Hertha verpasst Sprung auf Platz eins

Von Florian Bogner / Martin Rösch
Auf Biegen und Brechen: Herthas Patrick Ebert (in weiß) im Zweikampf mit Markus Schuler
© Getty

Hertha BSC Berlin hat die erste Tabellenführung seit Oktober 2006 verpasst, bei Arminia Bielefeld aber immerhin einen Punkt eingefahren. Im Freitagsspiel des 19. Spieltags der Bundesliga kam die Hertha zu einem gerechten 1:1-Unentschieden.

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Andrej Woronin hatte die Gäste nach 13 Minuten mit seinem vierten Saisontor in Führung gebracht, der Ex-Berliner Artur Wichniarek glich kurz vor der Halbzeit aus (40.). Woronin hatte zuvor das 2:0 für die Gäste auf dem Fuß, scheiterte aber am Querbalken.

Arminia seit vier Spielen ungeschlagen

Die zweite Halbzeit blieb dann arm an Ereignissen - die beste Chance vergab Bielefeld-Stürmer Chris Katongo per Kopf (60.).

"Ich habe ein sehr gutes Spiel gesehen, mit der Leistung bin ich zufrieden", sagte Arminia-Trainer Michael Frontzeck. "Berlin ist besser ins Spiel gekommen und hatte zwei, drei gute Chancen. Hintenraus war es aber ein gerechtes Unentschieden."

Favre: "Bin nicht unzufrieden"

Hertha-Coach Lucien Favre meinte: "Wir müssen das Unentschieden akzeptieren. Ich bin nicht unzufrieden. Bielefeld ist keine schlechte Mannschaft. Nach dem 1:0 hätten wir das 2:0 machen können. Wir haben aber in der ersten Halbzeit zu tief gestanden. Nach der Pause haben wir es besser gemacht."

Die Hertha rückt mit 37 Punkten bis auf einen Zähler an Spitzenreiter 1899 Hoffenheim heran, könnte aber bis Sonntag wieder auf Rang vier durchgereicht werden. Bielefeld - seit vier Spielen ohne Niederlage - bleibt mit 18 Punkten auf Platz 14.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Bielefeld ohne den angeschlagenen Lamey, dafür mit Schuler, dessen Gelbsperre abgelaufen ist. Sonst die Elf, die Werder 2:1 schlug.

Bei den Gästen muss Friedrich (fehlt auch gegen Norwegen) verletzt passen, dafür kommt Neuzugang Cufre zu seinem Debüt. Pantelic fehlt verletzt, Raffael rückt in den Sturm.

13., 0:1, Woronin: Woronin kommt auf der rechten Seite ans Leder und wird von Bollmann nicht attackiert. Der Ukrainer fasst sich aus extrem spitzem Winkel ein Herz und zimmert das Leder mit vollem Risiko ins lange Eck. Eilhoff sieht da nicht gut aus. Viertes Saisontor für den Ukrainer.

19.: Nächste dicke Chance für Berlin. Wieder ist es Woronin, der nach einem langen Schlag über rechts durch ist. Diesmal versucht er es mit einem Heber, trifft aber nur den Querbalken.

23.: Munteanu flankt von links. Wichniarek gewinnt das Kopfballduell gegen von Bergen, drückt das Leder allerdings nicht platziert und fest genug. Drobny packt zu.

40., 1:1, Wichniarek: Wer sonst? Der Ex-Berliner stiehlt sich im Rücken von Cufre davon und bekommt den Ball von rechts von Kucera genau auf den Kopf serviert. Drobny gegen den Kopfball aus fünf Metern chancenlos. 12. Tor für Artur.

43.: Weiter die Hausherren. Nach einer Ecke von rechts versucht es Kirch vom Strafraumeck. Mijatovic fälscht den Schuss vor dem Tor unfreiwillig mit dem Kopf ab.

48.: Der eingewechselte Kamper mit einem satten Distanzschuss aus 30 Metern. Das Leder flattert extrem, Drobny pariert mit beiden Fäusten.

60.: Kauf von rechts, in der Mitte fühlt sich niemand für Katongo verantwortlich. Der Kopfball des Stürmers aus sieben Metern geht genau in die Arme von Keeper Drobny.

