Nur Barca hält Juventus in Schach

Von Thomas Gaber
Wer holt sich die CL-Krone? Der FC Barcelona mit Lionel Messi bleibt Topfavorit
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4. Real Madrid

Die letzten vier Ergebnisse: 1:1 Real Saragossa (A), 5:2 RCD Mallorca (H), 2:1 Celta Vigo (A), 2:1 Manchester United (A)

Ende Februar stand Real vor den Scherben einer völlig verunglückten Saison. In der Liga war Barca schon lange enteilt und auch an Stadtrivale Atletico kamen die Königlichen nicht heran. Im Pokal und der Champions League drohte nach dem jeweiligen 1:1 in den Hinspielen gegen Barca und Manchester United das Aus.

Doch dann kam das Schlüsselerlebnis: Real stürmte in der Copa del Rey das Camp Nou, beherrschte Barca beim 3:1-Sieg. Vier Tage später gewannen Ronaldo und Co. auch den Liga-Clasico und weitere drei Tage später wurde United im Old Trafford aus der Königsklasse geworfen.

Auch wenn Trainer Jose Mourinho anmerkte, dass die schlechtere Mannschaft weiterkommen sei und Real sicher von der zweifelhaften Roten Karte für Nani profitiert hätte, gehört Real zum absoluten Favoritenkreis auf den lange ersehnten zehnten Triumph im Landesmeisterpokal.

Mit Sergio Ramos und dem jungen Rapahel Varane hat sich ein starkes Innenverteidiger-Duo etabliert, im Mittelfeld zieht Xabi Alonso die Fäden und hat mit Sami Khedira einen zuverlässigen Nebenmann. Und der Angriff ist nicht mehr so stark von Cristiano Ronaldo abhängig, weil sich insbesondere Mesut Özil weiter gesteigert hat und inzwischen die lange vermisste Konstanz zeigt.

3. Bayern München

Die letzten vier Ergebnisse: 9:2 Hamburger SV (H), 2:1 Bayer Leverkusen (A), 0:2 FC Arsenal (H), 3:2 Fortuna Düsseldorf (H)

Inklusive dem ersten echten Highlight dieser Saison, dem DFB-Pokalviertelfinale gegen Borussia Dortmund (1:0), spielten die Bayern eine nahezu makellose Saison. Es folgte ein kleiner Durchhänger mit zwei mühevollen Siegen in der Bundesliga.

Zum ersten Mal in ernsthaften Schwierigkeiten waren die Bayern dann beim 0:2 gegen Arsenal, einem völlig unnötigen Auftritt ohne jegliche Struktur im Spiel und naivem Zweikampfverhalten.

Die Länderspielpause hat der Heynckes-Elf offenbar gut getan. Der HSV war beim 9:2 zwar kein Maßstab, idealer hätte die Vorbereitung auf Juve aber nicht laufen können, zumal sich Bank-Spieler wie Pizarro und Robben als echte Alternativen anboten.

Der FC Bayern ist gefestigt, eine Leistung wie gegen Arsenal sollte ein einmaliger Ausrutscher bleiben. Im Hinspiel gegen Juve fehlt allerdings Javi Martinez gelbgesperrt - zweifelsohne eine Schwächung.

2. Juventus Turin

Die letzten vier Ergebnisse: 2:1 Inter Mailand (A), 2:0 FC Bologna (A), 1:0 Catania (H), 2:0 Celtic Glasgow (H)

Wie den Bayern in Deutschland, Barca in Spanien und Manchester United in England ist auch Juve der Meistertitel in Italien kaum noch zu nehmen. Die Alte Dame stellt mit 19 Gegentoren die mit Abstand beste Abwehr der Serie A.

In der Champions League ist Juve seit fast 500 Minuten ohne Gegentor. Trainer Antonio Conte hat seine Dreierkette, die bevorzugt aus Andrea Barzagli, Leonardo Bonucci und Giorgio Chiellini besteht, der Perfektion nahe gebracht.

Nur fünf Spiele hat Juventus wettbewerbsübergreifend verloren, mit Ausnahme von Sampdoria Genua allesamt gegen Spitzenteams. Dafür konnte Verfolger Napoli beim 1:1 Anfang März auf Distanz gehalten werden.

Juve ist ein sehr unangenehmer Gegner, weil die Mannschaft eigentlich keine Schwächen hat. Taktische Disziplin ist oberstes Gebot von Conte, dazu kommt die individuelle Klasse von Andrea Pirlo oder Arturo Vidal, aus dem Conte einen der besten Spieler der Serie A gemacht hat.

Was den Turinern aber fehlt, ist ein Stürmer von Spitzenformat. Auf der Torjägerliste der Serie A findet sich mit Fabio Quagliarella (8 Treffer) nur ein Bianchoneri auf einem der ersten 20 Plätze. Sebastian Giovinco und Mirko Vucinic haben je sieben Treffer erzielt. Andererseits zeugt es auch von Qualität, wenn bis dato insgesamt acht Spieler mindestens fünf Tore in der Liga erzielt haben.

Juventus: Totale Organisation

1. FC Barcelona

Die letzten vier Ergebnisse: 2:2 Celta Vigo (A), 3:1 Rayo Vallecano (H), 4:0 AC Milan (H), 2:0 Deportivo La Coruna (H)

Es bedurfte schon eines historischen Ereignisses, dass Barca überhaupt noch vertreten ist in der laufenden CL-Saison. Das 4:0 gegen Milan war der Beweis, dass der CL-Sieger der Jahre 2006, 2009 und 2011 nach wie vor das Nonplusultra im europäischen Fußball ist. Keine andere Mannschaft ist in der Lage, einen so hochwertigen Gegner wie Milan derart zu beherrschen.

In der Liga reichten zuletzt allenfalls durchschnittliche Leistungen, um die Spiele zu gewinnen. "Ein Pferd springt nur so hoch wie es muss", stellte Gerard Pique klar. Der Meistertitel ist Barca angesichts von 13 Punkten Vorsprung auf Real nicht mehr zu nehmen; dementsprechend groß ist die Lust auf die Königsklasse, der die ganze Aufmerksamkeit gilt.

"Mir ist scheißegal, auf wen wir treffen, ich will die Champions League gewinnen", sagte Pique kurz vor der Auslosung.

Lionel Messi ist auf dem besten Weg, seinen Torrekord in der Primera Division aus der Vorsaison (50) zu übertreffen. Messi erzielte in den letzten 19 Ligaspielen jeweils mindestens ein Tor und steht nach 30 Spielen bereits bei 44 Treffern.

Dass Barca auch Schwächen hat, ist unübersehbar. In der Defensive führten viele Positionswechsel nicht gerade zur nötigen Stabilität. Barca kann in dieser Saison die gewohnte Balance zwischen Abwehr und Angriff nicht konstant halten.

Die wichtigste Nachricht für Barcelona in diesem Jahr war die Rückkehr von Trainer Tito Vilanova, der sich aufgrund seiner Krebserkrankung mehrere Wochen in New York behandeln ließ.

Die CL-Saison 2012/13 im Überblick