Leverkusen: Pfiffe trotz klarem Sieg

SID
Auf dem Platz hatten die Bayer-Profis noch gut lachen. Danach herrschte Unmut über Fan-Reaktionen
© Getty

Trainer Robin Dutt zeigte sich spendabel und gönnte seinen Spielern über Karneval ein paar freie Tage. Den Profis von Bayer Leverkusen dürfte die Auszeit zur "fünften Jahreszeit" mehr als gelegen gekommen sein, denn trotz des deutlichen 4:1 (1:0) gegen den FC Augsburg war die Stimmung beim kriselnden Vizemeister auf dem Tiefpunkt angelangt.

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Lautstarke Unmutsbekundungen gegen Trainer, Vorstand und Mannschaft hatten den Protagonisten schwer aufs Gemüt geschlagen, zum Feiern war nach dem höchsten Heimsieg seit fast 27 Monaten jedenfalls keinem zumute.

"Als ich nach Leverkusen gewechselt bin, hieß es, das ist ein ruhiger Verein. Ich dachte, hier würde Ruhe herrschen - aber es das krasse Gegenteil im Moment. Wir haben viele Themen, die nichts mit Fußball zu tun haben. Das nervt einfach nur", monierte Nationalspieler Andre Schürrle und ergänzte: "Fans und Verein müssen schnellstmöglich eine Einheit werden, dann können wir auch wieder Fußballfeste feiern."

Ein Fest war es freilich nicht, insbesondere nach dem Ausgleichstreffer zum 1:1 kippte die Stimmung in der BayArena komplett. Mit Pfiffen gegen die Mannschaft und Gesängen wie "Ohne Trainer wären wir auf Platz zwei" oder "Holzhäuser raus" machten die Bayer-Anhänger ihren Unmut über eine bislang total verkorkste Saison Luft.

"Das ist enttäuschend. Man sieht doch, dass wir es zurückzahlen, wenn wir ein bisschen Vertrauen haben. Diesmal haben wir es alleine geschafft. Es wäre schön, wenn wir es demnächst zusammen schaffen könnten", sagte Abwehrspieler Daniel Schwaab.

Viele Nebengeräusche bei Bayer

Doch offensichtlich ist der Kredit beim Anhang derzeit verspielt. Nicht nur, dass die Mannschaft fußballerisch weit von den Leistungen unter Jupp Heynckes entfernt ist. Dazu gesellen sich noch viele Nebengeräusche wie die fragwürdige Jagd nach dem Trikot von Lionel Messi am vergangenen Dienstag beim 1:3 gegen den FC Barcelona, das Dauer-Theater um Michael Ballack oder die anhaltende Trainer-Diskussion um Dutt.

Zumindest Ersatzkapitän Gonzalo Castro ergriff ein wenig Partei für seinen Coach. "Niemand von uns hat gesagt, dass es Differenzen mit dem Trainer gibt. Das wird immer nur von außen reingetragen", behauptete der Mittelfeldspieler und kündigte an, man werde nun noch enger zusammenstehen.

Das dürfte auch nötig sein, ansonsten könnte sogar der Europa-League-Platz als letztes verbliebene Ziel in Gefahr geraten. Aktuell steht Bayer mit 34 Punkten auf dem sechsten Platz. Zum Vergleich: In den beiden Jahren unter Heynckes waren es zum gleichen Zeitpunkt noch 48 (2009/10) und 42 Punkte (2010/11).

Schürrle trifft nach 874 Minuten

Trotzdem sieht Dutt seine Mannschaft auf einem guten Weg. "Ein 4:1 und das in der Deutlichkeit ist am Ende dieser Woche keine Selbstverständlichkeit", sagte der Trainer und lobte die Moral nach dem Augsburger Ausgleichstreffer von Ja-Cheol Koo (50.).

So lenkten Castro (60.), Stefan Kießling (64.), der auch das 1:0 erzielt hatte (25.), sowie Schürrle (70.) vor 23.368 Zuschauern das Spiel noch in die richtige Bahn. Insbesondere bei Schürrle war die Erlösung groß, hatte er doch 874 Minuten auf seinen dritten Bundesligatreffer warten müssen. "Wenn die Mannschaft so auftritt, halte ich gerne den Kopf hin", sagte Dutt und war um moderate Töne bemüht. "Wir müssen uns selbst hinterfragen, welchen Anteil wir am Unmut der Fans haben."

Augsburg liegt dagegen mit nur 18 Punkten weiter auf einem Abstiegsplatz. So rückte bei Manager Andreas Rettig auch gleich der Krisengipfel gegen Hertha BSC in den Mittelpunkt: "Jetzt kommt Hertha mit dem neuen Trainer Otto Rehhagel. Das ist vielleicht eher ein Spiel auf Augenhöhe."

Leverkusen - Augsburg: Daten zum Spiel

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