Spaziergang für Dortmund in Freiburg

Von Haruka Gruber / Christian Bernhard
Das Tor zählt: Ilkay Gündogan (3.v.l.) erzielte das umstrittene 2:1 für den BVB
© Getty

Borussia Dortmund hat mit einem 4:1 (2:1)-Erfolg beim Tabellenletzten SC Freiburg den Anschluss an Herbstmeister FC Bayern München gehalten.

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Der Titelverteidiger erzielte vor 24.000 Zuschauern im ausverkauften Badenova-Stadion durch Robert Lewandowski das 1:0, Jan Rosenthal gelang der Ausgleich (34.), bevor Dortmund dank Ilkay Gündogan (44.) doch mit einer Führung in die Pause ging.

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In der zweiten Halbzeit erhöhten Kevin Großkreutz (59.) und erneut Lewandowski (70.) zum Endstand. Der Doppel-Torschütze war auch der überragender Spieler und stellte erneut unter Beweis, warum er den Vorzug erhält vor Mittelstürmer-Konkurrent Lucas Barrios, der erst in der 85. Minute eingewechselt wurde und angeblich mit einem Weggang liebäugelt.

Reaktionen:

Hans-Joachim Watzke (Geschäftsführer Borussia Dortmund) über einen möglichen Barrios-Weggang: "Wenn Lucas sagt, 'Ich will weg', dann muss man mit dem Spieler sprechen. Mir wär es am liebsten, wenn er bleibt."

Jürgen Klopp (Trainer Borussia Dortmund): "Es war ein intensives Spiel mit hohem Tempo. Die ausgeglichenste Partie, die wir in dieser Saison gewinnen konnten. Vor dem 2:1 habe ich mich selbst noch beschwert, weil der Linienrichter Abseits angezeigt hat. Diese Führung war wichtig für uns. Im zweiten Durchgang haben wir die uns bietenden Freiräume perfekt ausgenutzt."

Marcus Sorg (Trainer SC Freiburg): "Das Spiel ist so gelaufen, wie schon viele von uns in dieser Saison. Wir nutzen die erste Großchance nicht und geraten kurz darauf in Rückstand. Wenn ein Linienrichter vor dem 1:2 so mit der Fahne winkt, ist es schon erstaunlich, wenn nicht auf Abseits entschieden wird. Das war schwer zu verdauen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Für Dortmund beginnt der von der Gesichtsverletzung genesene Kehl für da Silva. Bei Freiburg werden zwei Änderungen notiert: Caligiuri und Ferati ersetzen Butscher und den gesperrten Schuster. Krmas trägt als Ersatz-Ersatz-Kapitän erstmals die Kapitänsbinde des SC.

4.: Klasse Aktion von Caligiuri, der halbrechts mit Tempo Richtung BVB-Strafraum zieht und dabei mehrere Dortmunder stehen lässt. Dann steckt Caligiuri auf Cisse zu, dessen Schuss abgeblockt wird. So kommt der Ball zu Putsila, der aus 15 Metern zentral alles frei vor sich hat, den Ball aber flach am linken Pfosten vorbei setzt.

7., 0:1, Lewandowski: Kagawa hat im Mittelfeld Platz und spielt Doppelpass mit Gündogan, der den Japaner den Ball in den Lauf legt. Kagawa passt im Strafraum wunderbar aus halblinker Position quer auf Lewandowski, der aus wenigen Metern nur noch einschieben muss. Starke Kombination, schwache Freiburger Abwehrarbeit.

34., 1:1, Rosenthal: Rosenthal und Putsila hebeln zusammen sechs Dortmunder aus: Rosenthal auf Putsila, der den Ball mit dem Rücken zum Tor an der Strafraumgrenze abschirmt und erneut auf Rosenthal passt. Der geht mit Tempo noch zwei, drei Schritte und schiebt an Weidenfeller vorbei.

37.: Bilderbuch-Konter des SC: Großkreutz mit dem Fehlpass, Schmid zündet den Turbo, sprintet den halben Platz runter und sieht Cisse auf der anderen Seite. Perfekter Diagonalpass über 35 Meter in den Lauf von Cisse, dessen Direktabnahme aus 15 Metern geht jedoch links vorbei.

