolut davon überzeugt sein. Und das spiegelt sich auf dem Feld wider. Ich sehe bei den Spielern ein klares Ziel, das sie gemeinsam erreichen wollen. Und die Kernpunkte werden dann auf dem Platz perfekt umgesetzt.

... über den Spielstil von Flick:

Pressing über 90 Minuten, das Umschaltspiel nach Ballverlusten funktioniert unglaublich schnell. Innerhalb von drei Sekunden waren drei Spieler um den Ballführenden, damit kam Barcelona überhaupt nicht zurecht. Diese Direktheit, so schnell wie möglich zum Tor zu kommen, innerhalb von vier bis fünf Sekunden Abschlüsse zu haben, das hat sich ausgezahlt - ebenso das Risiko, das durch ein solch hohes Pressing eingegangen wird.

Champions League: Das Halbfinale im Überblick

DatumUhrzeitTeam 1Team 2
18.08.202021 UhrRB LeipzigParis Saint-Germain
19.08.202021 UhrOlympique LyonFC Bayern

Mertesacker: Flick "moderiert und kommuniziert hervorragend"

... über weitere Stärken von Flick:

Als Co-Trainer von Jogi Löw konnte er unglaublich viel mitnehmen und entwickelte die Spielphilosophie für den DFB. Davon kommt jetzt vieles wieder: Dominanz, Ballbesitz, geradlinig nach vorne spielen, so hoch wie möglich und so schnell wie möglich pressen. Er ist stark darin, Leute in seinen Staff zu nehmen, die diese Dinge auch umsetzen. Er moderiert und kommuniziert hervorragend.

... über den direkten Blick auf Lyon nach der Barca-Gala:
Das Gefühl, einen hohen Sieg gefeiert zu haben, aber direkt an das nächste Spiel denken zu müssen, das noch viel wichtiger ist, ist allerdings das gleiche. Alle, die das damals miterlebt haben, werden das auch bestmöglich nutzen, um in der kommenden Vorbereitung nicht fünf Prozent weniger zu geben. Hansi Flick und Thomas Müller werden sehr viel kommunizieren vor dem schwierigen Lyon-Spiel.

... über die Rolle von Thomas Müller in der Vorbereitung auf Lyon:

Er wird die Gruppe berieseln. Das Lustige an ihm ist: Auf dem Platz gibt er alles für das Spiel und die Mannschaft, ernsthaft und laut. Wenn es dann in die Kabine oder das Hotel geht, kommt der andere Thomas Müller, der einen Spruch auf den Lippen und Spaß hat. Einige regt das auf, aber der Großteil lebt von seiner Intensität. Er hat fast die beste Zeit seiner Karriere.

Thomas Müller: Leistungsdaten in der Saison 2019/20

WettbewerbEinsätzeToreVorlagen
Bundesliga33821
Champions League843
DFB-Pokal622
Thomas Müller traf im Viertelfinale gegen den FC Barcelona zum 1:0.
© imago images / Poolfoto
Thomas Müller traf im Viertelfinale gegen den FC Barcelona zum 1:0.

Mertesacker: Liverpool? Einige Spieler würden vor Thiago stehen

... über Olympique Lyon als möglichen Stolperstein:

An der Herangehensweise wird sich bei den Bayern nicht viel ändern, Barca war davon ein bisschen überrascht und hat die Bälle verloren. Lyon wird den direkteren Ball nach vorne suchen, um nicht in die Bredouille zu kommen, die Bälle in den gefährlichen Räumen zu verlieren. Es wird ein anderes Spiel, Bayern muss ein bisschen geduldiger sein. Sie müssen Lyon in ihrer Kompaktheit bewegen, die Seiten wechseln und die schnellen Außenspieler in Zwei-gegen-eins Situationen bekommen. In der Mitte macht es Lyon sehr kompakt. Es freut mich, dass ihr beherztes Auftreten mit Speerspitzen nach vorne, starken Einwechselspielern und großer Mentalität belohnt wurde. Sie haben das Gefühl: 'In einem Spiel können wir jeden schlagen.'

... über eine mögliche Zukunft von Thiago beim FC Liverpool:

Vorstellen kann ich mir den Wechsel schon, aber die Mittelfeldachse in Liverpool steht. Da hineinzukommen, ist sehr ambitioniert. Er ist aber ein Top-Fußballer, der überall spielen kann. Er würde auch mit der Spielweise in England keine Probleme haben, weil er ein gut ausgebildeter Fußballer ist. Er muss sich anpassen und auch mal einen 40-Meter-Sprint hinlegen, um einen Innenverteidiger anzulaufen, aber das wird er können. Er muss es selbst entscheiden, da es schon sein kann, dass er in den ersten Spielen in Liverpool keine tragende Rolle spielt. Da stehen aufgrund der Verdienste in den letzten zwei Jahren noch einige Spieler vor ihm.

... über die Chancen von Robert Lewandowski auf die Wahl zum Weltfußballer:

Wenn man sieht, wie sich die Saison entwickelt hat, ist die Chance groß, dass ein Rookie in die Diskussion eingebunden wird. Deshalb ist Lewandowski für mich auch Top-Favorit. Es würde ihm guttun, wenn Bayern die Champions League gewinnt, weil es auch noch andere Kandidaten wie Neymar gibt. Es wäre ihm zu wünschen, dass er sich nach den grandiosen Jahren die Krone aufsetzt.