Stuttgart stürmt die Münchner Arena

Von Für SPOX in der Allianz Arena: Thomas Gaber/Florian Bogner
Ciprian Marica (vorne) erzielte gegen Bayern München den Siegtreffer für den VfB Stuttgart
© Getty

Der FC Bayern München hat am 28. Bundesliga-Spieltag beim 1:2 (1:1) gegen den VfB Stuttgart die erste Heimniederlage der Saison kassiert und muss vor dem Champions-League-Viertelfinale um Arjen Robben bangen.

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Ivica Olic brachte die Mannschaft von Trainer Louis van Gaal in Führung (32.). Christian Träsch (42.) und Ciprian Marica (50.) drehten die Partie zugunsten der Schwaben, die erstmals seit 1999 (1:0) wieder in München gewannen.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bayern ohne Ribery und Robben. Beide werden für Manchester geschont, Robben hat zusätzlich eine leichte Wadenverhärtung. Pranjic spielt links, Müller rechts.

Beim VfB bleibt Marica im Team, Pogrebnjak muss für Cacau weichen. VfB-Coach Gross verzichtet zudem auf Tasci und Kuzmanovic. Boulahrouz verteidigt links, Träsch spielt neben Khedira auf der Doppel-Sechs.

24.: Erste gute Torchance! Bayern am Sechzehner nicht konsequent. Hleb legt quer auf Khedira, der zieht aus 20 Metern mit rechts Richtung linkes Eck ab. Butt pariert stark zur Seite. Marica setzt nach, verheddert sich aber in Lahms Beinen. Abstoß.

26.: Die Antwort der Bayern. Ecke Badstuber von rechts mit Zug zum Tor. Viel Betrieb vor Lehmann, der kommt nicht ran - Klose köpft in Bedrängnis links am Kasten vorbei.

29.: Van Buyten spielt den öffnenden Ball links raus und startet gleich mal durch. Pranjic flankt flach an den Fünfer. Van Buyten ist am kurzen Pfosten mit dem langen Bein da - Außennetz!

32., 1:0, Olic: Aus dem Nichts, aber schön gespielt. Contento links raus auf Pranjic. Boulahrouz und Gebhart schauen nur zu. Flanke flach an den Fünfer, Olic ringt sich an Niedermeier vorbei und knallt den Ball direkt über Lehmanns Scheitel ins Netz. Achtes Saisontor!

39.: Schlimmer Fehler von Schweinsteiger! Der will den Ball Cacau vom Fuß nehmen, spielt ihn aber direkt in den Lauf von Marica. Der läuft von halbrechts aufs Tor zu, zögert aber, wird von van Buyten angerempelt und verzieht seinen Abschluss aus 14 Metern auf die Tribüne. Da war mehr drin!

42., 1:1 Träsch: Müller verweigert rechts den Zweikampf gegen Cacau im Mittelfeld. Der legt quer auf Träsch. Träsch zieht aus 25 Metern ungehindert ab, Badstuber hält den Rücken hin und fälscht den Ball gegen die Laufrichtung von Butt ins eigene Netz ab. Drittes Saisontor.

Halbzeit-Fazit: Gerechtes Remis. Die Partie kam schwer in Fahrt: Die Bayern waren müde, der VfB traute sich nicht so recht. Nach Olic' Tor gab's eine kurzweilige letzte Viertelstunde.

46.: Doppelwechsel bei Bayern. Robben und Ribery kommen für Pranjic und Olic. Müller rückt in die Mitte, leicht versetzt hinter Klose. Van Gaal nimmt den Torschützen und den Vorlagengeber aus dem Spiel...

50., 1:2, Marica: Nach einer Ecke fliegt der Ball links im Bayern-Strafraum wie eine Flipperkugel rum. Cacau bekommt ihn dann, flankt von der Torauslinie eine echte Bogenlampe an den langen Pfosten, wo Marica nur noch den Schädel hinhält. Sechstes Saisontor!

62.: Riesenchance für Klose! Lahm hinterläuft Robben und flankt dann aus dem Lauf halbhoch an den Fünfer. Klose spritzt in den Ball, bekommt ihn genau auf die Stirn, köpft aber aus vier Metern (!) genau Lehmann an.

78.: Van Buyten verliert an der Außenlinie den Zweikampf gegen Pogrebnjak. Cacau gibt in die Mitte auf Kuzmanovic. Der wackelt zwei Bayern aus und zieht mit links ab - Zentimeter am rechten Pfosten vorbei...

Fazit: Am Ende kraftlose Bayern verlieren verdient gegen vor allem in der zweiten Halbzeit bärenstarke Stuttgarter.

Der Star des Spiels: Christian Träsch. Der Stuttgarter war der überragende Spieler auf dem Platz. Verdammt hartnäckig im Zweikampf, sicher im Passspiel und Torschütze. Träsch half Boulahrouz beim Kaltstellen von Ribery, ließ das Zentrum aber nie aus den Augen. Die Eingewöhnung auf Kuzmanovic nach Khediras verletzungsbedingter Auswechslung klappte problemlos.

Die Gurke des Spiels: Miroslav Klose. Der Nationalstürmer ist nach wie vor weit entfernt von seiner Bestform. Fand keine Bindung zu den Mitspielern, verstolperte viele Bälle und vergab nach einer Robben-Flanke die Großchance zum Ausgleich (62.). Olic auf dem Feld zu lassen und dafür Klose runterzunehmen, wäre schlauer gewesen...

Die Pfeife des Spiels: Florian Meyer. Besonnene Leistung des erfahrenen Schiedsrichters mit kleinen Fehlern. Klare Regelauslegung, mitunter aber bei der Zweikampfbeurteilung zu kleinlich.

Die Lehren des Spiels: Der Kraftakt im DFB-Pokal auf Schalke steckte den Bayern anfangs in den Beinen. "Safety first" lautete die Devise, ohne Robben und Ribery war schnelles Flügelspiel nicht möglich. Der VfB machte das Zentrum dicht, die Bayern spielten den Ball mehr quer als vertikal oder versuchten es mit langem Hafer.

Wenn was nach vorne ging, dann über die linke Seite, von der Pranjic den einen oder anderen gefährlichen Ball in die Mitte brachte und so auch Olic' Führungstor vorbereitete. Als Robben und Ribery nach der Pause kamen, erwarteten die 69.000 Zuschauer einen Sturmlauf der Bayern.

Doch der VfB drehte den Spieß einfach um und ergriff selbst die Initiative. Stuttgart war deutlich aggressiver als zu Spielbeginn. Hleb und Gebhart unterstützten Boulahrouz und Molinaro bei der Verteidigung von Robben und Ribery, Träsch und Kuzmanovic liefen die Löcher in der Mitte zu.

Den Bayern fehlte die körperliche und geistige Frische für einen erneuten Kraftakt. Auch van Gaals Maßnahme, van Buyten in den letzten zehn Minuten in den Sturm zu stellen, brachte nichts. Die erste Heimniederlage der Bundesliga-Saison kommt zur Unzeit.

Robben erlitt in der Schlussphase zudem nach einem Sprint eine Zerrung in der linken Wade und droht am Dienstag auszufallen. "Es wird schwierig", meinte van Gaal. Dann schlägt Manchester United in München auf. Zuletzt verspielten die Bayern zu Hause eine 1:0-Führung in der Saison 2006/07 gegen den Hamburger SV. Auch damals gab's ein 1:2.

Bayern - Stuttgart: Daten zum Spiel