Bremen verschenkt Sieg gegen Gladbach

Von Alexander Klucke/Stefan Rommel
Kein Durchkommen: Gladbachs Gohouri stört Bremens Almeida beim Abschluss
© Getty

Werder Bremen konnte auch am 20. Spieltag der Bundesliga seine Talfahrt nicht stoppen. Die Hanseaten kamen im heimischen Weserstadion gegen Schlusslicht Borussia Mönchengladbach nicht über ein enttäuschendes 1:1 (0:0) hinaus und warten weiter auf den ersten Sieg im Jahr 2009.

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Vor 39.600 Zuschauern rannte Werder fast 90 Minuten auf das Gladbacher Tor an, scheiterte aber immer wieder am überragenden Keeper Logan Bailly im Tor der Gäste.

Lediglich Claudio Pizarro konnte den Belgier überwinden (76.). Doch nur drei Minuten später kamen die Gäste durch Michael Bradley zum glücklichen Ausgleich.

Durch das Remis steckt Werder weiter im tristen Mittelmaß der Liga fest, die Borussia ist trotz des Punktgewinns weiter Letzter.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Werder im Sturm wieder mit Pizarro, der seine Rot-Sperre abgesessen hat. Ansonsten dieselbe Startformation wie auf Schalke. Özil wieder in der Offensivzentrale als Ersatz für Diego, der noch dieses eine Spiel pausieren muss.

Gladbach zwar bis auf Friend (Gelb-Sperre, Colautti beginnt für den Kandier) mit demselben personal wie in der Vorwoche, aber stark geänderter Taktik. Trainer Hans Meyer vertraut auf ein ultra-defensives 3-3-3-1.

19.: Baumann steckt auf Özil durch, der allein auf Bailly zustürmt. Der Bremer spielt den Keeper der Gladbacher aus, kommt ins Straucheln, lässt sich aber nicht fallen. Seine Flanke von der Grundlinie ist dann zu flach.

26.: Wieder Özil mit der Großchance. Der 20-Jährige taucht erneut alleine vor Bailly auf, doch wird wieder zu weit abgedrängt und schießt dann von links über den Kasten.

28.: Nach einer Flanke von der rechten Seite von Almeida bringt Pizarro den Ball aus acht Metern artistisch aufs Tor. Bailly reagiert jedoch stark und verhindert den Rückstand.

36.: Flanke Boenisch von links. In der Mitte setzt Pizarro den Ball hart bedrängt aus sechs Metern volley drüber.

56.: Weiter Flankenball auf Frings. Der ist völlig blank vor Bailly und köpft am Belgier vorbei. Aber Dorda rettet auf der Linie.

76., 1:0, Pizarro: Nach einer Ecke von der rechten Seite, getreten durch Özil, köpft der Peruaner den Ball aus fünf Metern ins rechte obere Eck. Daems war im Zweikampf mit dem besten Bremer zu spät gekommen.

79., 1:1, Bradley: Freistoß Marin. Der Ball fliegt durch den Sechzehner. Bradley steht am zweiten Pfosten und schiebt den Ball aus sechs Metern mit der Brust über die Linie.

82.: Nach einer Ecke köpft Rosenberg aus drei Metern auf den Kasten der Gäste. Bailly reagiert glänzend und kann auch den Versuch von Pizarro im Nachsetzen zunichte machen.

92.: Ecke Frings. Naldo köpft... an die Latte.

So lief das Spiel: Bremen war die Verunsicherung nach dem Fehlstart in der Anfangsphase deutlich anzumerken. Den Gastgebern gelang wenig. Gladbach stand massiert in der Defensive und startete einige recht nette Konter.

Erst nach gut 20 Minuten bekam Bremen das Spiel vor allem über große Lauf- und Einsatzbereitschaft besser in den Griff und strahlte Dominanz aus. Özil kam immer mehr ins Laufen und belebte das Bremer Spiel mit seinen Ideen. Werder in dieser Phase mit einigen sehr guten Chancen.

Nach der Pause im Prinzip das gleiche Bild, allerdings traute sich Gladbach in der Offensive etwas mehr zu. Da Bradley die Kreise von Özil störte, fehlten Bremen die zündenden Momente, um permanent Druck aufzubauen. Erst in den letzten 15 Minuten entfachte Werder einen wahren Sturmlauf - und verzweifelte an Bailly.

Der Star des Spiels: Wie schon letzte Woche gegen Hoffenheim zeigte Gladbach-Keeper Bailly erneut eine überragende Vorstellung. Der Belgier hielt alles auf der Linie, brachte mit seinen sensationellen Reflexen Pizarro, Özil und Rosenberg beinahe zur Verzweiflung. Unfassbare zwölf Großchancen machte Bailly zunichte. Der Borussia scheint auf der Torhüterposition ein richtig großer Wurf gelungen zu sein.

Die Gurke des Spiels: Bremens Harmlosigkeit im Abschluss. 32 Torschüsse -teilweise einige Hochkaräter darunter - gaben die Bremer ab, um zu einem kümmerlichen Tor zu gelangen. Almeida und ganz besonders Rosenberg waren nur ein Schatten ihrer selbst. Selten zuvor verschenkte Werder so fahrlässig zwei wichtige Punkte.

Die Lehren des Spiels: In einigen Ansätzen sahen die Fans das alte Werder, mit schnellem Flachpassspiel und gutem Kombinationsfluss. Nur fehlte die letzte Entschlossenheit im Abschluss.

Das hat viel mit Selbstvertrauen zu tun, welches Werder seit Beginn der Rückrunde eindeutig abgeht. Hier ist in den nächsten Tagen auch der Trainer gefordert, nur am Pech und Unvermögen allein liegt es nicht.

Bremen zeigte spielerisch eine deutliche Steigerung und hofft ab nächster Woche wieder auf die Rückkehr von Diego. Die Ansätze sind wieder da, der Erfolg allerdings noch nicht. Und der zählt im Endeffekt. Sonst nichts.

Gladbachs Mauertaktik ging anders als in Stuttgart diesmal auf. Meyer zeigte erneut seine Haltung gegenüber moderner Spielauffassung und änderte seine taktische Anordnung schon vor der Pause ändern.

Von da an gab Bradley gegen den wuseligen Özil einen lupenreinen Manndecker im Mittelfeld und Neuville agierte als zweite Anspielstation in der Spitze. Der Punkt ist mehr als ein Achtungserfolg im Abstiegskampf - er könnte zur Initialzündung werden.

Der 20. Spieltag im Überblick