Aubameyang schießt desolaten HSV ab

Zuschauer: Die HSV-Spieler mussten den BVB-Akteuren meistens den Vortritt lassen
© Getty

Der Hamburger SV hat am 80. Geburtstag von Vereinslegende Uwe Seeler ein Debakel erlebt. Gegen Borussia Dortmund verlor der HSV nach einer katastrophalen Leistung mit 2:5 (0:3).

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Vor 57.000 Zuschauern im Hamburger Volksparkstadion sorgte der zuletzt suspendierte Pierre-Emerick Aubameyang mit einem Hattrick bereits in der ersten halben Stunde für klare Verhältnisse (4., 23., 27.). Nach dem Seitenwechsel legte er Tor Nummer vier nach, den fünften Treffer von Ousmane Dembele bereitete er vor (76.).

Für den Gabuner war es der erste lupenreine Hattrick in der Bundesliga und sein dritter Dreierpack. Übrigens: Alle drei lupenreinen Hattricks dieser Saison wurden gegen den HSV erzielt (Aubameyang, Modeste, Pohjanpalo).

Nicolai Müller erzielte in der 55. Minute mit dem zwischenzeitlichen 4:1 das erste Hamburger Bundesliga-Tor in der Ära Markus Gisdol. Noch nie musste ein HSV-Trainer so lange auf sein erstes Erfolgserlebnis warten (414 Minuten). Müller sorgte in der 81. Minute erneut für Ergebniskosmetik.

Mit einem Torverhältnis von 4:23 liegt der HSV mit zwei Punkten weiter am Tabellenende.

Die Reaktionen:

Markus Gisdol (Trainer HSV): "Es ist schwer, nach so einem Spiel die richtigen Worte zu finden. Wir haben uns viel vorgenommen, doch dann wird nach zwei, drei krassen individuellen Fehlern unser Plan völlig über den Haufen geworfen. Es ist für die Mannschaft und den Verein eine sehr schwierige Situation."

Thomas Tuchel (Trainer BVB): "Wir wussten um die lange Serie, die wir hier nicht mehr gewonnen hatten, dass jetzt Länderspielpause ist und dass wir als nächstes gegen Bayern München spielen. Ein Sieg war alternativlos. Die vier Tore von Aubameyang sprengen natürlich jede Erwartungshaltung."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Fünf Änderungen beim HSV gegenüber dem 0:3 in Köln: Diekmeier, Cleber, Spahic, Gregoritsch und Müller rücken für Holtby, Kostic, Ostrzolek (alle Bank), Götz (nicht im Kader) und Wood (Rotsperre) ins Team.

Beim BVB ist der zuletzt suspendierte Aubameyang zurück. Neben dem Stürmer sind auch Mor, Rode und Pizszczek neu in der Startelf. Dembele, Götze, Ramos und Weigl sitzen auf der Bank.

4., 0:1, Aubameyang: Dortmund kombiniert sich über links durch. Pulisic passt zurück auf Mor, dessen harmlosen Schuss aus elf Metern Adler nach vorne direkt auf Aubameyang faustet. Der staubt zur Führung ab.

23., 0:2, Aubameyang: Santos mit einem schlampigen Rückpass 40 Meter vor dem Tor auf Djourou, der zu lange braucht, um den Ball zu verarbeiten, Mor geht dazwischen und zieht von rechts allein auf Adler. Querpass auf den mitgelaufenen Aubameyang, der locker aus sechs Metern einschiebt.

27.: Castro chippt einen Ball vom Mittelkreis über die Abwehr. Aubameyang hält den Ball mit etwas Glück gegen Spahic und legt damit für Pulisic auf. Der verzieht freistehend aus zwölf Metern deutlich.

27., 0:3, Aubameyang: Bartra köpft einen Abstoß von Adler zurück Richtung HSV-Tor. Cleber steht katastrophal, Spahic ist zu langsam und Aubameyang geht allein auf Adler zu. Der Torhüter lässt den nicht allzu festen Flachschuss unter den Händen durchrutschen.

31.: Gisdol wechselt und bringt Ekdal für Cleber. Der Schwede spielt im Mittelfeld, Jung rückt zurück in die Verteidigung. Es bleibt bei der 5-2-3-Formation.

