Nach Auswechslung: Sorgen um Werner

SID
Timo Werner von RB Leipzig hat das Interesse von Real Madrid geweckt
© getty

Timo Werner wollte nach seinem Schwindelanfall in Leipzig direkt zum Arzt, Naby Keita musste sich ungewohnte Kritik gefallen lassen: Die Helden des Leipziger Fußball-Märchens wirkten nach dem 0:2 (0:2)-Rückschlag zur Auswärts-Premiere in der Champions League bei Besiktas Istanbul angeschlagen wie selten zuvor. Das Achtelfinale rückte zunächst in weite Ferne.

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"Es gibt noch keine genaue Diagnose", sagte der Coach am Mittwoch nach dem Auslaufen. Fest stehe lediglich, dass Werner in der ersten halben Stunde des Spiels von "Kreislauf- und Atemproblemen" geplagt worden sei. Offenbar wegen der extremen Lautstärke im Besiktas-Stadion war Werner mit Ohrenstöpsel aufgelaufen. Diese Maßnahme könne laut Hasenhüttl aber auch mit der aktuellen körperlichen Verfassung Werners zusammenhängen.

"Er hat zuletzt sehr viel gespielt, das kann der Grund für seine Probleme sein", sagte Hasenhüttl, der aber der medizinischen Abteilung nicht vorgreifen wollte. Die ausführlichen Untersuchungen in den kommenden Tagen sollen Aufschluss geben, ob Werner nach den vielen Einsätzen für Leipzig und die Nationalelf an Überanstrengung leidet.

Hasenhüttl lobte Werner dafür, dass dieser rechtzeitig auf seine Symptome reagiert und um seine Auswechslung gebeten habe. "Das war gut und allemal besser, als wenn er bis zum Schluss irgendwo rumgestanden hätte."

Hasenhüttl kritisiert Naby Keita

Werner ist einer der wenigen Spieler beim Vizemeister, die zuletzt nicht aus der Mannschaft rotiert wurden. Dazu kamen die Belastungen in der Nationalmannschaft. Vor der Partie in Istanbul hatte Hasenhüttl über seinen Torjäger noch gesagt: "Pausen gibt es momentan für ihn nicht. Er macht aber auch nicht den Eindruck, dass er welche bräuchte."

Überfordert war jedenfalls Mittelfeldmotor Keita, der in Istanbul wegen seiner robusten Art vor einem erneuten Platzverweis stand, ehe ihn Hasenhüttl vom Feld holte (59.). "Naby war heute nicht gut. Vielleicht wäre es besser gewesen, ihn nicht zu bringen", gestand der Coach ein. Der zuvor angeschlagene Spieler aus Guinea sitzt bereits in der Bundesliga eine Rotsperre ab.

Für Hasenhüttl war aber auch der Höllenlärm im Stadion ein Grund für die Niederlage. "Wir waren von der Atmosphäre überrascht und konnten nicht dagegenhalten", sagte der Coach über das Stadion mit der weltweit lautesten Fanschar. "Man spielt nicht jedes Wochenende vor so einer Kulisse, bei der man auf fünf Metern nichts mehr hört. Die Kommunikation auf dem Platz funktionierte nicht", klagte Defensivspieler Stefan Ilsanker.

Nach der Pleite gegen die abgezockten Türken droht RB nach Jahren des sportlichen Aufstiegs erstmals eine längere Stagnation. In der Liga gehören die Sachsen schon nicht mehr zu den absoluten Top-Teams, auch in der Königsklasse wird ein Weiterkommen schwierig.

"Noch ist alles offen"

"Wir wollten nach zwei Spielen mehr Punkte haben, aber es ist noch alles offen", ordnete Torwart Peter Gulasci die Niederlage ein. In den nächsten zwei Spielen muss sich der Neuling gegen den wiedererstarkten FC Porto cleverer anstellen, sonst ist die umjubelte Premieren-Saison in der Königsklasse frühzeitig beendet.

Auch wenn sich der Vizemeister in der zweiten Halbzeit steigerte und zu deutlich mehr Spielanteilen kam, hatten einige RB-Profis auf dem hohen Niveau deutliche Anpassungsprobleme. Abwehrspieler wie Kapitän Willi Orban und Lukas Klostermann müssen sich steigern. Im Angriff wurde deutlich, dass die Torgefahr abnimmt, wenn Werner das Feld verlässt.

Passend zur Leipziger Misere war in der 59. Minute im Istanbuler Stadion wegen eines Flutlichtausfalls auch noch das Licht erloschen. Kurz zuvor hatten die Gäste die Aufholjagd gestartet. Nach der zehnminütigen Unterbrechung war Istanbul wieder auf der Höhe. "Die Pause hat dem Gegner geholfen", urteilte Hasenhüttl, ohne die Niederlage damit entschuldigen zu wollen.

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