44., 1:2, Gündogan: Dieses Tor sorgt für erhitzte Gemüter! Getümmel am Mittelkreis, Rosenthal will einen Rückpass auf Baumann spielen. Der Ball jedoch wird von Krmas so abgelenkt, dass der Ball bei Kuba landet. Der Schiri-Assistent will eine Abseitsstellung des Polen gesehen haben, obwohl der Ball von einem Freiburger kam, und hebt die Fahne. Alle Freiburger hören auf zu spielen, dabei lässt Schiri Perl richterweise laufen. Kuba geht alleine in den Strafraum und legt von halbrechts an Baumann vorbei quer auf Gündogan, der nur den Fuß hinzuhalten hat.

59., 1:3, Großkreutz: Konter BVB, Kagawa schickt Lewandowski steil. Der Pole geht halblinks in den Strafraum, bricht ab und legt nach hinten zurück. Dort kommt Großkreutz und schlenzt den Ball aus 18 Metern halbhoch ins lange Eck. Tolles Tor!

70., 1:4, Lewandowksi: Gündogan erobert den Ball im Mittelfeld und dann geht es ganz schnell. Kagawa schickt Großkreutz mit dem Außenrist in die Gasse. Lewandowski läuft mit und wird bedient. Der Pole schiebt den Ball ohne Probleme ein - sein zwölfter Saison-Treffer!

Fazit: Ein Spiel, dessen Geschichte durch das Ergebnis erzählt wird. Das 1:4 spiegelt das Kräfteverhältnis exakt wieder.

Der Star des Spiels: Robert Lewandowski. Es gab einige Gewinner beim BVB: Kagawa, Kuba und vor allem Gündogan beendeten eine sonst durchwachsene oder schwache Hinrunde mit einer guten Leistung. Der Beste war jedoch mal wieder Lewandowski: Der Pole erzielte in abgeklärter Art zwei Tore, bereitete ein weiteres vor und entschied bis zur 60. Minute jeden zweiten Zweikampf für sich, bevor er etwas nachließ (am Ende: acht von 23 gewonnen). In der Form ist für Barrios kein Vorbeikommen.

Der Flop des Spiels: Felipe Santana. Sonst das Synonym für Zuverlässigkeit, in Freiburg jedoch zeigte der Brasilianer seine schwächste Saisonleistung. Er verlor fünf seiner ersten sechs Zweikämpfe und wirkte wie Nebenmann Hummels seltsam passiv, so wie vor Freiburgs 1:1. Während Hummels zumindest mit teils überragenden Pässen aus der Abwehr heraus mehrere Angriffe einleitete, war Santana auch als Passgeber ein Risiko. Nach 71 Minuten und nur vier von zehn gewonnenen Zweikämpfen kam die verletzungsbedingte Auswechslung.

Der Schiedsrichter: Günter Perl. Schwer zu leitende Partie, weil seinem Assistenten bei der Bewertung von Abseitssituationen kolossale Fehler unterliefen. In der 32. Minute wurde Lewandowski eine Großchance abgepfiffen, obwohl er klar nicht im Abseits stand. Bei Dortmunds 2:1 hob der Assistent ebenfalls die Fahne - doch diesmal ließ Perl die Partie korrekt laufen, was wiederum die Freiburger verärgerte.

Analyse: Auch wenn der Freiburger Fußball auch gegen Dortmund nett anzusehen war und eine Niederlage gegen den amtierenden Meister zu entschuldigen ist: Die Defizite sind allzu offensichtlich.

Die mangelhafte Chancenverwertung ist ein bekanntes Übel, doch das kollektive Versagen beim 1:2, als Freiburg in Erwartung eines Abseitspfiffs einfach zu spielen aufhörte, offenbarte die Naivität der Mannschaft.

Dass Freiburg zum Ausgleich und weitere gute Chancen kam, war vor allem mit der Nachlässigkeit der Dortmunder Innenverteidigung zu erklären. Ansonsten verkam der Freiburger Ballbesitz (52.3 Prozent) zum wirkungslosen Rumgeschiebe. Überdeutlich wurde es in der 27. Minute, als der SC im BVB-Strafraum fast zehn Sekunden den Ball hatte - aber nichts außer ein letzter Pass ins Nichts herauskam.

Die letzten 25 Minuten verliefen derart einseitig, dass Dortmunds Trainer Jürgen Klopp die Muße zum Experimentieren hatte: So spielte plötzlich Owomoyela neben Hummels in der Innenverteidigung.

Freiburg - Dortmund: Daten zum Spiel

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