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48., 0:4, Aubameyang: Spahic vertändelt den Ball am eigenen Strafraum gegen Pulisic, der spitzelt die Kugel auf Aubameyang. Der schließt aus 15 Metern von halbrechts flach ins lange Eck ab.

50.: Spahic stellt das Spielen ein und lässt Aubameyang von links in den Strafraum ziehen. Dessen Schlenzer aus sechs Metern geht rechts am Tor vorbei.

55., 1:4, Müller: Gregoritsch verlängert einen Befreiungsschlag am Mittelkreis. Waldschmidt leitet per Kopf sofort auf Müller weiter. Der ist frei durch und schiebt aus neun Metern links unten ein.

76., 1:5, Dembele: Piszczek bedient Aubameyang 20 Meter vor dem Tor, direkter Pass auf Dembele, der von rechts auf Adler zugeht und locker einschiebt.

81., 2:5 Müller: Dortmund im Zentrum ohne Druck. Ekdal spielt Müller an, der sich den Ball 20 Meter vor dem Tor zurecht legt und flach links unten einschießt.

Fazit: Dortmund bestraft den HSV für eine desolate Vorstellung mit schnellen Treffern und spielt die Führung dann bis auf eine kleine Schwächephase rund um das Gegentor nach Hause.

Der Star des Spiels: Pierre-Emerick Aubameyang. Optimale Antwort auf die Suspendierung und die anschließende Diskussion. Erzielte den frühesten Hattrick seit sieben Jahren. Am 27. September 2009 hatte Vedad Ibisevic für Hoffenheim gegen Hertha bereits nach 21 Minuten dreimal getroffen. Legte nach der Pause noch Treffer vier nach und kassierte den Assist beim fünften Tor.

Der Flop des Spiels: Emir Spahic. Wie seine Kollegen mit einer indiskutablen Leistung. Sah in direkten Duellen mit Aubameyang kein Land, kam zudem beim 0:1 bei der Flanke zu spät, reagierte beim 0:3 zu langsam, verlor vor dem 0:4 den Ball und agierte auch vor dem 1:5 orientierungslos.

Der Schiedsrichter: Sascha Stegemann. Lange Zeit in einem ruhigen Spiel nicht gefordert, lag aber falsch, Gregoritsch' Treffer zum 2:4 wegen angeblichen Fouls nicht anzuerkennen.

Das fiel auf:

  • Dortmund mit deutlicher Asymmetrie im Spiel. Bei Ballbesitz baute der BVB im 4-2-3-1 auf, wobei die offensiven Außen ihre Rollen ganz unterschiedlich interpretierten. Pulisic startete auf links weiter innen, um außen Platz für den anschiebenden Guerreiro zu machen. Auf rechts hielt Piszczek dagegen die Außenlinie und ließ sich bei Ballbesitz HSV zurückfallen und füllte eine Fünferkette auf.
  • Der HSV hatte sich eine defensive Marschroute für die Partie zurecht gelegt. in einem 5-2-3 empfingen die Hamburger den BVB meist am Mittelkreis. Besonders ihre linke Abwehrseite bekamen sie aber in der Anfangsphase nicht dicht, weil durch die Dortmunder Positionierung Cleber auf Pulisic rausrückte und Diekmeier Guerreiro nicht halten konnte.
  • Von Stabilität war beim HSV in keiner Phase etwas zu spüren. Gegen lange Bälle sah die aufgerückte Viererkette immer wieder schlecht aus, auch weil vorne kein Druck auf den Ball ausgeübt wurde und die Staffelung bei Ballverlusten nicht stimmte. Dazu kamen aberwitzige individuelle Fehler. Gisdol machte Cleber mit der frühen Auswechslung zum Sündenbock, es hätte aber auch jeden anderen treffen können.
  • Eine echte Reaktion direkt nach der Pause fiel beim HSV aus, dagegen machte Aubameyang mit seinem vierten Treffer den Sack zu. Der HSV zeigte seine ersten Lebenszeichen erst, als er das 1:4 erzielte - aber da war es schon zu spät. Dortmund hatte zu diesem Zeitpunkt auch schon zurückgeschaltet, zog zum Ende hin aber wieder an.

Hamburg - Dortmund: Die Statistik zum Spiel

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