Özils Traumtor reicht nicht

Von Stefan Rommel / Marcus Giebel
Tim Wiese (r.) sah beim Gegentor gegen Dortmund nicht gut aus, zeigte aber zwei starke Paraden
© Getty

Werder Bremen musste am 12. Spieltag der Bundesliga einen weiteren Dämpfer im Kampf um die Spitze hinnehmen. Eine Woche nach dem glücklichen Punktgewinn in Nürnberg kam Bremen auch gegen Borussia Dortmund vor heimischer Kulisse über ein mageres 1:1 (1:0) nicht hinaus und verpasste es damit, noch näher an Tabellenführer Bayer Leverkusen heranzurücken.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Vor 34.906 Zuschauern im ausverkauften Bremer Weserstadion erzielte Mesut Özil in der ersten Halbzeit die Bremer Führung (36.), die Lucas Barrios zu Beginn der zweiten Halbzeit zum Punktgewinn für den BVB egalisierte.

"Wir haben in der zweiten Halbzeit aufgehört zu kämpfen", kritisierte Werders Keeper Tim Wiese. Etwas positiver sah es sein Coach Thomas Schaaf: "Es war ein super Spiel, es ging hoch und runter. Keiner hat sich geschont, es war alles dabei."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Werder im Vergleich zum EL-Spiel gegen Wien ohne Niemeyer und Pasanen. Beide sitzen auf der Bank und werden durch Boenisch bzw. Almeida ersetzt. Bremen also wieder im 4-4-2, mit Marin als hängender Spitze neben dem Portugiesen. Frings und Pizarro fehlen weiter verletzungsbedingt.

Beim BVB fehlen Bender (Muskelfaserriss) und Tinga (Adduktorenprobleme), Sahin (Grippe) und Dede (Gehirnerschütterung) sind dagegen rechtzeitig fit. Also nur eine Umstellung im Vergleich zur Vorwoche: Für Bender rückt Hummels ins defensive Mittelfeld und Santana dafür ins Abwehrzentrum.

2.: Hunt kommt über die linke Seite und flank auf Almeida. Der legt per Kopf zurück. Borowski säbelt am Ball vorbei. Dann kommt Özil. Doch sein Rechtsschuss aus 14 Metern ist zu schwach. Weidenfeller ist schnell unten.

6.: Böser Fehlpass von Borowski in der Vorwärtsbewegung. Hummels schnell steil auf Valdez, der aus halblinker Position aber verzieht.

36., 1:0, Özil: Hunt setzt sich auf rechts gegen Santana und Dede durch. Er legt sich den Ball auf links und flankt zurück auf die Strafraumgrenze. Özil nimmt die Kugel direkt mit der Innenseite und schiebt aus 15 Metern ins rechte Eck ein. Traumtor!

43.: Ecke von Marin von der linken Seite. Sie wird von Barrios verlängert. Am langen Pfosten versucht es Almeida spektakulär per Seitfallzieher, Mertesacker lenkt die Kugel in Richtung Tor, doch am Pfosten rettet Zidan.

45.: Freistoß BVB, ca. 20 Meter Torentfernung. Sahin zieht die Kugel auf das rechte obere Toreck, Wiese mit guter Parade zur Ecke.

Halbzeit-Fazit: Bremen überzeugt keinesfalls, führt aber auf Grund der größeren Spielanteile durchaus verdient.

47.: Almeida ist schneller als Subotic und gibt den Ball von links in den Strafraum auf Marin. Der muss die Kugel direkt nehmen. Doch er stoppt den Ball und Santana geht dazwischen.

54., 1:1, Barrios: Mertesacker wehrt eine Flanke in höchster Not zu kurz ab. Valdez nimmt den Ball aus 14 Metern direkt. Wiese sieht nicht gut aus und lässt nach vorne abprallen. Barrios ist da und schiebt aus drei Metern ein.

