Schaefer und die "ärmsten Säue"

SID
Frank Schaefer ist seit zwei Wochen Cheftrainer beim 1. FC Köln
© Getty

Im dritten Pflichtspiel unter Frank Schaefer hat der 1. FC Köln erstmals verloren. Für den Trainerneuling, der auf Bewährung arbeitet, war es auch eine persönliche Niederlage.

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Frank Schaefer blickte auf den Statistikzettel und schüttelte den Kopf. In der Rubrik "gewonnene Zweikämpfe am Ball" stand dort: 1. FC Nürnberg 56 Prozent, 1. FC Köln 44 Prozent.

"Wir haben in der ersten Halbzeit keine Gelbe Karte gesehen, waren nicht aggressiv genug. Das hatte nichts mit Abstiegskampf zu tun", sagte der FC-Trainer. Seine Mannschaft hatte die Begegnung bereits in den ersten 45 Minuten verloren, 1:2 stand es zur Pause. Am Ende hieß es 1:3 - der FC kommt auch unter Schaefer nicht unten raus.

Erste Niederlage im dritten Spiel

Für den neuen Mann war es die erste Niederlage nach zwei Siegen in seinen ersten beiden Pflichtspielen als Kölner Chefcoach. Und es war auch eine sehr persönliche Niederlage für Schaefer, der beim FC fürs Erste nur auf Bewährung arbeitet. "Damit kann ich sehr gut leben", sagte er über seinen Status. Doch es war ihm anzusehen, wie das in ihm arbeitet. "Enttäuscht" sei er über das 1:3, meinte Schaefer, vor allem aber über das Auftreten seiner Elf in Halbzeit eins.

Der gebürtige Kölner Jens Hegeler, der im defensiven Mittelfeld überragte, hatte den 1. FCN früh in Führung gebracht (11.). Und trotz des 1:1 von Pedro Geromel (16.) übernahm Nürnberg bald wieder das Kommando.

Ilkay Gündogan belohnte das mit seinem vierten Saisontreffer (43.). Julian Schieber machte in der 90. Minute mit seinem dritten Saisontor alles klar. "Wir haben in der ersten Halbzeit Tendenzen und Verhaltensweisen gezeigt, die ich nicht sehen will", sagte Schaefer über die mangelnde Aggressivität im Zweikampf, und "auch die Körpersprache hat mir nicht gefallen", betonte er.

Andere Rolle für Podolski

Auch Lukas Podolski gab zu, "dass wir nicht das gezeigt haben, was uns gegen Hamburg und im Pokal gegen 1860 München stark gemacht hat". Der Nationalspieler selbst enttäuschte, gab erst in der Nachspielzeit seinen einzigen Torschuss ab.

Er durfte sich mit der Einweihung der "Lukas-Podolski-Anlage", dem von ihm in seinem Heimatort Bergheim finanzierten Sportplatz, auf einen netteren Sonntag freuen. Außerdem wird es ihm gut getan haben, dass ihn Schaefer in Schutz nahm. "Lukas hat eine andere Rolle gespielt als sonst, tiefer", sagte der Coach.

Schaefer sieht "eine Reaktion"

Schaefer ärgerte sich stattdessen über die Defensivarbeit. "Speziell beim zweiten Tor haben wir uns falsch verhalten. Wenn dann die hinten in Unterzahl stehen, sind sie die ärmsten Säue." Diese gelte es nun aufzubauen.

"Wir müssen auch mental arbeiten", sagte er - und fing gleich damit an: "Wichtig ist mir, dass jetzt nicht alles zerfällt, nicht alles negativ gesehen wird. In der zweiten Hälfte habe ich eine Reaktion gesehen. Die Mannschaft reagiert auf den Weg, den wir vorgeben. Aber sie ist eben noch störanfällig."

Diese Anfälligkeit gelte es bis zum Samstag und dem Derby gegen Borussia Mönchengladbach abzustellen. "Die Mannschaft lebt. Wir wollen nächste Woche einen Dreier gegen Gladbach holen, um das zu beweisen", sagte Adam Matuschyk.

Bader froh über kein Messer an der Kehle

Richtig viel Leben ist derzeit im Team des 1. FC Nürnberg. 18 Punkte aus elf Spielen - angesichts dieser starken Bilanz sangen die Fans von "Europapokal, Europapokal".

"Es ist schön, dass wir mal nicht das Messer an der Kehle haben. Aber wir vergessen nicht, wo wir herkommen. Wir werden hier nicht fürs Träumen bezahlt, sondern für realistische Einschätzungen", sagte Manager Martin Bader.

Realistisch sei es, "im Abstiegskampf zu bestehen und dabei auch Fußball zu spielen", meinte er. Auch Trainer Dieter Hecking registrierte mit Genugtuung den Fortschritt, dass "wir sehr, sehr stabil sind".

Mit dieser Stabilität soll am kommenden Sonntag auch Bayern München beeindruckt werden. "Macht euch in München unsterblich", forderten die Club-Fans auf einem Transparent.

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