63.: Kaka verliert in der Vorwärtsbewegung das Leder an Kamper. Der Däne bedient Katongo, der frei von der Strafraumgrenze zwei Meter über den Kasten schießt.

83.: Schneller Konter der Berliner. Voronin verlängert klasse mit der Hacke und schickt Nicu. Eilhoff kommt aus seinem Tor und riskiert Kopf und Kragen. Der Arminen-Schlussmann wird für seinen Einsatz belohnt und hat das Leder.

89.: Nicu setzt sich über rechts gegen zwei Bielefelder durch und legt quer. Chermiti kommt aus kurzer Distanz eine Fußspitze gegen Eilhoff und Bollmann zu spät.

So lief das Spiel: Bielefeld mit dem besseren Start und mehr Ballbesitz, Berlin zu Beginn sehr tief stehend. Die ersten Aktionen gehörten den Hausherren, dann sorgte Woronin für den Paukenschlag auf der Gegenseite. Die Arminia danach bemüht, hinten allerdings konteranfällig. Die Hertha gab die gegnerische Hälfte preis, ohne hinten ernsthaft in Bedrängnis zu geraten. Ausgerechnet Wichniarek nutzte dann aber kurz vor der Pause die erste Unsicherheit der BSC-Abwehr zum Ausgleich.

Mit dem Ausgleich im Rücken kam die Arminia besser aus der Kabine und erarbeitete sich mit einfachen Mitteln ein Übergewicht im Mittelfeld. Die Hertha kämpfte immer wieder mit leichtsinnigen Ballverlusten und war im Vorwärtsspiel zu statisch, Bielefeld hatte kaum Ideen und war meist nur durch Fernschüsse gefährlich. So blieb es am Ende bei der gerechten Punkteteilung.

Der Spieler des Spiels: Andrej Woronin. Ist Pantelic nicht da, macht eben Woronin die Buden - so einfach ist es derzeit bei der Hertha. Der Ukrainer initiierte nahezu alle gefährlichen Hertha-Angriffe. In der 13. Minute düpierte er den teilnahmslosen Bollmann und den zu weit im kurzen Eck stehenden Eilhoff gleichermaßen und hätte sechs Minuten später ein zweites Tor verdient gehabt - allein die Latte hatte was dagegen.

Die Gurke des Spiels: Leandro Cufre. Der Friedrich-Ersatz wurde von Hertha-Coach Favre ins kalte Wasser geworfen und sollte vor der Dreierkette die rechte Seite dicht machen. Bis zur 43. Minute brannte dort auch nichts an - dann entwischte ihm Wichniarek und es stand 1:1. Weil der Argentinier offensiv so gut wie nichts zustande brachte, wurde der Neuzugang zur Halbzeit in der Kabine belassen.

Die Lehren des Spiels: Favre versuchte mit einer Fünferabwehrkette mit zwei variablen Außen (Stein/Cufre) den Bielefelder Druck auf den Außen zu unterbinden und schaffte das auch ganz gut. Im Gegenzug lahmte so aber das Angriffsspiel der Gäste gehörig, die sich beim Umschalten schwer taten und so bei Ballbesitz selten mehr als zwei Mann vor der Kugel hatten. Kacars Fehlen als Mittelfeldmotor machte sich bemerkbar, Cicero war in der Zentrale zeitweise überfordert. Einzig Woronin tat, wie ihm geheißen: Er netzte spektakulär und rieb sich ansonsten in leidenschaftlichen Zweikämpfen auf.

Zur Halbzeit versuchte Favre auf 4-4-2 umzustellen. Er zog Stein zurück, von Bergen nach rechts und Woronin hinter die Spitzen Raffael/Chermiti. Besser wurde das Hertha-Spiel aber keineswegs - im Gegenteil: Die Arminia kam plötzlich besser zurecht und riss das vorher ausgeglichene Spiel an sich. Vor allem Kamper machte Druck auf von Bergen, der entscheidende Punch wollte allerdings weder Bielefeld noch der Hertha gelingen.

Bielefeld-Hertha: Daten & Fakten