56.: Doppelchance Werder: Özil fummelt im Strafraum zu viel und erkämpft nur eine Ecke. Diese köpft Naldo aufs Tor, bekommt aber nicht genug Druck hinter die Kugel. Weidenfeller ist da.

68.: Subotic kommt nach einer Sahin-Ecke am hinteren Fünfereck an den Ball und semmelt drüber.

81.: Valdez ganz allein vor Wiese, doch der Keeper rettet gegen den Schuss aus 16 Metern mit der linken Hand.

Fazit: Völlig verdienter Punktgewinn für den BVB, der in der zweiten Halbzeit dem Sieg deutlich näher war als Bremen.

Der Star des Spiels: Mats Hummels durfte nach Benders Ausfall wieder einmal im zentralen defensiven Mittelfeld ran und machte seine Sache dort gegen die Werder-Spielgestalter Özil und Hunt außerordentlich gut. Hummels antizipierte gut, verschob mit Sahin geschickt und stellte so Spiel- und Passräume für die Bremer zu. Zudem fand er gelegentlich Zeit, gut in die Spitze einzulaufen - dabei wurde er aber zu oft von seinen Mitspielern übersehen.

Die Gurke des Spiels: Tim Borowski. In den letzten Wochen musste sich der Rückkehrer teilwiese unberechtigte Kritik gefallen lassen. Gegen den BVB aber lief die komplette Partie am Ex-Nationalspieler vorbei. Borowski bekam auf der Halbposition im rechten Mittelfeld nie Zugriff auf die Spielkontrolle, wirkte lethargisch und hatte im Prinzip keine einzig nennenswerte Szene.

Die Pfeife des Spiels: Manuel Gräfe hatte in einem anständigen und fairen Spiel keinerlei Probleme. Allerdings pfiff er den vermeintlichen Ausgleich von Barrios kurz vor dem 1:1 zu Unrecht wegen Abseits zurück. Weder Vorbereiter Kuba noch der Argentinier standen in dieser Szene in der verbotenen Zone. Dies fiel jedoch kaum ins Gewicht, da der BVB unmittelbar im Anschluss an diese Chance zum Treffer kam.

Die Lehren des Spiels: Bei Werder machen sich Konzentrations- und Konditionsmängel langsam bemerkbar. Bremen erlaubte sich viele einfache Ballverluste und fand nur sehr sporadisch zur gewohnten Sicherheit in seinem Spiel.

Zwar zeigte Bargfrede als Frings-Ersatz eine solide Vorstellung und auch Almeida an Stelle von Pizarro hatte ein paar Szenen - letztlich fehlten aber beide Führungsspieler in der entscheidenden Phase Mitte der zweiten Halbzeit, als Bremen das Spiel mehr und mehr entglitt und Dortmund immer stärker aufkam.

Im Kampf um die Meisterschaft fehlt es Werder noch an der nötigen Breite im Kader, so dass auch über einen längeren Zeitraum der eine oder andere Führungsspieler adäquat und ohne Substanzverlust ersetzt werden kann. Immerhin hielt Bremens Serie mit nunmehr 19 Pflichtspielen ohne Niederlage.

Dortmund stand defensiv über weite Strecken gut gestaffelt, Hummels und Sahin machten die Passswege in die Tiefe auf die rochierenden Almeida und Marin gut dicht. Allerdings offenbarten die Gäste im Umkehrspiel arge Defizite. Entweder fehlte das nötige Tempo oder die Genauigkeit in den Aktionen, um Bremen zu überrumpeln.

Hier seien besonders die beiden Außenverteidiger Owomoyela und Dede genannt, die entweder gar nicht (Dede) oder mit Abspielfehlern (Owomoyela) am Offensivspiel teilnahmen.

Immerhin: Torjäger Barrios führt seine famose Oktober-Serie mit fünf Pflichtspieltreffern in Folge auch im November fort und entwickelt sich immer mehr zur Lebensversicherung für Schwarz-Gelb.

Bremen - Dortmund: Daten zum Spiel