Babbel sammelt fleißig Big Points

Von Torsten Adams
Bei Bayer Leverkusen gelang dem VfB Stuttgart der zweite Sieg der Rückrunde im zweiten Spiel
© Getty

Der 4:2-Erfolg bei Bayer Leverkusen hievt den VfB Stuttgart auf Tabellenplatz sechs. Ein Ergebnis, das viele zu Beginn von Markus Babbels Amtszeit als Teamchef nicht für möglich gehalten hatten. Doch der 36-Jährige traf in der Zwischenzeit einige richtige Entscheidungen.

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Das 1:5-Debakel im Pokal gegen die Bayern war für Markus Babbel als Teamchef des VfB Stuttgart der erste Rückschlag - und gleich ein herber. Nach diesem Fiasko hatte vor Beginn der Rückrunde niemand mehr auch nur einen Pfifferling auf die Schwaben gesetzt.

Der Druck auf Mannschaft und Trainer war enorm groß, Manager Horst Heldt nahm den Teamchef in die Pflicht: "Jeder muss sich jetzt hinterfragen, an was es gelegen hat. Wenn ich jeder sage, schließt das selbstverständlich auch den Trainer mit ein."

Babbel: "Schuss vor den Bug zur rechten Zeit"

Gut anderthalb Wochen und zwei Bundesligaspiele später schweben sie im Schwabenland wieder auf Wolke sieben.

Der 4:2-Erfolg gegen Leverkusen war das fünfte Ligaspiel in Folge ohne Niederlage für den VfB. "Vielleicht war das Spiel gegen die Bayern ein Schuss vor den Bug zur rechten Zeit", meinte Babbel.

Bayern-Debakel hin, Pokal-Pleite her: Der erst 36-jährige Teamchef hat seit seinem Amtsantritt bei den Schwaben einige richtige Entscheidungen getroffen.

Ließ Armin Veh im Mittelfeld noch mit Raute spielen, strich Babbel die Zehnerposition und stellte auf eine flache Viererkette mit zwei Sechsern und zwei schnellen Außen um.

Mini-Umbruch geschafft

Sami Khedira als Nachfolger für den abgewanderten Pavel Pardo funktioniert im defensiven Mittelfeld neben Thomas Hitzlsperger perfekt.

Der U-21-Nationalspieler setzt sogar offensiv noch mehr Akzente als der Mexikaner. Bereits fünf Saisontore kann der 21-Jährige verbuchen, Lukas Sinkiewicz' Eigentor zum 1:4, das zu 99 Prozent auf Khediras Konto geht, nicht mit eingerechnet. Diesen Mini-Umbruch hat Babbel gut und vor allem lautlos geschafft.

Unschwer zu erkennen: Stuttgart hat im Vergleich zum Pokal-Aus auch körperlich deutlich zugelegt. Den Leverkusenern waren die Schwaben physisch deutlich überlegen.

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Physische Stärke und Gomez als Lebensversicherung

Physische Stärke und Bissigkeit im Zweikampfverhalten als Basis für die gelungene Vorstellung gegen die spielstarke Werkself - das haben die Spieler verinnerlicht: "Wir wussten, dass Leverkusen sehr offensiv spielt und wir aggressiv dagegen halten müssen. Wir sind sehr gut in die Zweikämpfe gekommen und haben darum auch verdient gewonnen", analysierte Matchwinner Mario Gomez nach der Partie.

Mit seinen beiden Treffern war der Nationalstürmer einmal mehr überragender Akteur der Schwaben. Er selbst hatte dafür auch eine plausible Erklärung parat: "Ich komme hier nach Düsseldorf immer wieder gerne zurück, denn in diesem Stadion habe ich auch mein erstes Tor für die Nationalmannschaft erzielt."

Kommenden Mittwoch hat der 23-Jährige in eben dieser LTU-Arena im Länderspiel gegen Norwegen die erneute Chance dazu.

Babbel mit strikter Linie

Genau wie der Ausnahmestürmer haben auch die anderen VfB-Kicker Babbels Philosophie verstanden. Sein Motto ist zielgerichtet und knallhart. Babbel scheut sich keineswegs vor unpopulären Entscheidungen: "Wer sich nicht 100 Prozent einbringt, muss aus der Mannschaft entfernt werden."

Dieses Schicksal ereilte gegen Bayer Jan Simak. Der Tscheche blieb ohne Esprit in der Offensive, wirkte nach hinten oft zu fahrig. Die Konsequenz: Babbel schickte den 30-Jährigen noch vor dem Pausentee zum Duschen, brachte für ihn Roberto Hilbert. Der Schachzug ging auf: Hilbert zeigte eine ansprechende Leistung und steuerte zwei Assists zum Stuttgarter Erfolg bei.

Delpierre: "Im Vergleich zur letzten Woche war es für uns einfacher"

Einen Mangel im Spiel der Schwaben muss Babbel allerdings noch abstellen. Gegen defensiv tief stehende Teams tun sich die Stuttgarter schwer. Dies bestätigte der mühevolle Arbeitssieg gegen Gladbach vor Wochenfrist eindrucksvoll.

Gegen offensiv agierende Mannschaften kommt der VfB hingegen leichter ins Rollen, wie Innenverteidiger Matthieu Delpierre bestätigte: "Im Vergleich zur letzten Woche war es für uns einfacher, weil die Leverkusener sehr offensiv spielen und dadurch Räume für uns entstanden sind, die wir von Anfang an sehr gut genutzt haben."

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Zurückgekehrtes Selbstvertrauen

Auch ein Verdienst von Babbel, der Bayers drei offensive Mittelfeldstrategen Barnetta, Renato Augusto und Vidal doppeln ließ und seine beiden Viererketten bei Ballbesitz der Werkself stets hinter den Ball beorderte.

Im Schwabenland hat der Bayer dank seiner unumstrittenen Siegermentalität für neue Euphorie gesorgt. Plötzlich glauben Hitzlsperger, Gomez und Co. wieder an sich. "Wir fühlen uns wohl. Die Zeit unter Armin Veh war auch wunderbar." Aber jetzt habe man "wieder Selbstvertrauen, das zuletzt kaum noch vorhanden war", gestand Hilbert.

Vorläufiger Höhepunkt des Aufwärtstrends

So ist beim VfB seit dem Amtsantritt von Babbel ein klarer Aufwärtstrend zu verzeichnen, der seinen vorläufigen Höhepunkt beim ersten Auswärtssieg gegen Leverkusen seit November 2002 erreichte.

"Das war heute ein sehr wichtiger Sieg, da wir bei einem direkten Konkurrenten gepunktet haben", sagte Khedira. In der Tat. Der VfB sammelt unter der Regentschaft von Teamchef Babbel einen Big Point nach dem anderen.

Für die Schwaben sind die Europacup-Plätze mit nunmehr 31 Punkten wieder in greifbarer Nähe. Nur noch zwei Punkte beträgt der Abstand auf Platz fünf, den momentan noch ein in der Hinrunde hochgejubeltes Team inne hat: Bayer Leverkusen.

Leverkusen - Stuttgart: Das Spiel in der SPOX-Analyse