FC Barcelona - Arturo Vidals Aufstieg bei Barca: Fußball ist Herzsache

Arturo Vidal wechselte im Sommer 2018 vom FC Bayern zum FC Barcelona.
© getty

Im Grunde genommen hat Arturo Vidal nur das gemacht, was er am liebsten macht: gekämpft. Dass sich der selbsternannte Krieger aus Chile beim FC Barcelona behaupten und am Ende seiner ersten Saison ein Angebot für eine vorzeitige Vertragsverlängerung bekommen würde, war nach seinem Abgang aus München trotzdem nicht unbedingt zu erwarten. Im Champions-League-Halbfinale gegen den FC Liverpool (HEUTE ab 21 Uhr LIVE auf DAZN und LIVETICKER) könnte er zum Erfolgsfaktor werden.

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Am vergangenen Wochenende sprachen sie in Barcelona zur Abwechslung mal nicht ausschließlich von Lionel Messi. Ja, Messi traf zwar zum meisterschaftsentscheidenden 1:0-Sieg der Katalanen gegen UD Levante. In aller Munde war aber auch Arturo Vidal, der seine achte nationale Meisterschaft in Folge feiern durfte. Eine solche Serie in drei unterschiedlichen Ligen war noch keinem Spieler vor ihm gelungen. Vidal genoss die Loblieder, welche die Presse auf ihn sang. Davon hatte er zuletzt nicht allzu viele gehört. Vor allem in den ersten Monaten nach seiner Ankunft im Camp Nou.

Es waren ziemlich gewöhnungsbedürftige Monate für Vidal. Zu einem Verein zu kommen, bei dem er weder mit einem Jubelsturm noch mit einer Stammplatzgarantie empfangen wurde, bei dem die Auren von Messi und anderen hohen Tieren wie Gerard Pique oder Luis Suarez sein einprägsames Erscheinungsbild aus südamerikanischem Bling-Bling und Urbano den Blicken entzogen, entsprach so gar nicht dem Selbstverständnis des hochtönenden Häuptlings aus Santiago de Chile.

Es waren Monate, in denen Vidal ein ums andere Mal über seine Rolle als Kurzarbeiter maulte, in der er Gott und die Welt mit bizarren Botschaften auf Instagram verfluchte, die so mancher auch als Seitenhiebe gegen seinen Trainer Ernesto Valverde und seine Mitspieler interpretierte. Monate, in denen die ersten Paparazzi Nachtclubs in Barcelona observierten, um Vidal mit dem ein oder anderen Kaltgetränk in der Hand abzulichten. Monate, in denen sich viele in Katalonien und über Katalonien hinaus wunderten, warum der für seinen ästhetischen Fußball bekannte FC Barcelona diesen weniger ästhetischen Fußballer überhaupt für 18 Millionen Euro vom FC Bayern verpflichtet hatte.

Arturo Vidal: Ein Störenfried unter Schöngeistern

Einen Fußballer "ohne Barca-DNA", wie die Madrider Sportzeitung Marca im September urteilte, obendrein von Knieproblemen heimgesucht und mental angeknackst ob der sich länger hingezogenen Trennung von seiner Ehefrau Maria Teresa. Vidal schien als Grobmotoriker unter den Schöngeistern fehl am Platz. Dass man aber nicht zwangsläufig Tiki-Taka-tauglich sein muss, um in einem Tiki-Taka-orientierten System zu funktionieren, das hatte Vidal schon einem gewissen Pep Guardiola in München bewiesen.

Gerade Valverde, der zu seiner Zeit bei Athletic Bilbao lange auf willens- und laufstarke Kämpfer angewiesen war und seinen Spielern bei Barca in den vergangenen Jahren auch erlaubte, hin und wieder auf zweite Bälle zu spielen, wusste relativ schnell, was er an seinem kritisch beäugten Neuzugang hatte. In einem vor Ballbesitzvirtuosen nur so wimmelnden defensiven Mittelfeld mit Sergio Busquets, Ivan Rakitic und Arthur Melo werde Vidal noch zu einem wichtigen Spieler reifen, prophezeite der Barca-Coach im Herbst mehrfach.

Er sollte Recht behalten. Ein halbes Jahr später ist Vidal kein Bankdrücker mehr. Er spielt mit seinen 31 Jahren zwar nicht immer von Anfang an. Aber er spielt - meist im Wechsel mit Arthur - regelmäßig. Und er spielt gut. Mit den Worten seines Trainers: wie ein "Störenfried". Indem er von Strafraum zu Strafraum rennt. Seine Gegenspieler entnervt. Weil er unermüdlich kämpft. "Eine der Eigenschaften von Arturo ist, alles zu geben, sich mehr zu bemühen als andere. Er ist zu einem fundamentalen Spieler geworden", schwärmte Valverde zuletzt von dem 31-Jährigen und attestierte ihm "unglaublich viel Herz".

Arturo Vidal und das Verlangen nach der Champions League

Mit seiner Spielweise sicherte Vidal Barca in einigen brenzligen Ligaspielen wichtige Punkte und gewann auch schrittweise innerhalb der Mannschaft an Sympathien. Die ultimative Prüfung steht aber erst am Mittwoch bevor, wenn die Liverpooler Tempo-Offensive um Mohamed Salah im Camp Nou zum Halbfinale in der Champions League antritt. Die Königsklasse ist der einzige Titel auf Klubebene, dem Vidal in seiner großen Sammlung noch fehlt. Auch deshalb, erklärte er nach seinem Abschied aus München mehrfach, sei er zu Barca gegangen. "Dieser Verein steht noch einmal eine Stufe über Bayern. Ich bin hier, um die Champions League zu gewinnen."

Sollte es in diesem Jahr nicht klappen, bieten sich ihm wohl noch mehr als zwei weitere Gelegenheiten. Nach Angaben der vereinsnahen Tageszeitung Sport sei Barcas Führungsriege begeistert von Vidals Entwicklung und wolle ihm am Saisonende als Zeichen der Anerkennung eine Gehaltserhöhung sowie eine Verlängerung seines bis 2021 laufenden Vertrages anbieten.

Vidal selbst möchte dazu noch nicht viel sagen. "Ich gebe alles auf dem Platz und werde jede Gelegenheit nutzen, um der Mannschaft zu helfen, Trophäen zu gewinnen", meinte er nur am Rande des 2:1-Siegs bei Real Sociedad vor eineinhalb Wochen. Vidal ist und bleibt nun einmal der Typ Fußballer, der lieber auf dem Rasen spricht. Mit seinem Herzen.

Die Leistungsdaten von Arturo Vidal beim FC Barcelona

KategorieWert
Einsatzminuten2.327
Tore2
Vorlagen6
Kreierte Großchancen6
Erfolgreiche Klärungsaktionen21
Zweikampfquote (nur in LaLiga)53,6 %
Passquote (nur in LaLiga)89,1 %
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