Mia-san-mia in kleinen Mengen

Von Thomas Gaber
Endlich mal Grund zu jubeln: Die Bayern nach Riberys Siegtor in Freiburg
© Getty

Endlich mal Glück gehabt - so lautete das Fazit von Bayern-Trainer Louis van Gaal nach dem 2:1-Sieg in Freiburg.  Der FC Bayern hat seinen Charaktertest bestanden, obwohl es lange nicht danach aussah.

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Reaktionen:

Louis van Gaal (Trainer FC Bayern): "Wir haben Glück gehabt, in der ersten Halbzeit nicht in Rückstand zu geraten. Da haben wir nicht gut gespielt. In der zweiten Halbzeit haben wir es dann anders gemacht und konnten letztendlich ein wenig glücklich gewinnen. Aufgrund der zweiten Halbzeit denke ich aber, dass der Sieg mehr als verdient ist. Meine Spieler haben bis zum Schluss gekämpft."

Robin Dutt (Trainer Freiburg): "In der ersten Halbzeit haben wir uns für eine mutige Spielweise entschieden. Die Jungs haben das richtig klasse gemacht. Das war mit die beste Halbzeit in diesem Jahr. In der zweiten Hälfte waren die Bayern besser; sie hatten viel mehr Spielanteile und große Chancen. Am Ende hat die Qualität von Ribery in einer Einzelaktion den Ausschlag gegeben."

Philipp Lahm (FC Bayern): "Wir wussten, dass es nach dem Nackenschlag gegen Inter schwer wird. In der zweiten Halbzeit haben wir gut gespielt, viele Torchancen erarbeitet und am Schluss verdient gewonnen. Man muss nicht immer schön spielen. Wir brauchen Erfolg, brauchen immer die drei Punkte, dann werden wir am Ende auch die Champions League erreichen. Wir haben in dieser Saison schon so viele Spiele gehabt, in denen wir besser waren, aber verloren haben. Heute hatten wir am Ende das Glück, das späte Tor zu machen."

Analyse: Ribery rettet wackelige Bayern

Nachbetrachtung:

Es war ein Charaktertest für den FC Bayern. Vier Tage nach dem als unerträglich und ungerecht empfundenen Aus in der Champions League gegen Inter Mailand ging es zum SC Freiburg. Kleines, enges Stadion, dazu ein Gegner, der tabellarisch jenseits von Gut und Böse steht und ohne Erfolgsdruck zum Spiel des Jahres antreten kann.

Philipp Lahm hatte am Donnerstag öffentlich von einem Motivationsleck gesprochen. Eine fragwürdige Einstellung, immerhin galt das Freiburg-Spiel als Decider für den Schlussakkord einer verkorksten Saison. Schließlich wollen die Bayern die Strafrunde Europa League nach den vielen Fehlschüssen der letzten Wochen tunlichst vermeiden.

Der Auftritt der Münchner in der ersten Halbzeit ließ jeglichen guten Willen vermissen. Die Bayern schlichen über den Platz als wollten sie nicht mal einen Jux-Kick im englischen Garten gewinnen. Ein maßlos enttäuschender Auftritt von hinten bis vorne mit einer überforderten Viererkette, in der nur der lange verschmähte Daniel van Buyten Normalform erreichte.

Charaktertest bestanden - gerade so

Der zuletzt stänkernde Arjen Robben musste das Feld nach einer halben Stunde wegen einer Adduktorenzerrung verlassen, war bis dahin aber auch nicht sonderlich aufgefallen.

Dass die Bayern nicht mit einem 1:3- oder 1:4-Rückstand in die Pause gingen, war eigentlich unerklärlich, aber vielleicht ein wenig ausgleichende Gerechtigkeit für das Fahrkartenschießen gegen Inter.

In der zweiten Halbzeit zeigten die Bayern, dass ihnen die Champions League doch lieber ist als die unterklassige Europa League. Gut gespielt haben sie nicht, aber immerhin war wieder mal ein klein bisschen Mia-san-mia erkennbar.

Den Charaktertest haben die Bayern in Freiburg bestanden, wenn auch nur mit Mühe. Die Münchner sind weiterhin Vierter (Europa League), Platz drei (Champions League) bleibt in Reichweite und am nächsten Spieltag könnte es bereits so weit sein: Die Bayern empfangen den Letzten Gladbach, Hannover spielt beim Ersten Dortmund.

Der SC Freiburg läuft dagegen Gefahr, eine gute Saison in den letzten Wochen zu verspielen. Das 1:2 war die vierte Niederlage in Folge und kommende Woche könnte sich eine wesentliche Personalie zu Ungusten der Freiburger entwickeln.

Am Montag wird Jupp Heynckes aller Voraussicht nach sein Ende als Trainer von Bayer Leverkusen zum Saisonende bekanntgeben. Robin Dutt soll sein Nachfolger werden. Für Freiburg wäre es wichtig, dass früh Klarheit herrscht. Für die Mannschaft geht es um die Rettung der Saison. Insofern hat Freiburg mit den Bayern etwas gemeinsam.

Freiburg - Bayern: Daten zum Spiel