Sane erlegt wahnwitzige Stuttgarter

Schalkes Leroy Sane schoss den VfB mit seinem goldenen Tor noch tiefer in die Krise
© Getty

Der VfB Stuttgart hat am 5. Spieltag die nächste Pleite kassiert und sitzt weiter tief im Tabellenkeller fest. Vor eigenem Publikum verloren die Schwaben trotz drückender Überlegenheit mit 0:1 (0:0) gegen den FC Schalke 04.

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Vor 48.510 Zuschauern in der Mercedes-Benz Arena übertrafen sich die Spieler des VfB Stuttgart gegenseitig im Auslassen hochkarätigster Torchancen, ehe Schalkes Leroy Sane das Spiel nach Wiederanpfiff mit dem Siegtor für Schalke auf den Kopf stellte (53.).

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Königsblau schiebt sich mit zehn Zählern an die Spitzengruppe heran und ist Vierter, während der noch punktlose VfB nur dank des besseren Torverhältnissen (-8 zu -10) vor Borussia Mönchengladbach auf dem vorletzten Tabellenplatz bleibt.

Die Reaktionen:

Alexander Zorniger (Trainer Stuttgart): "Tore erzielen ist auch eine Qualität. Wir können nicht anders Fußball spielen, um erfolgreich zu sein. Das ist unmöglich. Taktisch kann man nichts umstellen, man muss einfach die Tore machen. Ich verstehe jeden Fan, der sagt: 'Herr Zorniger, jetzt lassen Sie uns doch mal gewinnen mit dieser Spielweise'. Aber für mich ist das ein Spektakel, was wir bieten. Wenn wir das einigermaßen umgesetzt hätten, würden wir anders reden. Klar brauchen wir die Punkte, aber die Spielweise ist alternativlos."

Robin Dutt (Manager Stuttgart): "Der Saisonstart ist von den Punkten eine Katastrophe. Aber wir wissen, was die Mannschaft kann. Wir werden komplett ruhig bleiben."

Andre Breitenreiter (Trainer Schalke): "Die Stuttgarter haben eine bärenstarke Leistung gezeigt. Wir haben allein wegen Ralf Fährmann gewonnen, der Weltklasse gehalten hat. Wir haben völlig unverdient gewonnen.Die Stuttgarter waren griffig und bissig, wir im Kopf nicht schnell genug. Wichtig war, dass wir schmutzig den Sieg mitnehmen, uns oben festsetzen."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Alexander Zorniger beordert Tyton nach abgesessener Sperre wieder zurück ins Tor. Darüber hinaus tauscht der VfB-Coach sein Team nach dem 1:2 gegen die Hertha auf drei Positionen durch. Der angeschlagene Didavi, Hlousek und Harnik müssen auf die Bank, dafür beginnen in der Offensive Werner, Maxim und der wieder genesene Baumgartl.

Bei den Gästen verzichtet Coach Andre Breitenreiter auf personelle Änderungen nach dem 3:0 gegen APOEL unter der Woche. Choupo-Moting steht nach überstandener Grippe wieder im Kader.

8.: Kostic lässt links am Sechzehner Caicara mit einem Übersteiger stehen und bringt den Ball scharf vors Schalker Gehäuse. Werner ist im Fünfer komplett blank, schafft es aber, den Ball aus drei Metern daneben zu setzen. Unfassbar!

17.: Fast noch unfassbarer: Wieder Kostic von links, dieses Mal findet er am zweiten Pfosten Baumgartl, der den Ball per Kopf nicht im leeren Tor unterbringt, sondern eine Bogenlampe zur Mitte fabriziert...

20.: Erstes Schalker Lebenszeichen! Geis mit der Ecke von links, die in den Fünfer durchrutscht - wo Matip heranrauscht und unkonventionell mit dem Knie abschließt. Tyton reißt den Arm hoch und klärt bärenstark!

27.: Chancenvernichtung a la VfB: Maxim mit dem Traumpass in die Gasse auf Ginczek, der es von der Strafraumkante frei vor Fährmann mit dem Außenrist versucht - und verzieht!

33.: Langsam wird's wild... Altes Spiel, Kostic flankt von links, der Ball geht an den zweiten Pfosten durch, wo Ginczek im Fallen vier Meter vor dem Tor drüber semmelt!

