Trikotsponsor-Verbot für Real empört Bremen

SID
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© Getty

Bremen - Erst der AC Mailand, jetzt auch die Königlichen von Real Madrid: Die staatlichen Behörden im Norden und Süden gehen in punkto Trikotwerbung für private Wettanbieter nach dem selben Schema vor.

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Real Madrid wollte am Mittwochabend zum Champions League-Spiel bei Werder Bremen im Weser-Stadion mit dem Schriftzug seines Trikotsponsors bwin antreten.

Der AC Mailand, dem im April anlässlich des Champions-League-Gastspiels bei Bayern München von den bayerischen Behörden ein Zwangsgeld von 100.000 Euro aufgebrummt worden war, hat bis heute nicht bezahlt und will bis vor den Europäischen Gerichtshof gehen. Dem Bernd-Schuster-Klub dürfte am Mittwochabend eine ähnliche Strafe drohen.

"Die steigen erst ab, wenn der Gaul tot ist" 

Denn derartige Werbung ist in Deutschland verboten, weil der Staat Jugendliche und neurotische Spieler vor der Suchtgefahr schützen will und deshalb ein Monopol beansprucht. Das Tragen des Schriftzuges eines privaten Wettanbieters stellt daher eine Ordnungswidrigkeit dar.

Manfred Müller, Vorstandsmitglied bei Werder Bremen, kann über die Vorgehensweise der Behörden und der Landesregierungen nur den Kopf schütteln: "Die reiten auf einem sterbenden Pferd und steigen erst ab, wenn der Gaul tot ist. Die Politik sollte unterscheiden zwischen reinem Glücksspiel und jenen Spielen, in denen ein Hauch von Ahnung gefragt ist. Sonst wird sie von der Wirklichkeit überholt."

Es geht dabei nicht nur für Müller um die Niederlassungs- und Dienstleistungsfreiheit in Europa - ein Thema, das den Fußball seit dem Bosman-Urteil 1995 beschäftigt. Bwin war zudem Trikotwerbepartner der Hanseaten, allerdings wurde der Vertrag mit Werder wegen des restriktiven Glücksspielstaatsvertrages vorzeitig gelöst.

Beckenbauer warnt vor Glücksspiel-Staatsvertrag

Über die wirtschaftlichen Konsequenzen des Staatsvertrages, der am 1. Januar 2008 für weitere drei Jahre in Kraft treten soll, hat sich unlängst auch Franz Beckenbauer in seiner "Bild"-Kolumne ausgelassen: "Die Finanzlage der Liga droht noch schlechter zu werden, weil der neue Glücksspiel-Staatsvertrag in Kraft treten soll. In Stadien und auf Trikots darf nicht mehr für die Unternehmen geworben werden. Da gehen geschätzte 200 bis 300 Millionen Euro verloren, direkt an die Konkurrenz nach England, Spanien oder Italien, wo private Wetten erlaubt sind."

Der VfB Stuttgart hat inzwischen eine Klage gegen das Land Baden-Württemberg angekündigt. Der Verein musste einen Vertrag mit seinem Sponsor bwin aufkündigen, weil er seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen kann.