BVB - Erkenntnisse zum Sieg von Borussia Dortmund gegen Gladbach: Bloß nichts ändern, Herr Terzic!

Von Tim Ursinus
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Borussia Dortmund hat auf den Kantersieg des FC Bayern eindrucksvoll geantwortet. An Trainer Edin Terzic kann nach dieser Leistung nur ein Rat gegeben werden. Das komplette Gegenteil gilt für das desaströse Gladbach in der ersten Hälfte. Drei Erkenntnisse zum Spiel.

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Durch den 5:2-Sieg gegen die Fohlen bleibt der BVB dem Rekordmeister aus München weiter auf den Fersen. Zwei Spieltage vor Schluss trennen die Rivalen nur einen Punkt.

Während die Bayern am kommenden Spieltag mit RB Leipzig die auf dem Papier deutlich schwerere Aufgabe haben, muss Dortmund zum FC Augsburg. Ein Ausrutscher ist nach der Partie gegen Gladbach eigentlich nicht zu befürchten, wäre da nicht die zweite Hälfte gewesen.

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BVB: Edin Terzic sollte nichts an seiner Startelf ändern

Ein Bild von Edin Terzic während der ersten Hälfte lässt vermuten, dass der BVB-Coach vor Freude Tränen in den Augen hatte, weil seine Spieler gerade Gladbach in seine Einzelteile zerlegten.

"Wir haben heute gezeigt, dass wir bis zum Ende daran glauben werden und bis zum Ende alles jagen werden. Wir haben noch zwei Spiele. Danach werden wir sehen, wofür es gereicht hat. Die Bayern müssen Gas geben, wir werden Gas geben", sagte ein zufriedener Terzic nach dem Spiel.

Dementsprechend gibt es auch wenig bis gar keine Gründe, warum Terzic etwas an seiner Formation für die letzten zwei Spiele ändern sollte. Das würde aber auch bedeuten, dass beispielsweise Nico Schlotterbeck trotz seiner Genesung im finalen Titelrennen auf der Bank schmoren muss.

BVB: Kein Platz für Nico Schlotterbeck

In Mats Hummels und Niklas Süle scheint der BVB die für diese Phase passende Symbiose aus Abwehrverhalten und Erfahrung gefunden zu haben. Zumal nach Hummels' Auswechslung in der 59. Minute die Defensive gegen die längst geschlagenen Fohlen plötzlich deutlich anfälliger war. Es folgten zwei Gegentore und Lars Stindls große Chance auf das 3:4 kurz vor Schluss.

Generell war auffällig, dass dem BVB mit den Auswechslungen die Ruhe flöten ging. Das ist zwar auch dem Schongang im zweiten Spielabschnitt geschuldet, aber eigentlich haben die Änderungen von Terzic genau das bewirkt, was sie nicht sollten: Mehr Arbeit und Anstrengung.

"Ich habe immer etwas zu meckern, selbst wenn wir heute die zwei Gegentore nicht kassiert hätten. (...) Auch, wenn es gerade in der zweiten Halbzeit einiges zu meckern gibt, darf man nicht vergessen, dass wir heute ein gutes Heimspiel gezeigt haben. Wir finden da schon den guten Mix aus Lob, wenn alle auf uns draufhauen und Kritik, wenn uns alle loben", erklärte Terzic.

BVB: Marco Reus hat derzeit nichts in der Offensive verloren

Lediglich über Raphaël Guerreiro lässt sich aktuell streiten. Da im Mittelfeld aber kein Platz ist und er hinten links hin und wieder erhebliche Schwächen aufzeigt, muss sich auch der Portugiese wohl im Saisonfinale mit der Reservistenrolle zufriedengeben.

Es sei denn, Terzic möchte auf die Offensivqualitäten - er bereitete das 5:2 vor - und das feine Füßchen von Guerreiro gegen Augsburg und Mainz nicht verzichten. Zumal Ryerson technisch und im Spiel nach vorne limitiert ist.

Ebenfalls wird wohl Kapitän Marco Reus weiterhin keine 90 Minuten auf dem Platz stehen - und das hat seine Richtigkeit. Der 33-Jährige hat derzeit schlichtweg nichts in der Offensive des BVB verloren. Weder für die Außen noch die Zentrale hat er ernsthafte Argumente.

Das Zusammenspiel von Julian Brandt, Jude Bellingham und den drei Überfliegern im Sturm klappt einfach zu gut ...

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BVB: Meisterliches Offensiv-Trio und Jude Bellingham

Pässe in die Tiefe, schöne Kombinationen, tolle Dribblings, Elfmeter und die Hacke: In den ersten 45 Minuten gelang der Offensive des BVB alles. Dass nach dem Seitenwechsel ein paar Gänge runtergeschaltet wurde, macht mit Blick auf die verbleibenden zwei Partien nur Sinn.

So richtig überraschend war es auf den zweiten Blick aber nicht, was Donyell Malen, Karim Adeyemi und Sébastien Haller mit der - zugegeben desaströsen - Gladbacher Hintermannschaft veranstalteten. Seit Wochen ist das Offensiv-Trio in bestechender Form.

Besonders Haller, der auch maßgeblich für die konstant guten Leistungen von Adeyemi und Malen verantwortlich ist, erwischte einen Sahnetag. Es war sein vielleicht bestes Spiel im BVB-Trikot seit seiner Hodenkrebserkrankung.

