Thesen zum schwachen Bayern-Sieg gegen Augsburg: Julian Nagelsmann setzt Leroy Sane falsch ein

Von Johannes Ohr
Leroy Sane erlebte beim 1:0 gegen den FC Augsburg einen eher tristen Nachmittag.
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Das recht maue 1:0 des FC Bayern München gegen Augsburg hat gezeigt, dass Leroy Sane möglicherweise auf der falschen Position spielt. Marcel Sabitzer scheint endlich in München anzukommen. Und die Rückkehr der Fans kommt für den Rekordmeister genau richtig. Die Thesen zum Spiel.

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1. Nagelsmann setzt Leroy Sane falsch ein

Und wieder abgetaucht... Wie schon bei seinem Kurzeinsatz beim 0:1 in Villarreal erlebte Leroy Sane gegen Augsburg eine Partie zum Vergessen. Der Linksfuß, am Samstag auf dem rechten Flügel, wirkte erneut nicht so richtig eingebunden in eine freilich insgesamt lahmende Bayern-Offensive, suchte hinten und vorne erfolglos um Anschluss. Bei seiner Auswechslung wirkte er schließlich sichtlich angefressen.

Was sind die Gründe für zwei schwache Leistungen innerhalb weniger Tage? "Ich mag Leroy sehr, als Person und Spieler. Jeder weiß, dass er unglaubliche Qualitäten hat. Er ist selbstkritisch genug und weiß selbst, dass er zuletzt nicht gut gespielt hat. Woran es liegt, weiß ich nicht genau. Er hatte Aufs und Abs während seiner Karriere. Ich unterstütze ihn total", sagte Nagelsmann auf Nachfrage von SPOX und GOAL.

Des Rätsels Lösung könnte aber schlicht und ergreifend in der Positonierung liegen. Als Nagelsmann von Leipzig nach München wechselte, setzte er Sane zunächst rechts ein. Ab dem dritten Spieltag schenkte er Sane jedoch auf dem linken Flügel eine neue, alte Heimat.

Dort blühte Sane sichtlich auf, wurde endlich zum Leistungsträger. Zwar kam er auch danach immer mal wieder im Zentrum - teilweise auch überzeugend - zum Einsatz. Doch am wohlsten scheint sich Sane auf links zu fühlen. Nagelsmann sollte sich daran erinnern - zumal die Alternative Serge Gnabry, den der Trainer für Sane links außen aufbot, nicht wirklich überzeugen konnte.

2. Marcel Sabitzer ist endlich eine Alternative

Es war keine überragende Leistung von Marcel Sabitzer. Aber durchaus eine, bei der man erahnen konnte, warum Nagelsmann den Mitteldspieler unebdingt aus Leipzig mitnehmen wollte. Sabitzer ersetzte in der 57. Minute Leon Goretzka im Zentrum für die Position neben Joshua Kimmich. Der Österreicher machte seine Sache für Nagelsmann so gut, dass er ihn nach dem Spiel überschwänglich lobte.

"Sabi und King haben uns die drei Punkte beschert. Wir hatten in der ersten Halbzeit viele Momente, die Sabi im zweiten Durchgang gelöst hat", schwärmte der Coach. Sabitzer habe "Emotionen geweckt", sei auch einfach mal durch einen Gegenspieler "durchgelaufen". Nagelsmann weiter: "Heute hat er die Galligkeit gehabt, die ihn auch in Leipzig ausgezeichnet hat. Bei seinem Pass auf King, wo Gikiewicz hält, sieht man auch die feine Klinge, die er hat. Aber auch im Umkehrschluss dieses ständige Attackieren gepaart mit dieser Galligkeit auf Ballgewinne. Das hat ihn extrem ausgezeichnet. Es war ein herausragendes Spiel von ihm."

15 Millionen Euro überwies der FC Bayern im Sommer für den Österreicher nach Leipzig. Sabitzer war der einzige wirkliche Wunschspieler Nagelsmanns. Nach heftigen Anlaufschwierigkeiten entwickelt sich der Rechtsfuß endlich zu einer echten Alternative, schon beim 4:1 gegen Freiburg war er nach seiner Einwechslung richtig präsent. Und gibt Nagelsmann damit gleichzeitig mehr Möglichkeiten, mit (regulären) Wechseln von der Bank nachlegen zu können.

3. Die Zuschauer-Rückkehr kommt für Bayern genau richtig

Wer gegen Augsburg mit dem Auto ins Stadion fuhr, stand kurz vor dem Ziel ziemlich sicher erst mal im Stau. 75 000 Zuschauer durften nach einem Beschluss der bayrischen Staatsregierung am Samstag wieder in die Arena. So voll war das Wohnzimmer der Bayern in zwei Jahren Corona-Pandemie nur ein einziges Mal - beim 2:1 gegen Freiburg im November 2021. So richtig beflügelt hat die Zuschauer-Rückehr die Mannschaft von Julian Nagelsmann zwar offenbar nicht, dennoch scheint sie angesichts des "Do-or-die"-Spiels gegen den FC Villarreal am Dienstag in der Champions League genau zum richtigen Zeitpunkt zu kommen.

"Wir hatten in der 2. Halbzeit sechs bis sieben Minuten, die vergleichbar waren mit den ersten 45. In solchen Momenten hilft uns das Stadion, die Kurve. Dass die Fans wieder da sind, tut uns gut, darüber freuen wir uns", unterstreicht Nagelsmann die Bedeutung eines vollen Stadions für das eigene Auftreten. "Das ist immer wertvoll, aber besonders dann, wenn es zäh ist." Nimmt man die beiden jüngsten Spiele zum Maßstab, könnten die Bayern die Unterstützung der Fans am Dienstag dringender gebrauchen als ihnen lieb sein wird.

Schlusswort Leon Goretzka über die Wechselwirkung zwischen Fans und Spielern: "Am Dienstag brennt die Hütte und wir werden ein Spiel abliefern, was Bayern-like ist."