Firmino-Gala mit Schönheitsfehler

Von David Kreisl
Doppeltorschütze Roberto Firmino (l.) war der beste Akteur im Dress der TSG 1899 Hoffenheim
© getty

Die TSG 1899 Hoffenheim hat im ersten Relegationsspiel einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt gemacht. Gegen den Tabellendritten der zweiten Liga 1. FC Kaiserslautern gewann das Team von Coach Markus Gisdol mit 3:1 (2:0) und hat vor dem Rückspiel am kommenden Montag eine gute Ausgangsposition.

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Vor 30.150 Zuschauern in der ausverkauften Rhein-Neckar-Arena brachte der starke Roberto Firmino die Gastgeber bereits in der ersten Hälfte mit einem Doppelpack auf die Siegerstraße (11./29.).

Mohamadou Idrissou gelang nach einer knappen Stunde der Anschlusstreffer für die Roten Teufel (58.), doch Sven Schipplock traf kurz nach seiner Einwechslung zum Endstand (67.).

Reaktionen:

Trainer Markus Gisdol (1899 Hoffenheim): "Ich bin nicht mit allzu vielen Dingen zufrieden, nur mit dem Ergebnis. Wir haben kein sehr gutes Spiel gezeigt. Wir hatten zu wenig Zugriff, der letzte Pass ist nicht oft gekommen. Im Rückspiel müssen wir uns auf unsere Stärken konzentrieren. Uns erwartet eine sehr emotionale Begegnung."

Trainer Franco Foda (1. FC Kaiserslautern): "Auf jeden Fall ist am Montag noch einiges drin. Wir waren in der Lage, den Gegner unter Druck zu setzen, hatten unsere Möglichkeiten und haben auch unser Tor gemacht. Danach kam jedoch der Fehler beim 1:3. Wir hätten zu Beginn des Spiels durch Hoffer in Führung gehen müssen. In der zweiten Halbzeit haben wir verdient den Anschluss erzielt, das Auswärtstor war wichtig. Hoffenheim war jedoch im Angriff zielstrebiger."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Die Hoffenheimer mit nur einer Veränderung im Vergleich zum Bundesligaspiel gegen den BVB. Johnson rückt für Ochs in die Offensive.

Lautern beginnt mit der Doppelspitze Hoffer/Idrissou sehr offensiv. Die Viererkette im Vergleich zum Spiel gegen St. Pauli auf drei Positionen verändert. Lediglich Dick bleibt im Team.

5.: Abraham rutscht weg und verliert den Ball am eigenen Sechzehner. Hoffer schnappt sich die Kugel und hat plötzlich freie Schussbahn. Seinen Versuch von der Strafraumkante auf das kurze Eck lenkt Casteels stark am Pfosten vorbei.

11., 1-0, Firmino: Salohovic tritt einen Freistoß von rechts halbhoch und scharf in den Strafraum der Lauterer. Heintz verliert Firmino aus den Augen, der muss aus fünf Metern nur noch den Fuß rein halten. Keine Chance für Sippel.

29., 2-0, Firmino: Der Torschütze leitet den Angriff selbst ein. Rechts im Sechzehner bekommt Volland den Ball und schickt Beck Richtung Grundlinie. Den Querpass des Kapitäns muss der in der Mitte völlig blanke Formino nur noch über die Linie drücken.

52.: Hoffer wird rechts in den Strafraum geschickt. In der Mitte wäre Idrissou vollkommen frei, doch die halbhohe Hereingabe ist schwach und für den Stürmer nicht zu verwerten.

58., 2-1, Idrissou: Kaiserslautern im Vorwärtsgang. Bamjohann spitzelt den Ball im Fallen rechts in den Strafraum. Idrissou setzt sich stark gegen Abraham durch, umkurvt Casteels und schiebt aus spitzem Winkel zum Anschluss ein. Starke Aktion des Stürmers!

63.: Borysiuk bekommt einen Abpraller vor die Füße und zieht aus 18 Metern volley ab. Der Ball wird noch gefährlich abgefälscht und landet knapp neben dem linken Pfosten.

