Bis zum Training am Montagnachmittag ruhte die "Schwarze Bestie". Ehe es am Dienstag um 10.55 Uhr mit dem Sonderflug LH 2570 nach Madrid geht, gönnte Pep Guardiola dem FC Bayern noch einmal zumindest eineinhalb freie Tage. Der Trainer selbst, davon ist auszugehen, wird die Zeit genutzt haben - und das nicht ohne Grund: Denn vor dem Halbfinal-Hinspiel in der Champions League am Mittwoch bei Real hinterließen die Münchner erneut nicht den Eindruck, als seien sie die Bestia Negra, also der Angstgegner der Königlichen.
Nach dem recht mühsamen 2:0 (0:0) bei Eintracht Braunschweig am Samstag wirkte auch der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern nicht vollständig überzeugt davon, dass die Mannschaft ihrem Ruf gerecht werden wird. "Wir haben ja den Spitznamen 'la bestia negra'. Jetzt müssen wir zusehen, dass wir den wieder unter Beweis stellen", bekräftigte Karl-Heinz Rummenigge im Hinblick auf die K.o-Duelle mit Cristiano Ronaldo, Gareth Bale und Co. Auch er weiß allerdings: "Das wird natürlich wesentlich schwieriger" als in Braunschweig. Und dort war es schon schwierig genug für die personell dezimierten Münchner.
Braunschweig ein guter Test
Das Aufwärmprogramm mit der Eintracht bezeichnete Rummenigge als "guten Test". Denn "jeder Zweikampf" sei "Krieg" gewesen, "und den hat die Mannschaft angenommen". Doch Angst dürfte die Schwarze Bestie mit ihrem Auftritt in Braunschweig bei den am Wochenende spielfreien Königlichen damit dennoch nicht verbreitet haben. Erst zwei späte Tore von Claudio Pizarro (75.) und Mario Mandzukic (86.) entschieden die Begegnung. Es war der erste Sieg der Bayern in der Bundesliga, seitdem sie sich am 27. Spieltag in Rekordzeit den Meistertitel gesichert hatten.
Nach dem Pflichtsieg sprachen Spieler und Verantwortliche unisono von einer gelungenen Generalprobe. Der Rekordmeister habe "gekämpft wie ein kleines Team", betonte Trainer Guardiola, er habe außerdem den "schlechten Platzverhältnissen" mit Erfolg getrotzt, merkte Mannschaftskapitän Philipp Lahm an. Weitere negative Stimmung vor den so wichtigen Spielen gegen Madrid sollte nicht aufkommen - und so sagte Rummenigge im Widerspruch zu Sportvorstand Matthias Sammer nochmal, der FC Bayern sei keine Wohlfühlzone: "Wir hatten keine Kuscheloase, wir haben einfach nicht gut gespielt."
"Keine drei, vier Pässe geschafft"
Auch gegen die Braunschweiger war allerdings von der Dominanz des noch vor wenigen Wochen wahlweise oder gleichzeitig als "Über-", "Super-" oder "Rekordbayern" bezeichneten Rekordmeisters über weite Strecken nicht viel zu sehen. "Wir haben in der ersten Halbzeit keine drei, vier, fünf Pässe geschafft", sagte Guardiola: "In der zweiten Halbzeit haben wir das Spiel dann mehr kontrolliert. Wir haben gewonnen und sind damit zufrieden."
Soll die historische Triple-Verteidigung gelingen, müssen die Münchner jedoch dringend ein paar Gänge höher schalten. Das weiß selbstverständlich auch der Trainer. "Wenn wir gegen Real keine überragende Leistung zeigen, kommen wir nicht ins Finale", sagt Guardiola.
"Überhaupt keine Sorgen"
Mannschaftskapitän Lahm dagegen versicherte wieder einmal treuherzig, dass sich spätestens im Estadio Bernabeu alles wieder zum Guten wenden werde. "Ich bin mir sicher, dass jeder am Mittwoch seine Topleistung abruft", sagte er, "ansonsten haben wir sowieso keine Chance." Lahm betonte auch: "Ich mache mir überhaupt keine Sorgen."
Motivationsprobleme wird es beim Titelverteidiger ohnehin nicht geben. "Wenn Real Madrid gegen Bayern München spielt, dann ist es das Spiel, bei dem die ganze Welt zuschauen wird", betonte Rummenigge. Und so hofft er auch, dass der derzeit angeschlagene Weltfußballer Ronaldo gegen die Bayern auflaufen wird: "Ich bin immer dafür, dass die besten Spieler auf dem Platz stehen."
Das Halbfinale der Champions League
