Pal Dardai schmunzelte süffisant, dann holte der Trainer von Hertha BSC zum Rundumschlag aus. "Ich habe meine Mannschaft nicht erkannt", sagte der Coach nach dem 1:1 (1:1) im hart umkämpften Hauptstadt-Derby gegen Union bei Sky: "Das ganze Spiel müssen wir schnell vergessen. Das war überhaupt nicht okay. Wir müssen uns fragen: Wie kann das passieren? Die Mannschaft war wie gelähmt."
Der erhoffte Befreiungsschlag im Kampf gegen den Abstieg blieb aus, als Tabellen-14. steckt Hertha weiter im Keller fest, bei nun 25 Punkten sind es lediglich zwei Zähler Vorsprung auf den 1. FC Köln auf Relegationsrang 16.
"Ich denke, das war der Kopf", meinte Dardai, der zumindest dem Ergebnis Positives abgewann: "Wir nehmen das mit, früher haben wir solche Spiele verloren."
Sein Kapitän Niklas Stark widersprach ein bisschen: "Wir haben heute nicht das beste Spiel gemacht. Nichtsdestotrotz haben wir dagegen gehalten und uns den Punkt dann erarbeitet."
Hertha BSC: Lukebakio gleicht vom Punkt aus
Dodi Lukebakio (35., Foulelfmeter) glich noch in der ersten Halbzeit die Unioner Führung des früheren Herthaners Robert Andrich (10.) aus. Während Hertha unten keine großen Sprünge macht, ist Union im Kampf um die Europa League weiter in Schlagdistanz.
Die Eisernen, die nach zuletzt zwei Hertha-Siegen im Derby zumindest nicht verloren, liegen vier Zähler hinter dem Fünften Borussia Dortmund (43 Punkte) und dürfen entgegen allen Erwartungen weiter vom internationalen Geschäft träumen.
Sportchef Oliver Ruhnert war deshalb auch nicht unzufrieden: "Wir haben eines erreicht - dass wir weiter gut in der Tabelle stehen, weiter 14 Punkte vor Hertha."
Gegen Hertha waren die Köpenicker nach fast dreiminütigem Dauer-Feuerwerk von Union-Fans außerhalb des Stadions An der Alten Försterei zu Beginn auch auf dem Rasen die bestimmende Kraft. Erst scheiterte Max Kruse (7.) aus der Ferne an Herthas Ersatzkeeper Alexander Schwolow, der für den wegen einer Corona-Infektion fehlenden Rune Jarstein im Tor stand.
Hertha BSC offensiv planlos
Kurz danach jubelte Andrich, der im Dezember bei der 1:3-Niederlage im Hinspiel noch vom Platz geflogen war. Seine Direktabnahme aus 20 Metern sprang vom Pfosten ins Netz.
Hertha wirkte vom Rückstand geschüttelt - und ermöglichte den Gastgeber beinahe den zweiten Treffer. Deyovaisio Zeefuik spielte Julian Ryerson (12.) den Ball unnötig in den Fuß, der Norweger traf nur die Latte. Den Abstauber schoss Petar Musa drüber. Bis dato hatten die Gäste wenig Zwingendes zu Stande gebracht, Jordan Torunarigha (19.) vergab mit einem Kopfball an die Latten-Oberkante die lange beste Gelegenheit - dem eigentlich qualitativ besseren Kader fiel zu wenig ein.
Es brauchte einen ungestümen Einsatz von Union-Verteidiger Marvin Friedrich gegen den in den Strafraum eilenden Matteo Guendouzi. Der Franzose fiel, es gab Elfmeter, und Lukebakio verwandelte eiskalt.
Auch im zweiten Durchgang schlug Union vom Start weg das höhere Tempo an. Winter-Neuzugang Musa (49.) versprang der Ball nach wenigen Minuten in aussichtsreicher Position, weshalb nicht mehr daraus wurde. Diese mangelnde Genauigkeit vermochte Hertha jedoch nicht postwendend zu bestrafen, meist fehlte dem Dardai-Team offensiv der Plan, und Union stellte die Lücken aufmerksam zu.
1. FC Union Berlin - Hertha BSC: Die Aufstellungen
- FCU: Luthe - Friedrich, Knoche, Schlotterbeck - Trimmel, Andrich, Ryerson - Gentner, Prömel (73. Ingvartsen) - Musa (83. Pohjanpalo), Kruse
- BSC: Schwolow - Klünter, Stark, Torunarigha - Tousart, Guendouzi (79. Khedira) - Zeefuik, Mittelstädt - Lukebakio (61. Ascacibar), Cordoba (90.+2 Piatek), Cunha