Herthas Heim-Versager auf Tasmanias Spuren

SID
Leidgeprüft: Diese Hertha-Fans hatten keinen Grund zum Jubeln
© Getty

Als der Stuttgarter Nationalstürmer Cacau im Olympiastadion mit seinem goldenen Schuss mitten ins Herz von Hertha BSC traf, machte sich nur einen Steinwurf entfernt in der Waldbühne unter den treuesten der Berliner Fans blankes Entsetzen breit.

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Nach dem 0:1 (0:0) gegen den VfB, dem wohl ungewöhnlichsten Heimspiel seiner Vereinsgeschichte mit gleich zwei Schauplätzen, ist der Tabellenletzte dem peinlichen Negativ-Rekord von Tasmania Berlin näher als dem Klassenerhalt.

Sollte Hertha in zwei Wochen gegen Schalke 04 auch sein 15. Heimspiel in Folge nicht gewinnen, würde man mit dem Erfolglos-Klub schlechthin gleichziehen.

Doch weder diese erschreckende Aussicht noch die fünf Punkte Abstand auf Relegationsplatz 16 konnten die Berliner von ihren Durchhalteparolen abhalten.

"Wir geben uns auch nach dieser Niederlage nicht auf", sagte Trainer Friedhelm Funkel. Auch Manager Michael Preetz meinte trotzig: "Hier ist gar nichts aussichtlos. Wir werden wieder aufstehen."

Acht Monate ohne Heimsieg

Antworten auf die entscheidende Frage, warum das Team, das auswärts zuletzt bei Meister VfL Wolfsburg (5:1) und dem 1. FC Köln (3:0) geglänzt hatte, seit dem 1:0 zum Saisonauftakt gegen Hannover 96 vor acht Monaten zu Hause in schöner Regelmäßigkeit versagt, blieben die Berliner schuldig.

Auch die Hoffnung, die Mannschaft würde wegen des Teil-Ausschlusses ihrer Fans gegen Stuttgart ihr Auswärts-Gesicht präsentieren, zerschlug sich schnell.

Als Strafe wegen der Ausschreitungen vor einem Monat gegen den 1. FC Nürnberg (1:2), als etwa 150 Randalierer den Stadion-Innenraum gestürmt und dort gewütet hatten, durfte Hertha nur 25.000 Tickets an seine Anhänger verkaufen und musste den Ostblock komplett sperren.

Etwa 7500 ausgesperrte Fans versammelten sich stattdessen in der Waldbühne zum Public Viewing.

"Das war kein Grund für die Niederlage. Diejenigen, die hier waren, haben uns toll unterstützt", sagte Mittelfeldspieler Fabian Lustenberger.

Stimmungs-Boykott im VfB-Block

Da auch die Gästefans in den ersten 15 Minuten einen Stimmungs-Boykott durchführten, um gegen die ihrer Meinung nach zu harten Sanktionen gegen Fans zu protestieren, herrschte eine seltsame Stimmung unter den 26.851 Zuschauern.

"Ich hätte mir zwar gewünscht, dass sie uns von Beginn an unterstützen, aber ich akzeptiere die Meinung der Fans", sagte VfB-Sportvorstand Horst Heldt.

Die Stuttgarter haben derzeit ohnehin wenig Grund zum Meckern. Das Team ist nach dem vierten Sieg in Folge die Mannschaft der Stunde und auf dem besten Weg in die Europa League.

Ein Extra-Lob hatte Trainer Christian Gross für Matchwinner Cacau parat, der mit seinem abgefälschten Schuss in der 74. Minute bereits sein sechstes Tor gegen Hertha erzielte und den ersten Sieg in Berlin seit 19 Jahren perfekt machte: "Mit seiner Hereinnahme kam mehr Leben in unser Spiel."

Cacau akzeptierte Joker-Rolle

Der Nationalstürmer, der 17 Minuten vor seinem Siegtreffer eingewechselt wurde, akzeptierte seine Reservistenrolle ohne Murren.

"Das war kein Problem für mich", sagte Cacau: "Ich war im Spiel davor gesperrt und konnte wegen Problemen am Sprunggelenk nicht richtig trainieren."

Seine Zukunft ließ der 29-Jährige, der den VfB am Saisonende verlässt, weiter offen.

Zuletzt kam das Gerücht auf, neben Schalke, Wolfsburg und Hoffenheim prüfe auch der AC Mailand eine Verpflichtung des ablösefreien Angreifers.

"Es wird so viel spekuliert, aber ich weiß es wirklich noch nicht", sagte Cacau.

Hertha - Stuttgart: Daten zum Spiel