Leverkusen entzaubert Spitzenreiter Hoffenheim

Von Philipp Dornhegge/Stefan Rommel
Das frühe 0:2: Rolfes stochert gegen Hildebrand und versenkt aus drei Metern
© Getty

1899 Hoffenheim hat zum Auftakt des 20. Spieltags gegen Bayer Leverkusen eine bittere Niederlage hinnehmen müssen.

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Der Tabellenführer verlor in der heimischen Rhein-Neckar-Arena im Spitzenspiel gegen die Werkself klar mit 1:4 (1:3) und ist damit seine Spitzenposition spätestens am Samstagabend los, wenn entweder Bayern München oder Hertha BSC im zweiten Knaller des Spieltags an den Kraichgauern vorbeiziehen können.

Die Tore vor 30.150 Zuschauern erzielten Patrick Helmes (3./45.), Simon Rolfes (12.) und Gonzalo Castro (47.) für die Gäste, für Hoffenheim war lediglich Sejad Salihovic per Foulelfmeter erfolgreich (31.).

Für den Aufsteiger war es die erste Heimniederlage im elften Spiel, Leverkusen rückt durch den ersten Sieg der Rückrunde wieder enger an die Tabellenspitze ran.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Nilsson rutscht für Compper (Wadenprobleme) in die Innenverteidigung. Eduardo nach seiner Rot-Sperre wieder im Team, Teber dafür draußen. Auch Hildebrand nach überstandener Verletzung wieder für Haas im Tor.

Bei Bayer muss Sinkiewicz nach zwei schlechten Spielen auf die Bank. Henrique fängt für ihn in der Innenverteidigung an. Für den gesperrten Vidal soll Zdebel im Mittelfeld aufräumen.

3., 0:1, Helmes: Ibertsberger stellt sich auf der linken Seite gegen Augusto nicht gerade geschickt an. Der Brasilianer setzt sich problemlos durch und wird von Nilsson gestellt. Dadurch ist im Zentrum Helmes völlig frei, den punktgenauen Querpass setzt der Nationalspieler mit rechts aus 14 Metern unter die Latte.

12., 0:2, Rolfes: Freistoß in den Sechzehner. Nilsson rutscht weg. Helmes mit dem Pressschlag. Hildebrand taucht nach dem Ball, ist mit den Händen dran. Rolfes rutscht rein und stochert im Nachsetzen über die Linie. Knifflige Entscheidung.

30., Elfmeter für Hoffenheim: Kontersituation. Sanogo schickt Ba auf die Reise. Der ist einen Tick schneller am Ball als der übermotivierte Adler, der dem Stürmer klar die Beine wegzieht.

31., 1:2, Salihovic: Der Bosnier läuft an und zielt einfach in die Mitte. Adler fliegt nach links.

37.: Salihovic zwirbelt einen Freistoß aus 23 Metern schick über die Mauer, das Ding senkt sich noch leicht abgefälscht aufs Tornetz.

45., 1:3, Helmes: Toller Freistoßtrick von Bayer. Barnetta legt in den Rücken der Abwehr. Weis verstolpert, Helmes ist da und versenkt aus 14 Metern ins linke Eck.

47., 1:4, Castro: Ecke von links. Hildebrand kommt raus und bleibt auf halbem Weg stehen. Vorsah ist nicht bei Castro, der am ersten Pfosten locker einköpft.

71.: Helmes zieht aus 20 Metern mit links sofort ab. Der Ball streicht hauchdünn am rechten Pfosten vorbei.

So lief das Spiel: Bayer sprichwörtlich vom Anpfiff an hellwach und nach 144 Sekunden schon in Führung. Leverkusen wirkte immer einen Tick gedankenschneller und bekam extrem viele zweite Bälle. Der zweite Schock für Hoffenheim folgte mit dem umstrittenen 0:2 nach nicht einmal einer Viertelstunde.

Die Gastgeber danach aggressiver und kamen besser ins Spiel, waren in ihren Aktionen aber zu hektisch. Große Chancen gab es für den Tabellenführer deshalb nicht. Leverkusen nutzte den sich bietenden Freiraum zum breit angelegten, schnellen Konterspiel. So entwickelte sich ein flottes Spitzenspiel mit hohem Tempo, das durch den etwas überraschenden Anschlusstreffer an Intensität gewann.

Die beiden Leverkusener Treffer kurz vor und nach der Pause waren der Genickschlag, von dem sich Hoffenheim nicht mehr erholen konnte. In der Folge plätscherte das Spiel bis zum Schlusspfiff nur noch so dahin.


Der Star des Spiels: Leverkusens Kaltschnäuzigkeit in der Chancenverwertung. Bis zum 1:4 war jeder Schuss ein Treffer und die Werkself die reinste Ausgeburt an Effektivität. Selten hat eine Mannschaft einen amtierenden Tabellenführer derart kalt erwischt.

Die Gurke des Spiels: Die Hoffenheimer Konzentrationsmängel. Selbst gegen eine unterdurchschnittliche Zweitligamannschaft hätte der Noch-Tabellenführer an diesem Tag keine Chance gehabt. Dafür leisteten sich die Rangnick-Schützlinge viel zu viele individuelle Fehler und wurden wie schon im Hinspiel in Leverkusen dafür gnadenlos bestraft.

Namentliche Erwähnung dürfen hier finden: Andreas Ibertsberger (0:1), Per Nilsson (0:2), Tobias Weis (1:3), Timo Hildebrand/Isaac Vorsah (1:4).

Die Lehren des Spiels: Hoffenheims Angriffsmaschine stockt auch im dritten Spiel nach der Winterpause. Das 4-4-2 mit zwei lupenreinen Stürmern funktioniert nicht glatt, auch die Umstellung mit Obasi als drittem Angreifer brachte nicht den nötigen Druck.

Hoffenheim servierte den Gästen jedes einzelne Tor quasi auf dem Silbertablett. In den entscheidenden Szenen fehlte der TSG die nötige Konzentration und Entschlossenheit.

"Wir haben aus dem Hinspiel gelernt", sagte Trainer Ralf Rangnick noch vor dem Spiel - und trotzdem kassierte seine Mannschaft dann wieder drei Tore nach Standards. Beim 2:5 in Leverkusen waren es vier Gegentore nach ruhenden Bällen. Der Reifeprozess ist offenbar noch in vollem Gange, einem echten Spitzenteam dürfen solche einfachen Fehler in dieser Fülle nicht passieren.

Bayer Leverkusen zeigte eine phantastische Reaktion nach der Klatsche gegen Stuttgart und nutzte seine Chancen fast schon erschreckend effektiv.

Trainer Bruno Labbadia legte Hoffenheims Kreativzentrale Eduardo mit den immer wieder schnell einrückenden Barnetta und Augusto lahm und hatte so die kritische Zone vor dem Tor weitgehend im Griff. Durch den Sieg meldet sich Bayer eindrucksvoll im Kampf um den Titel zurück.

Hoffenheim - Leverkusen: Daten & Fakten