67., 3-1, Schipplock: Torrejon mit einem grauenhaften Ballverlust 25 Meter vor dem eigenen Tor. Firmino klaut sich die Kugel und geht Richtung Strafraum. An der Sechzehnerlinie legt er quer für den gerade eingewechselten Schipplock. Der schießt den Ball hoch ins kurze Eck. Sippel schaut nicht sonderlich gut aus.

71.: Volland geht mit einer starken Körpertäuschung in den Lauterer Sechzehner. Seine scharfe Flanke köpft Johnson aus drei Metern über das leere Tor. Das muss die Vorentscheidung sein!

Fazit: Ein völlig verdienter Heimsieg der Hoffenheimer, der lediglich in der starken Lauterer Phase nach der Pause etwas wackelte.

Der Star des Spiels: Roberto Firmino. Der Brasilianer war der überragende Mann in der Offensivreihe der Hoffenheimer und für die überforderten Lauterer zu keinem Zeitpunkt zu halten. War quasi an jedem gefährlichen Angriff beteiligt und erzielte nicht nur die beiden ersten Treffer, sondern bereitete auch das dritte Tor vor und arbeitete vorbildlich mit nach hinten. Ein ganz starker Auftritt des 21-Jährigen.

Der Flop des Spiels: Erwin Hoffer. Ließ nicht nur zwei große Chancen liegen, sonder war auch sonst überhaupt nicht im Spiel. 22 Prozent gewonnene Zweikämpfe und 22 Ballkontakte sind jeweils schlechtester Wert seines Teams.

Der Schiedsrichter: Dr. Felix Brych zeigte früh eine Gelbe Karte gegen Dominique Heintz - eine harte Entscheidung. Ließ dann aber im immer ruppiger werdenden Spiel viel durchgehen und den Karton bis zur Pause stecken. In der zweiten Halbzeit eigentlich keine Probleme mit dem Spiel, hätte bei Löwes Einsteigen gegen Beck (85.) aber mindestens Gelb geben müssen.

Die Trainer:

Markus Gisdol nahm nach einer guten Stunde in der Phase, in der Lautern am Drücker war, den defensiven Rudy raus und brachte mit Schipplock einen frischen Mann für die Offensive - und bewies damit den richtigen Riecher. Der Joker stach nach nicht einmal zwei Minuten.

Franco Foda suchte das Heil in der Flucht nach vorne und begann mit dem 4-4-2 sehr offensiv. Der Matchplan, mit frühem und aggressivem Pressing Druck zu erzeugen, ging nicht auf - schließlich lag man nach einer knappen halben Stunde schon mit 0:2 zurück.

Das fiel auf:

  • Es entwickelte sich von Anfang an ein sehr munteres Spiel. Beide Teams gingen in der Anfangsphase ein sehr hohes Tempo. Die Roten Teufel hielten zunächst gut dagegen und hatten durch Hoffer sogar die erste Großchance des Spiels.
  • Das frühe Führungstor von 1899 kam überraschend. Die Gäste brauchten ein paar Minuten, um den Schock zu verdauen, kämpften sich dann aber zurück ins Spiel. Mitte der ersten Hälfte war viel Pfeffer im Spiel, bis zur Pause war die Partie von vielen Fouls und Nickligkeiten geprägt.
  • Im Laufe der Partie zeigte sich aber immer mehr die spielerische Klasse der TSG, der die Lauterer nichts entgegen zu setzen hatten. Vor allem Firmino und Volland machten viel Betrieb und stellten den FCK vor große Probleme. Hätten die Mannen in blau in dieser Saison öfter so gespielt, wäre man nie in die Gefahr gekommen, in die Relegation zu müssen.
  • Kaiserslautern kam in Abschnitt zwei stark aus der Kabine und schaffte durch Idrissou den verdienten Anschlusstreffer. Der K.o. für den Zweitligisten folgte aber nicht einmal zehn Minuten später, als Torrejon mit seinem Fehler den Treffer zu Vorentscheidung einleitete.

Hoffenheim - Kaiserslautern: Daten zum Spiel