35.: Ginczek nach genialem Zuspiel von Gentner mutterseelenallein vor Fährmann! Links im Strafraum umkurvt er den Schalker Schlussmann, kann aus spitzem Winkel aber nicht mehr abschließen - und verbaselt auch das anschließende Abspiel. Irrsinn, was die Stuttgarter mit ihren Chancen machen!

41.: Flanke von links, Gentner blitzblank am zweiten Pfosten aus fünf Metern - schießt Fährmann an...

53., 0:1, Sane: Und dann passiert das Unvermeidbare: Schalker Konter über links, Sane geht in den Strafraum, tanzt Klein mit einer einfachen Körpertäuschung aus und versenkt das Leder im kurzen Eck.

61.: Und einmal raten, wer es nicht schafft, den Ball aus drei Metern im Tor unterzubringen? Richtig, der VfB! Dieses Mal ist es Baumgartl nach einem Freistoß, der unmittelbar vor dem Kasten einen Abpraller verfehlt.

70.: Fährmann! Zweimal! Unfassbar! Erst klärt der Keeper einen langen Ball und entschärft dann auch noch Werners Nachschuss mit einem starken Reflex. Direkt im Anschluss ist Klein nach einem Zauberpass von Die frei durch, doch auch da wirft sich der Keeper in den Weg.

73.: Sinnbild für dieses wilde Spiel. Der eingewechselte Choupo-Moting wurschtelt sich irgendwie gegen eine Handvoll Stuttgarter durch und versucht aus 16 Metern einen Schlenzer - hauchzart streicht der Ball am Pfosten vorbei.

75.: Ginczek nach Zuspiel von rechts mit Gewalt aus acht Metern. Fährmann hält die Birne rein und wehrt auch diesen Versuch ab!

Fazit: Der VfB erspielt sich von Beginn an eine Unzahl bester Torchance, tapst vor dem Tor aber kläglich ins eigene Verderben. Schalke reicht minimaler Aufwand für einen eiskalten, aber natürlich höchst schmeichelhaften Sieg.

Der Star des Spiels: Ralf Fährmann trotzte nicht nur allen Stuttgarter Angriffen und rettete seinen vogelwilden Vorderleuten mehrfach den Allerwertesten. Tadellose Vorstellung mit mehreren sensationellen Paraden. Eins mit Stern - und drei Punkten.

Der Flop des Spiels: Daniel Ginczek muss in diesem Spiel als personifiziertes Elend der VfB-Krise herhalten. Vergab - teils glücklos, teils unfähig - eine Vielzahl bester Torchancen. Dazu eine Passquote von nur knapp über 50 Prozent. Beim Gegentor ganz schwach: Florian Klein.

Der Schiedsrichter: Manuel Gräfe mit einer grundsoliden Vorstellung ohne schwerwiegende Patzer. Vertretbar, bei Caicaras "Tritt" gegen Kostic (80.) nicht auf Tätlichkeit zu entscheiden.

Das fiel auf:

  • Der VfB legte im 4-4-2 mit der Doppelspitze Werner/Ginczek einen unglaublich intensiven Beginn hin und überfiel die Schalker Defensive förmlich mit einer Angriffswelle nach der anderen.
  • Die Stuttgarter profitierten bei ihren Angriffen dabei von den schlechten Abständen zwischen den Schalker Mannschaftsteilen. Mit recht einfachen Mitteln konnte der VfB in das Loch zwischen Offensive und Defensive gelangen, um dort dann Tempo aufzunehmen und anzugreifen.
  • So gut der spielerische Ansatz des VfB an sich auch ist - die Chancenverwertung ist nach wie vor ein Witz und in keinster Weise auch nur annähernd bundesligatauglich. Alleine in der ersten Halbzeit muss der VfB deutlich führen, statt mit einem 0:0 in die Kabine zu gehen.
  • Der VfB bot den Schalkern nicht nur wegen der ausgelassenen Möglichkeiten, sondern auch ob des selbst nicht immer zwingenden Defensivvortrags einiges an. Abgesehen von wenigen Nadelstichen nahmen die Königsblauen dieses Angebot aber erst nach Wiederanpfiff an, als die Knappen das Spiel besser kontrollieren konnten und selbst konstruktiv nach vorne kamen.
  • Stuttgart zwar bis Abpfiff mit Dampf nach vorne, dennoch musste der VfB seinem irren Anfangstempo Tribut zollen. Die Zweikampfquote der Schwaben sank bedenklich und auch hinten taten sich immer mehr Lücken auf.

Stuttgart - Schalke: Die Statistik zum Spiel