Alte Hasen, neuer Anlauf

Von Daniel Börlein
Bayer Leverkusen belegte im vergangenen Jahr in der Bundesliga Rang 9
© Getty

Wenige Tage vor dem Start der Bundesliga stellt SPOX alle 18 Klubs in der großen Vorschau-Serie vor - mit allen Transfers, Hintergründen und der Saison-Prognose. Diesmal: Bayer Leverkusen.

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Nun also Jupp Heynckes. Vor zwei Jahren war in Leverkusen für den gestandenen Bundesliga-Trainer Michael Skibbe Schluss, nachdem Bayer den europäischen Wettbewerb verpasst hatte.

In der letzten Saison versuchte man es dann mit dem jungen Bruno Labbadia, der sich seine Meriten vorher lediglich in Darmstadt und Fürth erworben hatte. Die Qualifikation für den Europapokal schaffte aber auch Labbadia nicht.

Nun hat Heynckes in Leverkusen das Kommando übernommen. Ein Mann also, der schon so ziemlich alles erlebt hat im Fußball und sich mit seinen ehemaligen Klubs nicht nur für europäische Wettbewerbe qualifiziert hat, sondern mit Real Madrid 1998 sogar die Champions League gewann.

Diese Siegermentalität will der 64-Jährige nun auch seinen Spielern einimpfen, denn das Ziel in Leverkusen ist ganz klar: "Wir wollen in den internationalen Wettbewerb", sagt Heynckes.

Das ist neu

In erster Linie natürlich der Trainer. "Heynckes ist das krasse Gegenteil von Labbadia", sagt U-21-Europameister Gonzalo Castro und erklärt: "Bei Labbadia waren die Einheiten sehr lang, er verlangte viel Laufbereitschaft. Bei Heynckes ist das Training kürzer, es geht dem neuen Trainer um Qualität durch volle Konzentration auf einen Trainingsschwerpunkt."

Neben Heynckes kam mit Sami Hyypiä ein weiterer Mann mit ganz viel Erfahrung. Der 35-jährige Finne, der aus Liverpool wechselte, soll die Innenverteidigung stabilisieren und Verantwortung übernehmen. (Der Kader von Bayer Leverkusen im Überblick).

Eren Derdiyok hingegen wurde aus Basel geholt, um vorne für Gefahr zu sorgen und die Tore zu machen, die Bayer durch die Verletzung von Patrick Helmes (Kreuzbandriss) abgehen. Der Schweizer Nationalspieler liefert sich mit dem aus Portsmouth zurückgekehrten Theofanis Gekas einen Kampf um den Platz neben Stefan Kießling im Bayer-Angriff.

Mit Stefan Reinartz (zuletzt an Nürnberg ausgeliehen) und Daniel Schwaab (Freiburg) kamen zwei weitere hoffnungsvolle Talente zur Mannschaft.

Was sich geändert hat im Vergleich zur letzten Rückrunde: Bayer darf seine Heimspiele wieder in Leverkusen austragen und muss nicht mehr in Düsseldorf ran. Die neue BayArena ist komplett umgebaut und bietet nun 30.500 Zuschauern Platz.

Die Taktik

Auch unter Heynckes behält Bayer seine offensive Grundausrichtung bei und spielt im 4-1-3-2. Vor der Abwehr agiert Kapitän Simon Rolfes (Alternativen: Reinartz und Zdebel) als einziger Sechser. Davor soll die Dreier-Reihe mit Renato Augusto, Kroos und Barnetta (oder Vidal) für Kreavität und spielerische Highlights sorgen.

Dazu will Heynckes, dass die Außenverteidiger immer wieder mit aufrücken, um im Mittelfeld Überzahl zu schaffen.

Besonders gefeilt hat Heynckes an der Defensivordnung seiner Elf. Während man unter Labbadia versucht hatte, den Gegner frühzeitig zu attackieren und permanent durch Pressing unter Druck zu setzen, zieht sich Leverkusen nun auch mal zurück und bemüht sich um defensive Stabilität.

Der Spieler im Fokus

Toni Kroos. Im vergangenen Winter vom FC Bayern ausgeliehen, hatte Kroos in der Rückrunde aufgrund von Verletzungen doch einige Probleme, in die Gänge zu kommen. Nun allerdings ist der 19-Jährige topfit.

Bei Heynckes genießt Kroos großes Vertrauen, darf auf seiner Lieblingsposition hinter den Spitzen ran und geht erstmals in seiner Karriere als Stammspieler in eine Bundesliga-Saison. Spannend wird sein, wie sich Kroos mit deutlich mehr Spielzeit entwickelt und ob er dauerhaft die starken Leistungen bringen kann, die man sich von ihm verspricht.

Das Interview

SPOX: Sie bildeten in der vergangenen Saison eines der besten deutschen Sturmduos der letzten Jahre. Was fehlt Bayer durch seinen Ausfall?

Stefan Kießling: Zuallererst fehlt uns natürlich ein Mann, der 21 Tore gemacht hat. So jemanden kann man eigentlich nur als Mannschaft kompensieren. Er war deshalb vor allem so wichtig für unser Spiel, weil er zu jeder Zeit gefährlich und immer für eine Überraschung gut ist.

SPOX: Warum fehlt er Ihnen persönlich?

Kießling: Wir haben uns auf dem Platz sehr gut verstanden und wir verstehen uns auch privat richtig gut. Deshalb fehlt er mir natürlich schon, und ich hoffe, dass er möglichst schnell zurückkommt.

Das ganze Interview mit Stefan Kießling zum Nachlesen!

Die Prognose

Kroos, Barnetta, Vidal, Renato Augusto - Leverkusen hat klasse Fußballer in seinen Reihen und wird auch in dieser Saison wieder zu den spielstärksten Teams der Liga zählen, keine Frage.

Dass spielerische Qualität allerdings nicht immer gleichbedeutend mit einem erfolgreichen Abschneiden ist, erlebte Bayer in den letzten beiden Jahren.

In dieser Saison soll sich das nun ändern. Dafür wurde der Kader gezielt und sinnvoll verstärkt - auch in der Breite. Für einen Platz in der Champions League wird's dennoch nicht reichen.

Behält man allerdings in Phasen, in denen es nicht so läuft, die Ruhe, und bleibt von weiteren Verletzungen bei Leistungsträgern verschont, ist ein Europa-League-Platz allemal drin.