Hamburg siegt dank Jansen-Doppelpack

Von Florian Bogner / Daniel Börlein
Marcell Jansen erzielt gegen Gonzalo Castro das 2:1 für den Hamburger SV
© Getty

Der Hamburger SV hat am 21. Spieltag der Bundesliga einen direkten Meisterschafts- konkurrenten besiegt und ist damit erstmals seit dem 8. Spieltag an die Tabellenspitze zurückgekehrt. Bei Bayer Leverkusen feierte das Team von Martin Jol dank eines Doppelpacks von Marcell Jansen einen 2:1 (1:1)-Auswärtssieg.

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Jansen, der abermals im linken Mittelfeld auflief, traf vor 40.000 Zuschauern in Düsseldorf nach 18 Minuten zur Führung und machte in der 67. Spielminute mit seinem zweiten Tor den vierten Auswärtssieg der Hanseaten perfekt.

Nationalstürmer Patrick Helmes hatte zwischenzeitlich mit seinem 16. Saisontor für den Ausgleich gesorgt (29.).

Durch den dritten Sieg im vierten Rückrundenspiel übernahm der HSV mit 42 Punkten die Tabellenführung vor Hoffenheim und Hertha BSC Berlin (40). Leverkusen verpasste durch die fünfte Heimniederlage den Sprung auf Platz vier.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Bei Leverkusen ist Vidal nach abgesessener Gelb-Rot-Sperre wieder dabei und ersetzt Zdebel. Hamburg weiter ohne den gesperrten Petric und so mit derselben Elf, die Bielefeld vor sieben Tagen 2:0 schlug.

18., 0:1, Jansen: Guerrero legt von rechts von der Grundlinie zurück auf Olic, der verpasst. Von hinten kommt Jansen angestürmt, lässt Rolfes aussteigen und trifft aus 15 Metern mit dem schwächeren rechten Fuß rechts unten. Stark gemacht, sein erstes Tor für den HSV.

23., Gelb für Castro: Jansen wühlt sich an der Mittellinie durch vier (!) Gegenspieler durch und wird von Castro mit zwei gestreckten Beinen gefällt. Hätte auch Rot sein können... So war's die fünfte Gelbe, er fehlt nächste Woche.

24.: Einwurf von links. Olic verlängert per Kopf auf Jarolim, der aus 16 Metern sofort abzieht und das 0:2 nur hauchdünn verfehlt.

29., 1:1, Helmes: Innenverteidiger Friedrich flankt von rechts nach innen. Helmes nimmt die Kugel aus elf Metern direkt und netzt unhaltbar ins kurze Eck ein. Starkes Tor, sein 16. in dieser Saison.

32.: Weltklasse-Pass von Augusto in die Gasse auf Vidal. Der Chilene steht zehn Meter vor dem Tor alleine vor Rost und legt quer, statt selbst zu schießen. Silva klärt.

44.: Gravgaard landet nach einem Luftkampf im gegnerischen Strafraum auf der linken Hand, kugelt sich den kleinen Finger aus. Benjamin kommt für ihn, Silva rückt in die Innenverteidung.

59.: Freistoß für Bayer, 20 Meter vor dem Tor, halblinke Position: Castro tippt an, Kadlec stoppt und Helmes wuchtet das Ding flach knapp rechts unten vorbei.

67., 1:2, Jansen: Olic flankt Sekunden nach einer vergebenen Chance von rechts nach innen. Guerrero leitet den Ball per Kopf an den zweiten Pfosten. Dort steht Jansen, der die Kugel volley mit links nimmt und aus acht Metern ins Netz hämmert. Sein erster Doppelpack in der Bundesliga!

85.: Olic geht von der Mittellinie alleine auf Adler zu und will den Bayer-Keeper mit einem Übersteiger düpieren. Doch Adler kriegt die Finger noch dran und klärt.

86., Gelb-Rot für Boateng: Der erst eingewechselte Hamburger grätscht an der Außenlinie gegen Kadlec und sieht dafür seine zweite Gelbe in 26 Minuten.

So lief das Spiel: Leverkusen mit dem besseren Beginn und vielen Standards, die die HSV-Abwehr allerdings vor keine großen Probleme stellten. Der HSV hielt nach gut 15 Minuten besser dagegen und kam mit der ersten Chance gleich zum Tor. Leverkusen im Anschluss leicht geschockt, Hamburg hätte erhöhen können. Leverkusen machte seinerseits aber ebenfalls mit der ersten brauchbaren Chance den Ausgleich und diktierte das Spiel in der Folge. Vidal ließ die Chance zur Führung allerdings kläglich liegen.

Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit war Leverkusen am Drücker, die zwei verletzungsbedingten Ausfälle in der HSV-Abwehr taten ihr Übriges. Die Gäste waren spielerisch allerdings kaum zu knacken, so mussten Standardsituationen herhalten. Die blieben allerdings ungenutzt. Aus der sicheren Defensive operierte der HSV dann meist mit langen Bällen, einer davon führte in der Folge zum 1:2. Leverkusen hatte sein Pulver verschossen, eine Schlussoffensive fand nicht mehr statt. Olic verpasste eine frühere Entscheidung.

Der Star des Spiels: Marcell Jansen. Der Ex-Bayer wurde schon oft gescholten, diesmal bewies der 23-Jährige, warum er zu Recht zum Kreis der Nationalmannschaft gehört. Jansen marschierte die linke Seite rauf und runter, war äußerst zweikampfstark und erzielte zudem noch sehenswert seine ersten beiden Tore für den HSV.

Die Gurke des Spiels: Arturo Vidal. Rechtfertigte seinen Vorzug vor Zdebel nach seiner Sperre nicht. Fahrig im Spielaufbau, dazu mit den üblichen überflüssigen Fouls im Mittelfeld und der obligatorischen Gelben Karte. Der Chilene steckt nach einer starken ersten Saison in der Formkrise - gut möglich, dass Labbadia demnächst wieder auf den erfahreneren Polen setzt.

Die Lehren des Spiels: Der Hamburger SV steht an der Bundesliga-Spitze - und das zu Recht. Mit herkömmlichen Mitteln schafft es der HSV Woche für Woche konstant Leistung abzurufen - ein Faustpfand im Kampf um die Meisterschaft und ein Vorteil gegenüber den inkonstanten Leverkusenern.

Die wurden nach dem 4:1 in Hoffenheim in den Himmel gelobt, konnten aber diesmal in keiner Phase an die starke Leistung der Vorwoche anknüpfen. Das Mittelfeld blieb spielerisch blass, Barnetta und Renato Augusto hatten nur einen durchschnittlichen bis schlechten Tag erwischt.

So rannten die Hausherren meist planlos an und bissen sich an einer starken HSV-Defensive die Zähne aus. Die könnte allerdings in Probleme kommen: Neben dem verletzten Reinhardt werden gegen Wolfsburg am kommenden Sonntag auch die gesperrten Boateng (Gelb-Rot) und Benjamin (5. Gelbe) fehlen. Auch Bayer hat ein Problem: In der nächsten Woche müssen Castro und Henrique (beide 5. Gelbe) in Hannover zusehen.

Leverkusen - Hamburg: Daten & Fakten