Sébastien Haller in Topform: "Ich genieße jeden Tag"

"Das liegt an der Mentalität, weil für mich ist es ein Bonus, hier zu sein", erklärte der überglückliche Haller bei Sky: "Ich genieße jeden Tag auf dem Platz, mit den Jungs in der Kabine und versuche jeden besser kennenzulernen, um auf dem Platz gut miteinander zu spielen. Es fühlt sich gut an, oben in der Tabelle zu stehen. Wir brauchen den Spaß und die Freude miteinander. Im Jahr 2023 sind wir das beste Team in Deutschland. So muss es bleiben."

Vor der Pause fand jeder seiner Pässe einen Mitspieler, dazu die Vorlage beim Dosen öffnenden 1:0 und als Krönung traf er auch noch hochanspruchsvoll ins sieben Meter entfernte Tor, ohne dieses überhaupt zu sehen. Sein zweiter Streich war einer schnörkellosen Direktabnahme zu verdanken.

Fast genauso schön war auch die Entstehung des Treffers, als es Malen und Julian Brandt auf der rechten Seite mit der halben Fohlen-Abwehr aufnahmen und sich beinahe magisch durchkombinierten.

Donyell Malen bald Titelheld? BVB-Stürmer mit Ligabestwert

Apropos Malen: Mit seinem Treffer und den zwei Assists steht der Niederländer nun bei bärenstarken 13 Scorerpunkten in der Rückrunde - das ist Ligabestwert. Zudem traf das einstige Sorgenkind in jedem der vergangenen sechs Partien im Signal Iduna Park. Also warum nicht auch am letzten Spieltag gegen Mainz 05?

Adeyemi zeigte ebenfalls eine gute Leistung, auch wenn er diesmal nicht der ganz große Matchwinner war. Gladbachs Abwehr hatte auch aufgrund des Nationalspielers alle Hände voll zu tun.

Positionstechnisch zwar kein Angreifer, aber trotzdem für die Offensive wichtig, war Jude Bellingham. Mit seinen Antritt zog er das Gladbacher Mittelfeld mehrfach auseinander, dazu mit den zweitmeisten Abschlüssen und der kalten Hundeschnauze beim Elfmeter.

Mit so einer Offensive können Titel gewonnen werden. Wer weiß, wann sich die Chance nochmal so schnell auftut.

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Gladbach: Nicht-Leistung auf Kosten von Daniel Farke

Es war die verständliche Reaktion auf die Nicht-Leistung von Gladbach: "Wir haben die Schnauze voll", sangen Gladbachs Fans nach 32 Minuten und drehten der Mannschaft demonstrativ den Rücken zu. Die zweite Hälfte sorgte immerhin für eine kleine Versöhnung nach dem Abpfiff.

Es ist freilich nicht einfach für die Spieler, wenn es drei Spieltage vor Schluss um rein gar nichts mehr geht. Sich aber dermaßen abschießen zu lassen, dass bei vielen wohl schon das Wort zweistellig auf den Lippen war, grenzt an eine Frechheit.

Bezeichnend waren die Statistiken von zwei Spielern. Stürmer Nathan Ngoumou kam in den ersten 45 Minuten auf mickrige fünf Ballkontakte. Sein einziger Pass kam nicht an. Torhüter Jan Olschowsky hatte immerhin zehn mehr, obwohl er viermal nicht an den Ball kam.

Böse Zungen würden behaupten, dass Gladbach nur existiert, um den FC Bayern zu ärgern. Während sie die Münchner häufig um Punkte bringen, werden die Fohlen in Dortmund regelmäßig "abgeschlachtet", wie es Jonas Hofmann nach dem Spiel treffend formulierte. Die erschreckende Auswärts-Bilanz der vergangenen neun Bundesligaspiele: Neun Niederlagen bei einem Torverhältnis von 4:32.

Daniel Farke droht offenbar das Aus

In seiner Rolle als Sky-Experte sprach Gladbach-Fan Lothar Matthäus hinterher von einem "Gesamtversagen" und forderte, dass nun "Tacheles" geredet werden müsste. Das tat Trainer Daniel Farke kurz nach dem Anpfiff schon.

"Wir haben uns Disziplinlosigkeiten geleistet und uns überhaupt nicht an den Matchplan gehalten. Mit den vier Gegentoren in den ersten 30 Minuten, kann man gegen Dortmund nicht bestehen. Aufgrund der ersten Halbzeit haben wir völlig verdient verloren", sagte Farke, dessen Zukunft übereinstimmenden Medienberichten zufolge nun völlig offen ist.

Das Ergebnis sei "kein flammender Appell" für seine Person, sagte Farke: "Wir sind enttäuscht und im selben Boot. Mit so einer schlechten Halbzeit sind wir nicht einverstanden." Sportdirektor Roland Virkus verweigerte anschließend eine Interview-Anfrage. Rückendeckung gab es für Farke immerhin von seinen Spielern.

Womöglich war es kurz vor dem Saisonende der letzte Auftritt von Farke, dessen Vertrag eigentlich noch bis 2025 läuft. Als vorübergehende Interimslösung wird U23-Coach Eugen Polanski gehandelt.

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BVB vs. FC Bayern München: Das Restprogramm in der Bundesliga

SpieltagBVBFC Bayern
33FC Augsburg (A)RB Leipzig (H)
34Mainz 05 (H)1. FC Köln (A)